Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Putz statt sichtbarem Mauerwerk: Kirchensanierung beendet
Kosten bleiben trotz Preissteigerungen im Rahmen. Neue Mikrofonanlage für bessere Akustik
Noch ist etwas Zeit bis zur offiziellen Einweihung der von außen frisch sanierten St.-nicolaikirche in Niedergebra. Geplant ist der Festgottesdienst für den 30. April, aber schon jetzt können sich die Einwohner und Besucher an der verputzen Fassade sowie dem neugedeckten Dach erfreuen. Wobei die Sanierung der Außenhülle nicht nur ästhetische Gründe hatte, sondern vor allem dem baulichen Erhalt des Gotteshauses dienlich ist.
Für Pfarrer Michael Steinke grenzt die schnelle Beendigung der Sanierungsarbeiten fast an ein Wunder. „Wir sind sehr dankbar, dass es so geklappt hat. Es war eine Punktlandung, vor dem Weihnachtsmarkt war alles fertig. Damit hatten wir ein richtiges Weihnachtsgeschenk.“Auch für das Team des Architekturbüros Hartkopf aus Bennungen waren die Sanierung etwas Besonderes. Es sei außergewöhnlich, dass so eine umfangreiche Baumaßnahme innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden kann.
Zwischenzeitlich werden keine Dachziegel mehr geliefert
Allerdings hätten der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Lieferprobleme sowie die enormen Preissteigerungen beinahe alle Pläne durchkreuzt. Fast genau vor einem Jahr begann mit den Dacharbeiten der erste Bauabschnitt an der Nicolaikirche. Erst im August konnte die Eindeckung beendet werden. „Zwischenzeitlich wurden keine Dachziegel mehr geliefert und dadurch kam es zur Verzögerung. Dies fiel natürlich auch den Niedergebraern auf und einige Leute fragten, warum es denn nicht weitergehe“,
erklärt Michael Steinke die damalige Pause. „Obwohl schlagartig alles teurer wurde, konnte glücklicherweise wenigstens der Einkaufspreis für die Ziegel gehalten werden.“
Auch der zweite Bauabschnitt begann mit Verzögerungen. Aber dank der bauausführenden Firmen, die zum größten Teil aus der Region kamen, konnte der Zeitverlust aufgeholt werden. Nach der Reinigen der Außenhülle, dem Verfugen von
Rissen und der Ergänzung von fehlendem Mauerwerk musste entschieden werden, wie es mit der Fassade weitergeht. „Nach langem Überlegen haben wir uns entschieden, die Fassade verputzen zu lassen. Zum einen bildet der Putz eine Schutzschicht für die Substanz und zum anderem wäre ein steinsichtiges Mauerwerk deutlich teurer gekommen.“Nach der Trockenlegung des Fundaments, damit keine Feuchtigkeit vom Boden mehr in das Mauerwerk dringen kann, wurde in der letzten Bauphase der Sockel verfugt.
Über 325.000 Euro verschlangen die Sanierungsarbeiten insgesamt, wobei bemerkenswerterweise im zweiten Bauabschnitt die veranschlagten Kosten nicht überschritten wurden. „So eine Baumaßnahme hat nur eine Chance, wenn man Städtebau-fördermittel vom Land in Anspruch nehmen kann. Allerdings bekommt man ohne Eigenauch keine Fördermittel“, erklärt Michael Steinke.
Unterstützung durch Gemeinde nicht selbstverständlich
Ohne ein Team von ehrenamtlichen Helfern geht auch in einer Kirchgemeinde nichts. Das Schönste ist, wenn alles ineinandergreift. Michael Steinke,
Pfarrer der St.-nicolai-kirche Niedergebra
Die Eigenmittel für dieses Projekt stammen von der Niedergebraer Kirchgemeinde, dem Kirchbauverein des Ortes sowie von der Landeskirche und dem Kirchenkreis. Weitere Mittel kamen vom Landesamt für Denkmalpflege, der Klosterkammer Erfurt und mehreren Stiftungen „Wir bedanken uns auch ganz besonders bei der Gemeinde Niedergebra für die finanzielle Unterstützung, so etwas ist nicht selbstverständlich.“Als Retter in der Not erwiesen sich die Firmen „mtm plastics“aus Niedergebra und die Bleicheröder Altis, die einsprangen, als einige geplante Mittel unerwartet wegfielen.
Pfarrer Steinke betont, dass ohne Ehrenamtliche auch in einer Kirchengemeinde nichts geht. „So haben Mitglieder des Gemeindekirchenrates und engagierte Einwohner beim Streichen und Verkitten der Fenster geholfen. Das Schöne ist, wenn alles ineinandergreift. Damit soll ein Dankeschön an alle ehrenamtlichen Helfer gehen.“
Die Kirche besitzt jetzt nicht nur eine sanierte Außenansicht, sondern auch eine neue Mikrofonanlage. Dank dieser Anlage und einer zweiten Lautsprecherbox hat sich die bisher viel gescholtene Akustik im Gotteshaus enorm verbessert, worüber sich besonders die Chöre sehr freuen. Und natürlich die Besucher der Gottesdienste und der Veranstaltungen, die nun in einen ungetrübten Hörgenuss kommen.
Als nächstes soll der Hauptweg der Kirche aus Richtung Plan gepflastert werden „Und wenn noch einmal die Chance auf eine große Förderung besteht, würden wir auch gern den Kirchturm in Angriff nehmen. Aber das ist Zukunftsmusik“, so Michael Steinke.