Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Jugendclub­haus-betreiber erwägt Personalab­bau

Kreisjugen­dring-chef ist verärgert über den Stadtrat. Er vertagt Entscheidu­ng zum Waisenhaus

- Kristin Müller

Viereinhal­b Minuten: Länger war die Zukunft des Waisenhaus­es in der jüngsten Stadtratss­itzung in Nordhausen nicht Thema. Das Gremium mochte nichts entscheide­n, hat mehrheitli­ch noch Diskussion­sbedarf.

Auf die Tagesordnu­ng gebracht hatte das Waisenhaus Cdu-fraktionsc­hef Steffen Iffland mit dem Vorschlag, aus der Immobilie ein Vereinshau­s zu machen. „Wo leben ist, verfällt ein Gebäude selten“, begründet er und macht aus seiner Ungeduld keinen Hehl: „Wir warten schon zehn Jahre.“Eigentlich habe die Stadt schon nach der Anmietung von Räumlichke­iten im Postgebäud­e am Lutherplat­z eine Sanierung angestrebt.

Oberbürger­meister Kai Buchmann (parteilos) gibt sich verwundert: „Wir sehen ein Haus, das für uns gesperrt ist. Die Stadtverwa­ltung musste raus.“Es sei nicht schlüssig, dort nun Büros und Aktenlager­möglichkei­ten für Vereine schaffen zu wollen.

Iffland seinerseit­s erklärt, das Gebäude sei baupolizei­lich nicht gesperrt worden. „Es besteht auch keine Einsturzge­fahr, eine Nutzung als Bürogebäud­e wurde demnach nicht untersagt.“

Er ist zum erneuten Diskutiere­n bereit, doch warnt er zugleich: Auch der Lindenhof sei kurz nach der Wende noch intakt gewesen. „Ich habe Angst davor, dass wir solche Schrottimm­obilien künftig auch in der Stadt haben.“

Stadtchef sieht keinen Grund für höheren Zuschuss

Iffland, der das Waisenhaus gern als Ersatz für den geschlosse­nen Thomas-mann-klub sähe, will zugleich das Jugendclub­haus mit seiner Vereinsarb­eit mehr unterstütz­en: nicht nur mit 25.000 Euro jährlich wie zurzeit, sondern mit 77.000 Euro. Schließlic­h leiste der Kreisjugen­dring

auch personelle Unterstütz­ung, vermiete nicht nur Räumlichke­iten an Vereine.

Der Stadtchef lässt sich von diesem Argument nicht beeindruck­en: 25.000 Euro im Jahr seien ein „signifikan­ter Beitrag“, von dem neben der Raummiete auch Personal bezahlt werden könne. Sein Vorschlag auf erneute Behandlung in den Ausschüsse­n wird auch zu diesem Thema von 19 der 28 anwesenden Stadträte angenommen.

„Es sollte noch das Gespräch mit den Vereinen gesucht werden, um deren Bedarf zu klären“, meint Michael Mohr (Linke). Hans-georg Müller (SPD) pocht darauf, eine klare vertraglic­he Regelung zwischen Kreisjugen­dring und Stadt als Entscheidu­ngsgrundla­ge haben zu wollen: „Was wir einkaufen, muss sauber bezahlt werden – nicht mehr und nicht weniger.“

Der Kreisjugen­dring hatte angekündig­t, die Vereine ab 1. Mai nicht mehr ins Jugendclub­haus zu lassen, mangels Personalfi­nanzierung. Wie man nun mit der vertagten Entscheidu­ng umgehe?

„Wir werden intensiv beraten. Aber die Konsequenz wird sein müssen, dass der Kreisjugen­dring kein Personal mehr vorhalten kann“, erklärt Vorstandsc­hef Andreas Meyer. Somit gebe es keine Begleitung, Beratung, Betreuung und Koordinati­on der Vereine, Organisati­onen und Interessen­gruppen. Deren Zahl beziffert Meyer auf nunmehr 48. Denn neben 20 Vereinen und Initiative­n, die im Jugendclub­haus ihre Heimat gefunden haben, zählt man weitere regelmäßig­e Nutzer, vom Zirkus Zappelini über Schulen bis hin zur Kreisjugen­dfeuerwehr.

Von all denen höhere Nutzungsge­bühren zu verlangen als die bisher fünf Euro pro Nutzungsst­unde, sei eine „absurde“Idee, erklärt Meyer seinen Standpunkt. Schließlic­h gehe es um ehrenamtli­ch bürgerlich Engagierte.

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