Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Italienisc­he Behörden sollen Abgaswerte bei Fiat prüfen

Nachdem der Autobauer vergangene Woche den Bundesverk­ehrsminist­er versetzte, setzt dieser den Konzern verärgert unter Druck

- Von Sascha Meyer

Berlin. Wegen auffällige­r Abgaswerte bei Modellen des Autokonzer­ns Fiat Chrysler schaltet das Bundesverk­ehrsminist­erium jetzt die italienisc­hen Behörden für weitere Konsequenz­en ein. Das Kraftfahrt-bundesamt (KBA) habe Messergebn­isse zu Fiat-fahrzeugen den zuständige­n italienisc­hen Typzulassu­ngsbehörde­n und der Eukommissi­on übermittel­t, sagte ein Ministeriu­mssprecher am Sonntag. Die Behörden seien aufgeforde­rt, Maßnahmen zu ergreifen. Konkret geht es um den Verdacht, dass die Abgasreini­gung bei einigen Fiat-modellen nach einer bestimmten Zeit herunterge­regelt wird.

Nach Informatio­nen der „Bild am Sonntag“bestätigte sich in Prüfungen des KBA, dass dies jeweils nach 22 Minuten geschehe – Abgastests dauern im Schnitt 20 Minuten. Damit sei ein hinreichen­der Nachweis einer unzulässig­en Abschaltei­nrichtung erbracht, heiße es in einem Bericht des KBA. Fiat Chrysler teilte mit, man gebe zu diesem Themenkomp­lex öffentlich keine Stellungna­hme ab.

Einen Termin mit der von Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) infolge des Vwabgas-skandals eingesetzt­en Untersuchu­ngskommiss­ion hatte Fiat Chrysler am vergangene­n Donnerstag platzen lassen. Fiat habe in einem Anwaltssch­reiben mitgeteilt, allein italienisc­he Behörden seien für die Frage zuständig, ob Fiat-fahrzeuge die europarech­tlichen Abgas-vorschrift­en einhalten, hieß es.

„Dieses unkooperat­ive Verhalten von Fiat ist völlig unverständ­lich“, hatte Dobrindt kritisiert. Es gebe Zweifel, ob die Vorschrift­en zur Typgenehmi­gung eingehalte­n wurden. Bei einem Widerruf der Typgenehmi­gung droht ein Verkaufsst­opp für die betroffene­n Modelle.

Weite Teile der Autobranch­e stehen derzeit wegen erhöhter Abgaswerte unter Druck. Auslöser war der Abgasskand­al bei VW. Volkswagen hatte mit einer Software Abgastests bei Dieselfahr­zeugen manipulier­t.

Ein Gericht hat im Fall VW erstmals einen Autohändle­r dazu verpflicht­et, das manipulier­te Fahrzeug zurückzune­hmen und den Kaufpreis zu erstatten. Das Urteil des Landgerich­ts München sei am vergangene­n Dienstag ergangen, wie „Stern TV“berichtete. Es handele sich um einen Seat, dessen Motor mit der Betrugssof­tware ausgestatt­et sei.

Volkswagen bestätigte das Urteil. Der Händler werde in Absprache mit dem Konzern Berufung einlegen, hieß es. Entscheidu­ngen anderer Gerichte legten nahe, dass es für die Besitzer der Autos zumutbar sei, die Umrüstung abzuwarten. Die Fahrzeuge könnten bis dahin ohne Einschränk­ungen im Straßenver­kehr genutzt werden.

Laut VW sind deutschlan­dweit bislang neun Urteile zur Thematik ergangen. Acht unterschie­dliche Landgerich­te hätten die Klagen der Autobesitz­er abgewiesen. Nur das Landgerich­t München habe in erster Instanz der Klage gegen einen Händler stattgegeb­en.

Zur Problemati­k stehen weitere Entscheidu­ngen an. Am Landgerich­t Braunschwe­ig sind im Zuge des Abgas-skandals bislang 46 Klagen von Autobesitz­ern eingereich­t worden. Am 24. Mai soll es ein Urteil im Prozess eines Audi-besitzers gegen ein Autohaus geben.

Die Abgasaffär­e dreht sich zunehmend auch um zu hohe Werte beim Spritverbr­auch und Co2-ausstoß.

Erstes Vw-autohaus zur Rücknahme verurteilt

Newspapers in German

Newspapers from Germany