Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Erste Familien stellen Antrag auf Hilfe
Nach dem Jahrhunderthochwasser von Windehausen wird der nächste Schritt gegangen, um Geldspenden zu verteilen
Sechs Antragsseiten gilt es auszufüllen. Zahlen, persönliche Angaben, verschiedene Kreuzchen und abschließend eine Unterschrift. Was einfach klingt, kann dennoch eine Herausforderung sein. Besonders, wenn das Jahrhunderthochwasser von Windehausen einem noch immer in den Knochen steckt.
Damit jeder, der einen finanziellen Ausgleich zur Behebung der Schäden am Wohngebäude, einschließlich der Heizungsanlage, braucht, auch bekommt, hat Heringens Stadtverwaltung zehn Leute organisiert, die den ganzen Freitag von 8 bis 17 Uhr den Antragstellern zur Verfügung stehen. Zur Hilfestellung, zur Beratung und auch, um die ein oder anderen Worte über die Katastrophe loszuwerden, die vergangenes Weihnachten über das Auedorf hereinbrach. Denn noch immer sind die Spuren des Hochwassers nicht beseitigt, oder erst vor ein paar Wochen sichtbar geworden.
So wie am Haus von Theresa Apitius. Froh darüber, kein Wasser im Haus zu haben, kam die Ernüchterung im Nachhinein. Zusammen mit dem Schimmel. „Die ganze Hauswand hatte sich von unten vollgesogen. Von außen sieht man Flecken und von innen den Schimmel“, beschreibt die junge Frau das Ausmaß, das noch nicht in Zahlen beziffert werden kann. Erst am
Montag war der Gutachter vor Ort und wird nächste Woche ein Angebot über die Schadensbehebung mitteilen. Dennoch ist Theresa Apitius zur Wendenhalle gekommen. Um sich einen Antrag zu holen, zusammen mit der Information, was alles benötigt wird, um bis zu 10.000
Euro von der Spendensumme über 327.111 Euro zu bekommen.
Ausgefüllt haben den Antrag auch Kathleen und Christoph Becker. Denn sie sind einen Schritt weiter, wissen, wie hoch ihr Schaden ist. Rund 43.000 Euro müssen beide aufbringen. Nur für den Schaden
am Wohngebäude. Mobiliar ist nicht in der Rechnung enthalten. Zu viel für die dreiköpfige Familie, die seit dem Hochwasser nicht mehr daheim wohnt. Bekannte stellen eine Einraumwohnung zur Verfügung. „Zum Glück“, wie Kathleen Becker dankbar erklärt. Noch heute sind sie dort untergekommen. Ein Ende ist langsam in Sicht, obwohl das Haus noch lange nicht fertig ist. Spätestens, wenn nächste Woche die Küche aufgebaut werde, nahe der Rückzug. „Wir wollen einfach wieder nach Hause“, so Becker sehnsüchtig. Der Rest käme dann nach und nach.
Schneller, als Kathleen Becker dachte, ging hingegen das Ausfüllen des Antrags. Dank David Gießler gebe es keine offenen Fragen. Zumindest für eine der am schlimmsten vom Hochwasser betroffenen Familien ist damit die Rechnung von Heringens Bürgermeister Matthias Marquardt (Linke) aufgegangen.
Denn Anliegen der Aktion war es, direkt vor Ort zu helfen. Kein Weg ins Amt nach Heringen, keine Scheu von Antragstellern, dafür kurze Wege, falls doch jemand etwas vergessen hat, was zur Antragstellung benötigt wird. „Alles, damit wir von Beginn an möglichst viele komplett ausgefüllte Anträge einsammeln können. Denn beim Ausfüllen können schnell Fragen aufkommen, die wir klären können“, so Marquardt und erklärt, dass darüber hinaus jederzeit ein Termin im Rathaus gemacht werden kann.
Am Ende des Aktionstages sind laut Marquardt über 50 Windehäuser in die Wendenhalle gekommen. Damit habe man das Gros der möglichen Antragsteller bereits erreicht.