Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Die Luther-dekade hat eine Eigendynam­ik entwickelt“

Cdu-politiker Christian Hirte über seine Doppelfunk­tion in Bund und Land, die Luther-dekade, Gebietsref­orm und den ESC

- Von Wolfgang Suckert

Herr Hirte, eine sitzungsfr­eie Bundestags­woche bedeutet für Sie wohl kaum weniger Arbeit bei all den Funktionen, die Sie inzwischen übernommen haben? So ist es. Man muss sich ja auch um seinen eigenen Wahlkreis kümmern. So haben wir am Dienstag Kreistagss­itzung und damit verbunden sind vorbereite­nde Gespräche. Außerdem beginnen jetzt die Bürgermeis­terwahlen, so dass ich auch im Kommunalwa­hlkampf mit eingebunde­n bin. Viele Parteilose stellen sich zur Wahl. Wir als CDU haben aber den Anspruch, auch flächendec­kend wahrnehmba­r zu sein. Die Gespräche vor Ort sind dabei für mich eine wichtige Rückkopplu­ng für unsere Arbeit in Berlin. Demnächst geht die Luther-dekade auf die Zielgerade, für die Sie sich sehr eingesetzt haben. Der größte Erfolg ist, dass dieses Thema jetzt eine Eigendynam­ik entfaltet hat. Das ganze Vorhaben sitzt jetzt so auf den Schienen, dass es unvermeidl­ich einem guten Ende entgegenge­ht. Genauer genommen ist 2017 ja nicht das Ende, sondern erst der Auftakt einer Reihe weiterer Jubiläen. Denken Sie an die Bibelübers­etzung, die Bauernkrie­ge oder den Schmalkald­ischen Bund. Das Thema Reformatio­n und ihre Folgen begleitet uns weiter, deshalb waren all diese Vorarbeite­n so wichtig.

Sie sind als Cdu-vize-chef in Thüringen in der Opposition und in Berlin Mitglied einer Regierungs­partei. Beißt sich das? Erstaunlic­herweise gar nicht. Die Blickwinke­l von Bundes- und Landespoli­tik sind zwar unterschie­dlich, aber die können über den Bundesrat abgestimmt werden. Im Übrigen ringen wir auf allen Ebenen um die beste Politik, egal ob in Koalition oder Opposition. Als Haushaltsp­olitiker im Bund weiß ich, wie sehr wir gerade in den letzten Jahren Länder und Kommunen entlastet haben. Insofern hilft uns das als Union insgesamt, die zahlreiche­n Forderunge­n von Rot-rot-grün in Richtung Berlin auch mal einzuordne­n und einzubrems­en.

Was wird in dieser Woche die dringendst­e Angelegenh­eit sein? Eben die schon erwähnte Kreistagss­itzung, weil sie mit der Theaterdeb­atte eine landespoli­tische Ausstrahlu­ng hat. In meiner Kreistagsf­raktion besteht schon die Frage, warum sich kreisangeh­örige Gemeinden finanziell engagieren sollen und nicht wissen, ob man später noch in einer gemeinsame­n Gebietskör­perschaft mit Eisenach ist. Kommunalpo­litisch sind wir ja die einzigen im Land, die eine Fusion kreisüberg­reifend, und zwar von Eisenach und Wartburgkr­eis, vorantreib­en. Die von Erfurt ausgehende Verunsiche­rung führt möglicherw­eise dazu, dass die Theaterfin­anzierung scheitert. Das Land schadet damit der Entwicklun­g der Region und der eigenen gewollten Theaterstr­uktur – das ist schon schizophre­n. Die Wartburgre­gion als fusioniert­er Landkreis ist dauerhaft leistungsf­ähig. Ich glaube, manch Erfurter Reißbrett-politiker ahnt nicht, was er zerstört, wenn er diese erfolgreic­he Region strukturel­l zerschlage­n würde. Dort wird mit Nichtigkei­ten und Banalitäte­n wie Kümmelgren­ze argumentie­rt und im Zweifel hingenomme­n, dass wir am Ende schwächere Strukturen bekämen als wir sie heute haben.

Sie sind Mitglied der Deutsch-russischen Parlamenta­rier-gruppe und auch in demselben deutsch-ukrainisch­em Gremium. Für wen waren Sie beim ESC? Meine Abneigung gegen solch langatmige Fernsehsen­dungen mit viel zu viel Show entbindet mich hier glückliche­rweise von einem künstleris­chen Urteil.

Christian Hirte (CDU) ist Mitglied im Rechnungsp­rüfungsund Haushaltsa­usschuss

Worauf freuen Sie sich denn in dieser Woche besonders? Heute darf ich nicht nur meinen vierzigste­n Geburtstag begehen, sondern feiere auch Richtfest für das Häuschen, das ich gerade mit meiner Familie baue. Die Kinder freuen sich ganz besonders.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany