Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Südharzer genießen Männertag in vollen Zügen
Die Obergrasmühle und der Neustädter Gondelteich lockten wie auch der Start des Nordhäuser Bahnhofsfests Hunderte
Männertag? Eppie van der Veen kann damit nichts anfangen. „Das gibt es bei uns in Holland nicht. Heute ist Himmelfahrt bei uns.“Sei’s drum: An diesem Feiertag ist er unterwegs mit seinem Kumpel Frans Kerpel. Gemeinsam sind sie mit ihren Motorrädern tags zuvor in Nordholland gestartet, am Morgen ging’s von Lautenthal/ Harz aus weiter. „Morgen wollen wir in Pilsen ein Bier trinken“, erzählt Eppie voller Vorfreude bei einem Stopp in der Buchholzer Karstlandschaft bei Nordhausen.
Während sie sich auf ihre Ps-starken Maschinen schwingen, tuckert Arvid Herzberg mit seinem alten Trecker heran, maximal 6 km/h schnell. Das Motorengeräusch dringt am Vormittag kaum in sein Ohr, denn von hinten wird der Bursche aus Herrmannsacker fröhlich beschallt mit Partyhits und Deutsch-rock. Der Wagen ist mit frischen Buchenzweigen geschmückt, mit Biertisch und -bänken bestückt. Die ersten Flaschen sind geöffnet. „Sechs, sieben Kästen haben wir dabei“, erzählt Oliver Simon und prostet den anderen acht jungen Leuten – darunter drei Mädchen – zu. „Wir sind ein Trupp, die
Frauen gehören einfach dazu, auch zum Männertag“, sagt Kevin Pschibert. Und Anja Heß ergänzt lächelnd: „Der Frauentag ist doch kein Feiertag.“Es wird eine feuchtfröhliche – und dank Arvid – sehr bequeme Runde über Neustadt und die Sägemühle.
Letztere ist das Ziel von einigen Urbachern, die schon vor 9 Uhr aufgebrochen sind. Viele ihrer Rucksäcke sehen ziemlich schwer aus: „Zehn Büchsen Bier hab’ ich dabei“, erzählt Torsten Schwiegershausen. „Der Tag ist doch lang.“In welchem Zustand sie ankommen wollen? „Gut angeheitert“, formuliert
es Matthias Koch. Ihren Frauen lassen diese Herren heute gern einen „Haushaltstag“.
Der Windehäuser Jens Wedler und ein Dutzend Kumpels aus seinem Dorf handhaben es ähnlich. „Am Abend treffen wir uns daheim alle wieder und machen es uns zusammen gemütlich.“Jetzt aber freuen sich die Männer erstmal, dass ihre Frauen sie nach Neustadt gefahren haben, von hier soll’s zu Fuß ins 17 Kilometer entfernte Windehausen zurück gehen.
Duft von Gegrilltem verführt schon 10 Uhr am Gondelteich. Simon Kellner legt Würstchen und
Steaks auf. „Etwa 500 Portionen haben wir“, sagt Gastgeber Mike Muth, der für diesen Tag ein gutes Geschäft erahnt.
Was ähnlich lockt wie Essen und Trinken, ist die Kultur: Die Ilfelder Blasmusikanten spielen ab Mittag auf, Mike Muth als Saxofonist mittendrin.
Die Windehäuser Truppe ist da schon aufgebrochen, voller Vorfreude auch auf die Obergrasmühle als Zwischenstation. Hierher hat die Servicegesellschaft des Landkreises wieder zum Feiern eingeladen. Und wie in den Vorjahren kommen die Leute scharenweise. Viele zu Fuß
oder mit dem Rad. „Hier treffen wir Leute, die wir das ganze Jahr über nicht gesehen haben“, erzählt Sophie Gladebeck am frühen Nachmittag auf der Picknickdecke.
Unterdessen hat in Nordhausen das Bahnhofsfest begonnen: Schnell hat sich die Bahnhofstraße zur Feiermeile gewandelt, haben Suzi Platte und ziemlich schräge Bläser aus Erfurt ihre Zuhörer in den Bann gezogen. Bis Sonntag wird hier gefeiert.