Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Jugendclubhaus-betreiber erwägt Personalabbau
Kreisjugendring-chef ist verärgert über den Stadtrat. Er vertagt Entscheidung zum Waisenhaus
Viereinhalb Minuten: Länger war die Zukunft des Waisenhauses in der jüngsten Stadtratssitzung in Nordhausen nicht Thema. Das Gremium mochte nichts entscheiden, hat mehrheitlich noch Diskussionsbedarf.
Auf die Tagesordnung gebracht hatte das Waisenhaus Cdu-fraktionschef Steffen Iffland mit dem Vorschlag, aus der Immobilie ein Vereinshaus zu machen. „Wo leben ist, verfällt ein Gebäude selten“, begründet er und macht aus seiner Ungeduld keinen Hehl: „Wir warten schon zehn Jahre.“Eigentlich habe die Stadt schon nach der Anmietung von Räumlichkeiten im Postgebäude am Lutherplatz eine Sanierung angestrebt.
Oberbürgermeister Kai Buchmann (parteilos) gibt sich verwundert: „Wir sehen ein Haus, das für uns gesperrt ist. Die Stadtverwaltung musste raus.“Es sei nicht schlüssig, dort nun Büros und Aktenlagermöglichkeiten für Vereine schaffen zu wollen.
Iffland seinerseits erklärt, das Gebäude sei baupolizeilich nicht gesperrt worden. „Es besteht auch keine Einsturzgefahr, eine Nutzung als Bürogebäude wurde demnach nicht untersagt.“
Er ist zum erneuten Diskutieren bereit, doch warnt er zugleich: Auch der Lindenhof sei kurz nach der Wende noch intakt gewesen. „Ich habe Angst davor, dass wir solche Schrottimmobilien künftig auch in der Stadt haben.“
Stadtchef sieht keinen Grund für höheren Zuschuss
Iffland, der das Waisenhaus gern als Ersatz für den geschlossenen Thomas-mann-klub sähe, will zugleich das Jugendclubhaus mit seiner Vereinsarbeit mehr unterstützen: nicht nur mit 25.000 Euro jährlich wie zurzeit, sondern mit 77.000 Euro. Schließlich leiste der Kreisjugendring
auch personelle Unterstützung, vermiete nicht nur Räumlichkeiten an Vereine.
Der Stadtchef lässt sich von diesem Argument nicht beeindrucken: 25.000 Euro im Jahr seien ein „signifikanter Beitrag“, von dem neben der Raummiete auch Personal bezahlt werden könne. Sein Vorschlag auf erneute Behandlung in den Ausschüssen wird auch zu diesem Thema von 19 der 28 anwesenden Stadträte angenommen.
„Es sollte noch das Gespräch mit den Vereinen gesucht werden, um deren Bedarf zu klären“, meint Michael Mohr (Linke). Hans-georg Müller (SPD) pocht darauf, eine klare vertragliche Regelung zwischen Kreisjugendring und Stadt als Entscheidungsgrundlage haben zu wollen: „Was wir einkaufen, muss sauber bezahlt werden – nicht mehr und nicht weniger.“
Der Kreisjugendring hatte angekündigt, die Vereine ab 1. Mai nicht mehr ins Jugendclubhaus zu lassen, mangels Personalfinanzierung. Wie man nun mit der vertagten Entscheidung umgehe?
„Wir werden intensiv beraten. Aber die Konsequenz wird sein müssen, dass der Kreisjugendring kein Personal mehr vorhalten kann“, erklärt Vorstandschef Andreas Meyer. Somit gebe es keine Begleitung, Beratung, Betreuung und Koordination der Vereine, Organisationen und Interessengruppen. Deren Zahl beziffert Meyer auf nunmehr 48. Denn neben 20 Vereinen und Initiativen, die im Jugendclubhaus ihre Heimat gefunden haben, zählt man weitere regelmäßige Nutzer, vom Zirkus Zappelini über Schulen bis hin zur Kreisjugendfeuerwehr.
Von all denen höhere Nutzungsgebühren zu verlangen als die bisher fünf Euro pro Nutzungsstunde, sei eine „absurde“Idee, erklärt Meyer seinen Standpunkt. Schließlich gehe es um ehrenamtlich bürgerlich Engagierte.