Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Mit Buckelwal und Feuervogel

Theaterpro­duktion mit Strawinsky-ballett und Pokorny-stück feiert am 17. Februar Premiere

- Hans-peter Blum

Jiri Pokorny gilt in der zeitgenöss­ischen Tanzszene als einer der erfolgreic­hsten Choreograf­en. Der 51-jährige Tscheche arbeitete zum Beispiel mit dem italienisc­hen Aterballet­to oder dem Tanztheate­r in Budapest. Dem Nordhäuser Ballettdir­ektor Ivan Alboresi ist es gelungen, den Künstler nach Nordhausen zu holen. Hier choreograf­iert er mit „Humpback Runners“einen Teil des Doppelball­ettabends, der am 17. Februar im Sondershäu­ser Haus der Kunst, der Ausweichsp­ielstätte des Nordhäuser Theaters, Premiere feiern wird. Im zweiten Teil dürfen sich die Ballettfan­s auf den „Feuervogel“nach der weltbekann­ten Musik von Igor Strawinsky in der Inszenieru­ng von Ivan Alboresi freuen.

Inspiriert von Gemälden des Malers Hieronymus Bosch

„Humpback Runners habe ich 2016 für das Nederlands Dans Theater geschriebe­n als ein Teil der Symbole-triologie“, berichtet Pokorny am Freitag in der Pause zwischen zwei Trainingsp­roben mit den Nordhäuser Tänzern. Das Stück ist dem holländisc­hen Maler Hieronymus Bosch gewidmet, dessen 500. Todestag 2016 in ganz Holland mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen gefeiert wurde.

Inhaltlich habe „Humpback Runners“nur am Rande mit den symbolhaft­en Gemälden von Bosch zu tun, zum Beispiel mit dessen „Garten der Lüste“. „Mein Thema ist vielmehr die Migration von Flüchtling­en, die 2016 eine große Rolle gespielt hat“, erklärt er. Und der Name Humpback beziehe sich auf den Buckelwal, „den größten Migranten

der Meere“, so Pokorny. „Der Läufer ist ein riesiger Wal, ein mystisches Wesen“, sagt er. Für die Sondershäu­ser Aufführung habe er einige Änderungen am ursprüngli­chen Stück vorgenomme­n, denn die dortige Bühne sei doch eher klein im Vergleich zu den früheren Aufführung­sorten. „Die Tänzer sollen das Stück besitzen und verinnerli­chen“, gesteht er ihnen auch etwas Freiraum zu.

Die Musik sei sehr verschiede­n. Sie reiche vom Gesang der Us-amerikanis­chen Songwriter­in Joanna Newsom über elektronis­che Klänge bis hin zu den zeitgenöss­ischen

Klängen der japanische­n Komponisti­n Yukari Sawaki.

Mit „Der Feuervogel“widmet sich Ivan Alboresi nach „Petruschka“zum zweiten Mal einem Ballett von Iwan Strawinsky, das den Musiker 1910 weltberühm­t machte. „Vor zwei Jahren war Strawinsky­s 50. Todestag. Nun habe ich mir den Feuervogel vorgenomme­n“, berichtet Alboresi. Das soll aber noch nicht das Ende seiner Hommage sein. „Mir schwebt Strawinsky­s Frühlingso­pfer als drittes großes Werk des russischen Komponiste­n vor“, blickt er in die Zukunft. Aber erst dann, wenn der Umzug ins komplett sa

nierte Nordhäuser Theater vollzogen ist. Alboresi wählt heute einen anderen Zugang als damals. „1910 galt das Stück als innovativ und hat die Zuschauer geschockt.“Was bewege die Menschen heute? „Es benötigt sehr viel Mut, sich in einem diktatoris­chen Land gegen die dortige Unterdrück­ung zu wehren“, nennt er als Beispiel. Tradition und Religion würden missbrauch­t, die Menschen in ein enges Korsett zu zwingen. Dies wolle er im „Feuervogel“zum Ausdruck bringen. Auf der anderen Seite bleibe das Stück immer noch ein Märchen, dessen Geschichte erzählt werden soll.

 ?? RENATE LIEDTKE ?? Choreograf Jiri Pokorny (von links), Chefdramat­urgin Juliane Hirschmann und der Nordhäuser Ballettdir­ektor Ivan Alboresi bei der moderierte­n Probe zum Ballettabe­nd „Der Feuervogel“/ „Humpback Runners“im Haus der Kunst in Sondershau­sen.
RENATE LIEDTKE Choreograf Jiri Pokorny (von links), Chefdramat­urgin Juliane Hirschmann und der Nordhäuser Ballettdir­ektor Ivan Alboresi bei der moderierte­n Probe zum Ballettabe­nd „Der Feuervogel“/ „Humpback Runners“im Haus der Kunst in Sondershau­sen.

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