Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Ladendiebe wieder häufiger in Thüringen unterwegs
Für Geschäftsleute sind die Diebstähle kein Kavaliersdelikt. Ihre Zahl ist zuletzt in Thüringen wieder gestiegen
Leinefelde. Diebe schlagen in Thüringer Geschäften wieder öfter zu. Nach Angaben des Landeskriminalamtes wurden im vergangenen Jahr 8877 Ladendiebstähle gemeldet. Das sind rund 500 mehr als im Vorjahr, aber weniger als etwa 2011 mit 9077 Fällen. Der entstandene Schaden wird auf rund 532 000 Euro beziffert.
Neben der elektronischen Sicherung von Artikeln müssten die Händler vor allem auf die Schulung von Mitarbeitern sowie mehr Zusammenarbeit untereinander setzen, sagte der Präsident des Thüringer Einzelhandelsverbands, Arnold Senft. Geschulte Verkäufer könnten potenzielle Diebe oft schon an ihrer Körpersprache erkennen. Vor allem Frauen hätten zudem meist ein sehr gutes Situationsgedächtnis. „Selbst nach Wochen erinnern sie sich oft noch an viele Details.“Das sei hilfreich, um Wiederholungstätern auf die Schliche zu kommen.
Da gerade für mittelständische Betriebe der dauerhafte Einsatz eines klassischen Kaufhausdetektivs unerschwinglich sei, sollten Ladenbesitzer hierzu verstärkt zusammenarbeiten. „Wenn Detektive über Einrichtungen wie ein Stadtmarketing angestellt werden, kann sich das für alle auszahlen.“Von Polizei und dem Gesetzgeber sehen sich viele Einzelhändler dagegen im Stich gelassen. Oft brauchten die Ordnungshüter sehr lange für eine Reaktion. Auch die Strafverfolgung sei durch lange Ermittlungszeiten öfter ins Leere gelaufen, beklagt Senft.
Zugenommen habe zudem der Betrug mit nicht gedeckten Ec-karten, wie Senft sagte. Das habe es zuvor in diesem Ausmaß so nicht gegeben. „Obwohl solche Fälle seltener vorkommen als der klassische Ladendiebstahl, ist der Schaden doch hoch, weil es meist um deutlich höhere Summen geht.“
Die dringendste Forderung der Einzelhändler richtet sich an die Politik: Mit einer einheitlichen Geringfügigkeitsgrenze von 25 Euro sollen Ermittlungsbehörden klarere Vorgaben für die Ahndung von Diebstähle erhalten. „Ladendiebstähle als Ordnungswidrigkeiten einzuordnen, wie es von manchen Seiten gefordert wird, halten wir für das grundlegend falsche Signal.“Denn dadurch würden sie noch stärker zum Kavaliersdelikt.
Hinweise auf groß angelegte Diebeszüge durch organisierte Kriminalität, wie es in anderen Bundesländern beobachtet wurde, gebe es in Thüringen bisher nicht, sind sich Einzelhandelsverband und Landespolizeidirektion einig. Eine deutliche Verschiebung gibt es allerdings bei der Nationalität der Ladendiebe: Während der Anteil der nicht aus Deutschland stammenden Tatverdächtigen 2011 noch bei 7,4 Prozent lag, lag deren Quote zuletzt bei 21,6 Prozent. Vor allem Personen aus Serbien, Albanien, dem Kosovo und Rumänien seien oft erwischt worden, so das Landeskriminalamt. „Man sollte sich dadurch aber nicht täuschen lassen“, sagt Senft. „Trotz dieser Verschiebung ist und bleibt der Ladendiebstahl ein Phänomen, das alle Bevölkerungs- und Altersgruppen betrifft.“dpa
Keine Hinweise auf groß angelegte Diebeszüge