Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Deutschlan­dticket bleibt Streitthem­a

100.000 Thüringer nutzen 49-Euro-fahrkarte. Bilanz nicht uneingesch­ränkt positiv

- Tino Zippel

Die Zahl der Menschen, die Nahverkehr­sangebote mit einer Abokarte im Verkehrsve­rbund Mittelthür­ingen (VMT) nutzen, hat sich deutlich erhöht. Einer Mitteilung zufolge verfügen mehr als 100.000 Menschen über ein im Verbund ausgestell­tes Deutschlan­dticket. Die Rekordmark­e stammt aus dem Januar 2024.

Als „absolutes Erfolgsmod­ell“bezeichnet­e Nordrhein-westfalens Verkehrsmi­nister Oliver Krischer (Grüne) zur Bilanzpres­sekonferen­z in Köln das Angebot, das es seit einem Jahr gibt. Mit dem Ticket sind bundesweit­e Fahrten in Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalve­rkehrs möglich für 49 Euro im Monat, ohne langfristi­ge Mindestlau­fzeiten.

Rund 11,2 Millionen Kundinnen und Kunden nutzten das Abo seither im Schnitt pro Monat, wie der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen

(VDV) am Donnerstag mitteilte. Mehr als die Hälfte davon besitzt das Ticket demnach von Anfang an. Immerhin acht Prozent der Nutzerinne­n und Nutzer konnten durch das Angebot neu für den ÖPNV gewonnen werden. Die meisten besaßen bereits vorher ein Abo und sind auf die günstigere Variante umgestiege­n.

Im VMT sind es zusammen mit weiteren Abo-angeboten mehr als 120.000 Menschen, die sich für eine Abokarte für den Öffentlich­en Personenna­hverkehr entschiede­n haben. Vor Einführung des Deutschlan­dtickets waren es noch rund 60.000.

„Das Ticket kommt gut an, vor allem in Städten mit einem attraktive­n Öpnv-angebot und leider weniger in den ländlichen Räumen. Dort muss das Bus- und Bahnangebo­t ausgeweite­t werden, damit mehr Menschen das Ticket nutzen“, sagt Thüringens Infrastruk­turministe­rin Susanna Karawanski­j (Die Linke). Die Finanzieru­ng des Deutschlan­dtickets müsse über 2024 hinaus gesichert werden. Der Bund müsse sich zu einer langfristi­gen Unterstütz­ung bekennen.

Auch der Verkehrsve­rbund fordert eine längerfris­tige finanziell­e und rechtliche Absicherun­g des Deutschlan­dtickets. Bis 2025 geben Bund und Länder jeweils zur Hälfte pro Jahr drei Milliarden Euro dazu. Seit Monaten tobt eine Debatte darum, diese Mittel auch langfristi­g zur Verfügung zu stellen und das Ticket dauerhaft abzusicher­n.

Vdv-vizepräsid­ent Knut Ringat kritisiert­e große regionale Unterschie­de mit Blick auf die Angebotsle­istungen. Dabei sollte das Deutschlan­dticket den bundesweit­en Tarifwirrw­arr in den Verbünden eigentlich beenden. Damit diese sich an eine Vereinheit­lichung wagen, sei eine langfristi­ge Finanzieru­ngszusage für das Deutschlan­dticket nötig, sagte Ringat.

„Was das Deutschlan­dticket noch nicht geleistet hat, ist, mehr Menschen vom Auto in den öffentlich­en Personenna­hverkehr zu holen“, sagte Vdv-präsident Ingo Wortmann.

Das Ticket kommt gut an, vor allem in Städten mit einem attraktive­n Öpnv-angebot und leider weniger in den ländlichen Räumen. Susanna Karawanski­j, Thüringer Infrastruk­turministe­rin (Linke)

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