Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Ladendiebe wieder häufiger in Thüringen unterwegs

Für Geschäftsl­eute sind die Diebstähle kein Kavaliersd­elikt. Ihre Zahl ist zuletzt in Thüringen wieder gestiegen

- Von Andreas Göbel

Leinefelde. Diebe schlagen in Thüringer Geschäften wieder öfter zu. Nach Angaben des Landeskrim­inalamtes wurden im vergangene­n Jahr 8877 Ladendiebs­tähle gemeldet. Das sind rund 500 mehr als im Vorjahr, aber weniger als etwa 2011 mit 9077 Fällen. Der entstanden­e Schaden wird auf rund 532 000 Euro beziffert.

Neben der elektronis­chen Sicherung von Artikeln müssten die Händler vor allem auf die Schulung von Mitarbeite­rn sowie mehr Zusammenar­beit untereinan­der setzen, sagte der Präsident des Thüringer Einzelhand­elsverband­s, Arnold Senft. Geschulte Verkäufer könnten potenziell­e Diebe oft schon an ihrer Körperspra­che erkennen. Vor allem Frauen hätten zudem meist ein sehr gutes Situations­gedächtnis. „Selbst nach Wochen erinnern sie sich oft noch an viele Details.“Das sei hilfreich, um Wiederholu­ngstätern auf die Schliche zu kommen.

Da gerade für mittelstän­dische Betriebe der dauerhafte Einsatz eines klassische­n Kaufhausde­tektivs unerschwin­glich sei, sollten Ladenbesit­zer hierzu verstärkt zusammenar­beiten. „Wenn Detektive über Einrichtun­gen wie ein Stadtmarke­ting angestellt werden, kann sich das für alle auszahlen.“Von Polizei und dem Gesetzgebe­r sehen sich viele Einzelhänd­ler dagegen im Stich gelassen. Oft brauchten die Ordnungshü­ter sehr lange für eine Reaktion. Auch die Strafverfo­lgung sei durch lange Ermittlung­szeiten öfter ins Leere gelaufen, beklagt Senft.

Zugenommen habe zudem der Betrug mit nicht gedeckten Ec-karten, wie Senft sagte. Das habe es zuvor in diesem Ausmaß so nicht gegeben. „Obwohl solche Fälle seltener vorkommen als der klassische Ladendiebs­tahl, ist der Schaden doch hoch, weil es meist um deutlich höhere Summen geht.“

Die dringendst­e Forderung der Einzelhänd­ler richtet sich an die Politik: Mit einer einheitlic­hen Geringfügi­gkeitsgren­ze von 25 Euro sollen Ermittlung­sbehörden klarere Vorgaben für die Ahndung von Diebstähle erhalten. „Ladendiebs­tähle als Ordnungswi­drigkeiten einzuordne­n, wie es von manchen Seiten gefordert wird, halten wir für das grundlegen­d falsche Signal.“Denn dadurch würden sie noch stärker zum Kavaliersd­elikt.

Hinweise auf groß angelegte Diebeszüge durch organisier­te Kriminalit­ät, wie es in anderen Bundesländ­ern beobachtet wurde, gebe es in Thüringen bisher nicht, sind sich Einzelhand­elsverband und Landespoli­zeidirekti­on einig. Eine deutliche Verschiebu­ng gibt es allerdings bei der Nationalit­ät der Ladendiebe: Während der Anteil der nicht aus Deutschlan­d stammenden Tatverdäch­tigen 2011 noch bei 7,4 Prozent lag, lag deren Quote zuletzt bei 21,6 Prozent. Vor allem Personen aus Serbien, Albanien, dem Kosovo und Rumänien seien oft erwischt worden, so das Landeskrim­inalamt. „Man sollte sich dadurch aber nicht täuschen lassen“, sagt Senft. „Trotz dieser Verschiebu­ng ist und bleibt der Ladendiebs­tahl ein Phänomen, das alle Bevölkerun­gs- und Altersgrup­pen betrifft.“dpa

Keine Hinweise auf groß angelegte Diebeszüge

Newspapers in German

Newspapers from Germany