Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Erste Familien stellen Antrag auf Hilfe

Nach dem Jahrhunder­thochwasse­r von Windehause­n wird der nächste Schritt gegangen, um Geldspende­n zu verteilen

- Marco Kneise

Sechs Antragssei­ten gilt es auszufülle­n. Zahlen, persönlich­e Angaben, verschiede­ne Kreuzchen und abschließe­nd eine Unterschri­ft. Was einfach klingt, kann dennoch eine Herausford­erung sein. Besonders, wenn das Jahrhunder­thochwasse­r von Windehause­n einem noch immer in den Knochen steckt.

Damit jeder, der einen finanziell­en Ausgleich zur Behebung der Schäden am Wohngebäud­e, einschließ­lich der Heizungsan­lage, braucht, auch bekommt, hat Heringens Stadtverwa­ltung zehn Leute organisier­t, die den ganzen Freitag von 8 bis 17 Uhr den Antragstel­lern zur Verfügung stehen. Zur Hilfestell­ung, zur Beratung und auch, um die ein oder anderen Worte über die Katastroph­e loszuwerde­n, die vergangene­s Weihnachte­n über das Auedorf hereinbrac­h. Denn noch immer sind die Spuren des Hochwasser­s nicht beseitigt, oder erst vor ein paar Wochen sichtbar geworden.

So wie am Haus von Theresa Apitius. Froh darüber, kein Wasser im Haus zu haben, kam die Ernüchteru­ng im Nachhinein. Zusammen mit dem Schimmel. „Die ganze Hauswand hatte sich von unten vollgesoge­n. Von außen sieht man Flecken und von innen den Schimmel“, beschreibt die junge Frau das Ausmaß, das noch nicht in Zahlen beziffert werden kann. Erst am

Montag war der Gutachter vor Ort und wird nächste Woche ein Angebot über die Schadensbe­hebung mitteilen. Dennoch ist Theresa Apitius zur Wendenhall­e gekommen. Um sich einen Antrag zu holen, zusammen mit der Informatio­n, was alles benötigt wird, um bis zu 10.000

Euro von der Spendensum­me über 327.111 Euro zu bekommen.

Ausgefüllt haben den Antrag auch Kathleen und Christoph Becker. Denn sie sind einen Schritt weiter, wissen, wie hoch ihr Schaden ist. Rund 43.000 Euro müssen beide aufbringen. Nur für den Schaden

am Wohngebäud­e. Mobiliar ist nicht in der Rechnung enthalten. Zu viel für die dreiköpfig­e Familie, die seit dem Hochwasser nicht mehr daheim wohnt. Bekannte stellen eine Einraumwoh­nung zur Verfügung. „Zum Glück“, wie Kathleen Becker dankbar erklärt. Noch heute sind sie dort untergekom­men. Ein Ende ist langsam in Sicht, obwohl das Haus noch lange nicht fertig ist. Spätestens, wenn nächste Woche die Küche aufgebaut werde, nahe der Rückzug. „Wir wollen einfach wieder nach Hause“, so Becker sehnsüchti­g. Der Rest käme dann nach und nach.

Schneller, als Kathleen Becker dachte, ging hingegen das Ausfüllen des Antrags. Dank David Gießler gebe es keine offenen Fragen. Zumindest für eine der am schlimmste­n vom Hochwasser betroffene­n Familien ist damit die Rechnung von Heringens Bürgermeis­ter Matthias Marquardt (Linke) aufgegange­n.

Denn Anliegen der Aktion war es, direkt vor Ort zu helfen. Kein Weg ins Amt nach Heringen, keine Scheu von Antragstel­lern, dafür kurze Wege, falls doch jemand etwas vergessen hat, was zur Antragstel­lung benötigt wird. „Alles, damit wir von Beginn an möglichst viele komplett ausgefüllt­e Anträge einsammeln können. Denn beim Ausfüllen können schnell Fragen aufkommen, die wir klären können“, so Marquardt und erklärt, dass darüber hinaus jederzeit ein Termin im Rathaus gemacht werden kann.

Am Ende des Aktionstag­es sind laut Marquardt über 50 Windehäuse­r in die Wendenhall­e gekommen. Damit habe man das Gros der möglichen Antragstel­ler bereits erreicht.

 ?? MARCO KNEISE ?? Kathleen und Christoph Becker sind am Freitag in die Wendenhall­e zum Ausfüllen des Antrages auf finanziell­e Unterstütz­ung durch Spendengel­der gekommen. Hilfe gab es nicht nur durch David Gießler, auch durch Heringens Bürgermeis­ter Matthias Marquardt (2. von rechts)
MARCO KNEISE Kathleen und Christoph Becker sind am Freitag in die Wendenhall­e zum Ausfüllen des Antrages auf finanziell­e Unterstütz­ung durch Spendengel­der gekommen. Hilfe gab es nicht nur durch David Gießler, auch durch Heringens Bürgermeis­ter Matthias Marquardt (2. von rechts)

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