Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Helios-klinik hat neuen Chefarzt
Albert Bratu tritt in der orthopädischen Facheinrichtung die Nachfolge von Steffen Kohler an
Großer Bahnhof am Mittwochnachmittag in der Helios-klinik Bleicherode: Rund 90 Gäste erschienen zur Feierstunde in der Stadt im Südharz. Galt es doch, den langjährigen Chefarzt und Ärztlichen Direktor Steffen Kohler zu verabschieden, der aus persönlichen Gründen in die zweite Reihe als Leitender Oberarzt zurücktritt. Zugleich wurde mit Albert Bratu der neue Chefarzt und Ärztliche Direktor vorgestellt.
Nach einleitenden Worten von Klinikgeschäftsführer Florian Lendholt und der Bleicheröder Standortleiterin Andrea Lehmann würdigte Thomas Steiner, der stellvertretende Ärztliche Direktor im Helios-klinikum Erfurt, das Wirken von Kohler. Steiner skizzierte Kohlers Ausbildung mit dem Studium in Jena und dessen Abschluss 1990 „in einer sehr unruhigen Zeit“. Danach folgte die vierjährige Facharzt-ausbildung in Bleicherode, Stationen in Eisenberg, in Nordhausen und ab 1997 fest in Bleicherode, wo Kohler promovierte und bereits ein Jahr später Oberarzt wurde.
Albert Bratu stammt aus Rumänien
„Man könnte hier einiges aufzählen, aber die Campus-reha ist sicher das wichtigste Projekt, das Kohler angestoßen hat“, berichtete Steiner. Das sei das perfekte Modell im Zusammenspiel von Akutversorgung und Rehabilitation. Steiner gab auch eine persönliche Anekdote zum Besten. „Auf unserem gemeinsamen Seminar ‚Sich und andere führen‘ im Allgäu ist Kohler jeden Morgen auf sein Mountainbike gestiegen und hat eine Runde gedreht, während die restlichen Seminarteilnehmer Frühsport treiben mussten“, blickte er zurück. Kohler gehe sehr strukturiert durchs Leben und sei auch mit seiner Familie sehr verantwortungsbewusst umgegangen. „Davor könne wir nur alle den Hut ziehen.“
Kohler selbst blickte in seiner Erwiderung auf sein medizinisches Wirken zurück. Er habe unzählige Führungs- und Präsentationsseminare absolviert und das Helios-stipendium 2000 durchlaufen. 2013 übernahm er die Nachfolge von Hertha Ratayski als Chefarzt und Ärztlicher Direktor. Damit verbunden sind die „Mühen der Ebene“, wie der Bleicheröder die tägliche Arbeit im Medizinbetrieb nennt. Denn: „Wissenschaft tut weh“, so
seine pointierte Aussage. „Das Privatleben ist für mich immer wichtig gewesen. Ich bin jetzt das 30. Jahr mit meiner Frau verheiratet. Mein Vater ist ernsthaft erkrankt, so dass ich mich jetzt um ihn kümmern muss“, sagte Kohler. Das sei mit seiner Funktion als Chefarzt und Ärztlicher Direktor nicht kompatibel, weshalb er sich zum 1. April freiwillig in die zweite Reihe zurückgezogen habe.
Abschließend verriet er einige Erfahrungen aus seiner langen Dienstzeit. „Medizin im Krankenhaus ist immer Teamarbeit, aber einer muss den Hut aufhaben.“Gerechtigkeit für alle gebe es nicht, und niemand sollte glauben, er sei der Einzige, der
arbeitet und etwas kann. Fehler passierten selbstverständlich auch, zur Erkenntnis sei die selbstkritische Reflexion notwendig. Und wichtig seien gute Freunde, die den Spiegel halten würden. Kohler endete mit einem Satz von Kurt Tucholsky: „Lass dir von keinem Fachmann imponieren, der dir erzählt: Lieber Freund, das mache ich schon seit 20 Jahren so! Man kann eine Sache auch 20 Jahre lang falsch machen.“
Thomas Mückley, Professor und Chefarzt der Unfallchirurgie im Helios-klinikum Erfurt, stellte den neuen Ärztlichen Direktor vor. „Albert Bratu wurde vor 37 Jahren in Rumänien geboren. Er ist seit 2012 in Deutschland tätig und hat sich seitdem einen Namen gemacht als Spezialist für Primär- und Wechselendoprothetik, gelenkerhaltende Chirurgie der unteren Extremität und minimalinvasive Endoprothetik“, so Mückley. Bratu habe in dieser Zeit etwa 3500 Prothesen gefertigt und war dann zuletzt im Sana Krankenhaus in Rummelsberg bei Nürnberg tätig. „Bratu hat viele tausend OP‘S durchgeführt und ist damit bestens vorbereitet, das traditionsreiche Erbe in Bleicherode anzutreten“, so berichtet der Erfurter Mediziner.
Der per Video-chat zugeschaltete Thomas Gehrke von der Endoklinik in Hamburg erntete bei seinem Grußwort viele Lacher, als er von seiner jüngsten Ankunft in Bleicherode berichtete. „Da kam mir der Film ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ in den Sinn, als ich im Bahnhof Bleicherode-ost den Zug verließ und mich ganz allein auf dem Bahnsteig befand“, sagte er.
Albert Bratu gab bei seiner Antrittsvorlesung zum Thema „Der vordere anatomische Hüftzugang (AHA)„ ein Beispiel seines medizinischen Könnens und Fachwissens. „Diese neue Op-technik, die seit zwei Wochen in Bleicherode ausgeführt wird, hat viele Vorteile und reduziert etwa die Verweildauer der Patienten von sechs auf vier Tage“, so der neue Chefarzt.