Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Revolverheld startet Sommertour in Apolda
Sänger Johannes Strate über neue Songs, politische Haltung und die Vorliebe für regionale Spezialitäten
Apolda. Der Apoldaer Musiksommer 2023 startet am 30. Juni mit der Band Revolverheld. Die Kreisstadt ist damit der Ausgangspunkt für deren Sommertour. Ein Gespräch mit Sänger Johannes Strate (42).
Moin, moin, im Sommer gastieren sie und ihre fünf Mitstreiter in Apolda, das für den dreitägigen Musiksommer (30. Juni bis 2. Juli) bekannt ist. Nun wird endlich auch Revolverheld ein Konzert geben. Allerdings ist es 2023 das einzige in Thüringen, ja sogar im Osten. Hat das einen tieferen Grund?
Nein. Die Planung läuft nach einem Schema ab. Es gibt die Anfrage eines Veranstalters, unser Team schaut in den Kalender und prüft, inwieweit es passt und ob schon andere Konzerte in der Gegend geplant sind. Dabei gilt normalerweise eine gewisse Gebietsexklusivität, die sich die Veranstalter ausbedingen.
Sind Sie in anderer Konstellation vorab in Mitteldeutschland zu hören?
Ja, am 3. März trete ich im Steintorvarieté in Halle zusammen mit dem Klassik-star Sebastian Knauer auf.
Mit unserem Gespräch hat es zeitlich ja super geklappt. Manche Musiker gelten als eher unpünktlich, manch ein Sänger lässt das Publikum bis zum Konzertbeginn ja schon mal schmoren …
Das Publikum warten zu lassen, ist nicht unser Ding. Es ist nicht cool. Da geht es ja auch um Respekt. Die Leute haben Geld für die Karten ausgegeben. Und sie können dafür eine Leistung erwarten. Da gehört Pünktlichkeit meiner Ansicht nach dazu.
Sechs Alben hat Revolverheld herausgebracht, 2021 das jüngste „Neu erzählt“. Darin geht’s auch darum, dass man bestimmte Fehler nicht zweimal machen will, sich alte Geschichten auch anders interpretieren, neu erzählen lassen. Welche Fehler gab’s bei den „Revolverhelden“musikalisch gesehen so?
Musikalisch gesehen gab es den entscheidenden Fehler eigentlich nicht. Natürlich sind wir regelmäßig am Probieren, tüfteln Kristoffer Hünecke und ich an neuen Texten, werden mit allen Bandmitgliedern Melodien ausprobiert. Im Verlauf
des Prozesses gibt es da natürlich ab und an Dinge, die wir später wieder verwerfen.
Von zehn Ideen bekommen die Fans dann also wie viele zu hören …?
Erfahrungsgemäß einen Song. Fünf Ideen fallen gleich weg, vier Songideen passen vielleicht nicht in die Zeit oder sind thematisch zu dicht beieinander. Wir gehen da sehr selbstkritisch vor. Und es braucht seine Zeit.
Aber das Publikum darf schon gespannt sein auf Neues?
Ja, gewiss. 2023 kommt in jedem Fall was raus. Ob das nun schon das siebte Album ist, kann ich noch nicht sagen. Wahrscheinlich gibt es da in Apolda die eine oder andere Live-premiere eines neuen Songs.
Wie viel Persönliches von Ihnen steckt eigentlich in den Songtexten drin?
Das kommt drauf an. Im Song „Das Größte“, der meinem Kind gewidmet ist, sind es 100 Prozent. Aber es gibt auch Lieder, die nicht so unmittelbar durch persönliche Erfahrungen gespeist sind.
Gibt es für sie den Revolverheld-lieblingssong?
Ich habe meine Favoriten. „Keine Zeit“, „Na ihr wisst schon“und „Sommer in Schweden“gehören dazu.
„Ich lass für dich das Licht an“, heißt ein Song. Heutzutage ist das angesichts der Energiekosten sicher keine Empfehlung. Aber im Ernst: Klimawandel, Fridays For Future, Flüchtlinge – wie stehen Sie dazu? Revolverheld engagiert sich auch für den WWF und Sea Watch.
Ich möchte nicht aufhören, daran zu glauben, dass es noch nicht zu spät ist, um den Planeten zu retten. Ich bin begeistert von Leuten, die tragfähige Ideen entwickeln, wie sich das Leben umweltneutral gestalten lässt. Da gibt es so viel Innovation, die mir die Zuversicht gibt, dass sich der Hebel noch umlegen lässt.
Sollte ein Musiker sich politisch klar positionieren, sich bekennen?
Künstler haben aufgrund ihre öffentlichen Wirkmächtigkeit eine gewisse Vorbildfunktion, denke ich. Und das Publikum sollte neben aller Musik wissen, wofür man steht.
Sie treten im Sommer in Apolda auf. Dort gibt es die Brauerei mit Tradition. Werden sie das Bier von hier probieren?
Klar. Die Bandmitglieder und ich sind neugierig. Wo wir gastieren, versuchen wir, regionale Köstlichkeiten zu probieren. Ich brauche kein Bier, das extra von sonst wo herangekarrt wird. Das Gute liegt oft nah.
Revolverheld beim Apoldaer Musiksommer am Freitag, 30. Juni, Karten: www.ticketshop-thueringen.de