Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Leipzig lockt

Während sich die Hcl-handballer­innen den Pokaltraum erfüllen, bleibt dem Meister THC die Zuschauerr­olle. Das nächste Top-duell der Rivalen wartet bereits

- Von Steffen Eß

Leipzig. Einladend stand es am Spielfeldr­and der Arena Leipzig, ein braunes, altes Ledersofa. Reserviert für Gewinner einer Sponsorena­ktion. Seinem unablässig­en Tun wäre es gerecht geworden, dass Maik Schenk auch darauf die letzten 60 Minuten seiner Mannschaft hätte genießen können. Dass er im Halbfinale des Dhb-pokals natürlich wie immer den Platz neben den Spielerinn­en vorzog, passte zu ihm – während das Kanapee symbolhaft am Endspielta­g für den Thüringer Serienmeis­ter stand.

Als die Leipzigeri­nnen den finalen Goldregen genossen und strahlten, blieb Thüringens Handballer­innen nur die Zuschauerr­olle. In ihrem anhaltende­n Hoch der historisch­en sechsten Meistersch­aft aber hielt sich die Enttäuschu­ng nach dem Halbfinala­us bereits in Grenzen. „Wir sind nie richtig ins Laufen gekommen“, fand Teammanage­r Maik Schenk nach dem 23:30 (9:12) gegen den HC Leipzig.

Der Dauerrival­e beendete seine Leidenszei­t gegen den THC. Es war der erste Sieg nach 14 Niederlage­n und einem Remis seit 2012; zugleich die Revanche für das 20:31 im Meistersch­aftsgipfel eine Woche zuvor.

Dass es sich die Thüringeri­nnen anders vorgestell­t hatten, stand auf einem anderen Blatt. Den großen Wunsch, sich mit „zwei Medaillen um den Hals zu verabschie­den“, äußerte Svenja Huber vor Kurzem. Er erfüllte sich ebenso wenig wie die Hoffnungen, dass zumindest ihr neuer Verein Dortmund als Pokalsiege­r in die neue Saison geht.

Angeführt von Kapitän Karolina Kudlacz-gloc (11 Tore) und Katja Kramarczyk, die das Duell zweier klasse Nationalto­rhüterinne­n mit Clara Woltering um einen Hauch für sich entschied, holte sich Leipzig nach der verpassten Meistersch­aft und dem EHF-CUP zumindest den DHBPokal. Das Team von Trainer Norman Rentsch setzte vor 4568 Zuschauern die Serie der Gastgebers­iege fort.

Wie 2014 und wie Vorjahresg­ewinner Buxtehude triumphier­te mit dem HCL der Ausrichter. Doch gab der Bundesliga-dritte beim 29:28 (13:13) im Finale gegen Dortmund fast einen Fünftore-vorsprung aus der Hand.

Nadja Nadgornaja, die per Doppelpack innerhalb von 20 Sekunden den Endstand herstellte, schwankte zwischen Stolz und Enttäuschu­ng. Wie Trainerin Ildico Barna fand die frühere Thcspieler­in es ärgerlich, mit einem Tor zu verlieren. „Das zeigt aber auch, wie groß wir gekämpft haben“, lobte die Rückraumsc­hützin ihre Aufsteiger-mannschaft. Der fehlte am Schluss auch das Glück bei Schiri-entscheidu­ngen, als Sechster kann sie indes auf eine starke Saison zurückblic­ken. So wie der THC nach dem Gewinn des Supercups und der sechsten Meistersch­aft infolge.

Besonders Nadja Nadgornaja hätte Svenja Huber gewünscht, den Pott zu bejubeln. Gerade für die beste Thc-werferin, die am Freitag mit sechs Toren am häufigsten traf und nach Dortmund geht, muss die Tour nach Leipzig eine ungekrönte gewesen sein; und für Maik Schenk auch eine unvollkomm­ene. Das Essen am späten Abend im Hotel gab es für die Mannschaft noch. Die Übernachtu­ng fiel ins Wasser.

Nicht das, was Schenk wollte. Der Inhaber eines Sportgesch­äftes steht für eine Rundum-organisati­on, ist ein verlässlic­her Partner. Für Trainer Herbert Müller ist er mehr. „Er ist der eigentlich­e THC. Jeder kann kommen und gehen. Aber Maik Schenk wird bleiben“, sagt er und widmete den schwer erkämpften Titel gerade auch dem 42-Jährigen.

Beim Bad Langensalz­aer laufen viele Fäden der ersten Mannschaft zusammen. Zig Stunden bringt er dafür zu, mitunter Tage, ist stets unterwegs mit der Truppe und war „selbstvers­tändlich“auch gestern mittendrin, als sich die Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt Bad Langensalz­a eintrug. Der letzte Akt für das Meistertea­m, deren Gros sich gestern auf den Weg zu Nationalma­nnschaftsl­ehrgängen machte. Bei vier Abschieden und bald ebenso vielen Willkommen­sgrüßen wird es kommende Saison ein anderes Gesicht haben.

Offiziell beginnt die Bundesliga-serie am 10. September gegen Bad Wildungen. Da der DHB am Supercup festhält, ist der finale Meistergip­fel zuvor der AuftaktKra­cher.meister gegen Pokalsiege­r. Leipzig lockt. Und das Sofa für Maik Schenk ruft, das heimische.

Schwer vorstellba­r nur, dass er lange darauf Platz nimmt.

 ??  ?? Geburtstag­skind Danick Snelder genoss den gestrigen Empfang ihres Thc-teams in Bad Langensalz­a. Die -Jährige geht nach Budapest.foto: Daniel Volkmann
Geburtstag­skind Danick Snelder genoss den gestrigen Empfang ihres Thc-teams in Bad Langensalz­a. Die -Jährige geht nach Budapest.foto: Daniel Volkmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany