Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Preissenkung frühestens 2024
Energieversorgung Nordhausen verfolgt langfristige Beschaffungspolitik und warnt vor vorschnellem Anbieterwechsel
Die Preise am Energiemarkt fallen wieder. Im Großhandel sind Strom und Erdgas deutlich günstiger als noch vor wenigen Wochen. Am Terminmarkt hat sich der Preis für die Megawattstunde Gas laut Bundesnetzagentur seit Mitte Dezember fast halbiert, das Preishoch vom August vorigen Jahres ist so fern wie seit vorigem Frühjahr nicht mehr.
Die Beschaffungskosten also für die Energieversorger sinken seit Anfang Dezember. Preissenkungen für die Kunden stehen aktuell gleichwohl nicht zur Debatte, heißt es von der Energieversorgung Nordhausen (EVN). Geschäftsführerin Jana Zöller zufolge stehe zu diesem Thema Mitte November eine Entscheidung für 2024 an. Letztlich entscheiden die Gesellschafter, also die Thüringer Energie und die Stadt Nordhausen.
Hintergrund ist eine langfristige, risikoarme Beschaffungspolitik der EVN. Die bringt zwar keine kurzfristigen Preissenkungen mit sich, aber eben auch keine kurzfristigen Steigerungen. So hielt das Unternehmen im gesamten vorigen Jahr die Energiepreise konstant, trotz extrem hoher Marktpreise gerade im Sommer 2022. „Die reinen börsennotierten Strompreise lagen in der Spitze bei 1,20 Euro pro Kilowattstunde“, erklärt Zöller. Verkauft hatte die EVN ihren Kunden Strom für rund 24 Cent. Inzwischen ist dieser Preis auf 48,3 Cent gestiegen, wobei der Strompreis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 40 Cent gedeckelt wurde.
Beim Gas liegt die Preisbremse bei zwölf Cent pro Kilowattstunde, der Evn-preis liegt mit 14,8 Cent leicht darüber.
Zöller weist zudem darauf hin, dass der Strompreis für den Kunden sich nicht allein aus den eigentlichen Beschaffungskosten zusammensetzt, sondern auch Netzentgelte, staatliche Umlagen und den Risikoaufschlag für den Vorlieferanten beinhaltet.
Preisbedingte Kündigungen habe es in den vergangenen Wochen noch nicht gegeben. Vor schrumpfenden Kundenzahlen habe sie auch keine Angst, mag auch das Vergleichsportal Verivox auch von einer „deutlichen Zunahme der Wechselaktivitäten“berichten, mag Check24 das Wechselvolumen gar „innerhalb weniger Wochen bundesweit auf Vorkrisenniveau gestiegen“sehen.
Was Zöller umtreibt, ist die Tatsache, dass ein vorschneller Wechsel Kunden teuer zu stehen kommen kann. Die EVN warnt vor „Schnäppchen-angeboten“von Billiganbietern. Denn steigen die Börsenpreise wieder, seien Insolvenzen von Händlern, die auf eine kurzfristige Beschaffung setzen, nicht auszuschließen, erinnert Zöller an die Zeit Ende 2021, als zahlreiche Anbieter vom Markt verschwanden.
Die Grundversorger mussten einspringen, EVN nahm Hunderte Kunden auf. Inzwischen allerdings fallen von einer Insolvenz betroffene Kunden nicht mehr automatisch in die Grundversorgung. Vielmehr greife die Ersatzversorgung: „Der zuständige Grundversorger muss dann zusätzlich anfallenden Einkaufsmengen teuer am Spotmarkt nachkaufen und dem Kunden in Rechnung stellen“, erklärt Zöller. Die Ersatzversorgung würde also erheblich teurer. „Darüber sollte man sich vor einem Wechsel des Energieanbieters bewusst sein.“
Die Ersatzversorgung würde erheblich teurer werden, weil der Grundversorger die teuer am Markt nachgekauften Mengen dem Kunden in Rechnung stellen muss. Jana Zöller, Evn-geschäftsführerin