Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Thüringer fallen häufig bei der Fahrprüfung durch
Die Durchfallquote in der Theorie liegt über 40 Prozent. In der Praxis-prüfung sieht es nur wenig besser aus
Erfurt. Gut 16 000 theoretische Prüfungen für den Pkw-führerschein wurden im letzen Jahr in Thüringen bestanden. Zugleich gab es 13 000 Durchfaller. Das geht aus Daten des Bundesverkehrsministeriums hervor.
Mit einem Anteil von über 40 Prozent nicht bestandenen Theorieprüfungen liegt Thüringen wieder klar hinter den alten Bundesländern. Besonders gravierend ist der Abstand zum Nachbarland Hessen. Hier wurden nur 29 Prozent der Theorieprüfungen für die Führerscheinklasse B nicht bestanden.
Bei den praktischen Fahrprüfungen schlagen sich die Thüringer nur wenig besser als im Theorieteil. 39 Prozent der Prüfungen am Steuer wurden im vergangenen Jahr nicht bestanden.
Hier tragen allerdings die Großstädte Hamburg (44 Prozent) und Bremen sowie Sachsen-anhalt (jeweils 40 Prozent) die rote Laterne. Wiederum erweisen sich die hessischen Fahrschüler als geschickter: Drei von vier Prüfungen werden hier bestanden. Die Zahlen bestätigen ein seit vielen Jahren bestehendes Ungleichgewicht zwischen Ost und West.
Das Kraftfahrtbundesamt hatte zuletzt 2014 über alle Führerscheinklassen hinweg festgestellt, dass die fünf Ostländer mit über 40 Prozent die höchsten Misserfolgsquoten bei den Theorie-prüfungen aufwiesen.
Für die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände ist dieser Unterschied ein Rätsel: „Wir haben deutschlandweit die gleiche Theorieprüfung und gleiche Anforderungen“, sagte deren Vizechef, Peter Glowalla, unserer Zeitung.
Die Fahrlehrervereinigung hat die Ost-west-lücke inzwischen in einem Gutachten durch die Technische Universität Dresden untersuchen lassen. Allerdings gab es kein eindeutiges Ergebnis. „Die regionalen Unterschiede bleiben ein Phänomen“, sagt Glowalla, zumal nicht davon auszugehen sei, dass die Fahrlehrer im Osten weniger qualifiziert sind.
Für die Abnahme der Fahrprüfungen ist in den Ostländern die Dekra zuständig, in Westdeutschland ist es der Tüv. Der Chef des Thüringer Fahrlehrerverbands, Harry Bittner, sieht darin aber keine Ursache für die abweichende Durchfaller-quote. „Die Dekra prüft nicht strenger als der Tüv“, sagte Bittner unserer Zeitung.
„Es liegt klar an der Einstellung und Vorbereitung des einzelnen Prüflings“, sagte Dekrageschäftsführer Gerd Neumann. So hätte die Dresdener Studie auch ergeben, dass im Osten junge Frauen mit höherer Schulbildung die Prüfungen deutlich eher bestehen, als ihre männlichen Mitschüler. Wie aus den Daten des Bundesverkehrsministeriums ebenfalls hervorgeht, sind die 17-Jährigen, die eine Prüfung für das begleitete Fahren ablegen, deutlich erfolgreicher, als die älteren Prüflinge – auch in Thüringen.
Für Thüringens Verbandschef Bittner ist das keine Überraschung: „Die Jungen sind motivierter. Wer den Führerschein mit 17 macht, der will unbedingt fahren.“
Für die Fahrlehrer ist das alles ein großes Rätsel