Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Leipzig lockt
Während sich die Hcl-handballerinnen den Pokaltraum erfüllen, bleibt dem Meister THC die Zuschauerrolle. Das nächste Top-duell der Rivalen wartet bereits
Leipzig. Einladend stand es am Spielfeldrand der Arena Leipzig, ein braunes, altes Ledersofa. Reserviert für Gewinner einer Sponsorenaktion. Seinem unablässigen Tun wäre es gerecht geworden, dass Maik Schenk auch darauf die letzten 60 Minuten seiner Mannschaft hätte genießen können. Dass er im Halbfinale des Dhb-pokals natürlich wie immer den Platz neben den Spielerinnen vorzog, passte zu ihm – während das Kanapee symbolhaft am Endspieltag für den Thüringer Serienmeister stand.
Als die Leipzigerinnen den finalen Goldregen genossen und strahlten, blieb Thüringens Handballerinnen nur die Zuschauerrolle. In ihrem anhaltenden Hoch der historischen sechsten Meisterschaft aber hielt sich die Enttäuschung nach dem Halbfinalaus bereits in Grenzen. „Wir sind nie richtig ins Laufen gekommen“, fand Teammanager Maik Schenk nach dem 23:30 (9:12) gegen den HC Leipzig.
Der Dauerrivale beendete seine Leidenszeit gegen den THC. Es war der erste Sieg nach 14 Niederlagen und einem Remis seit 2012; zugleich die Revanche für das 20:31 im Meisterschaftsgipfel eine Woche zuvor.
Dass es sich die Thüringerinnen anders vorgestellt hatten, stand auf einem anderen Blatt. Den großen Wunsch, sich mit „zwei Medaillen um den Hals zu verabschieden“, äußerte Svenja Huber vor Kurzem. Er erfüllte sich ebenso wenig wie die Hoffnungen, dass zumindest ihr neuer Verein Dortmund als Pokalsieger in die neue Saison geht.
Angeführt von Kapitän Karolina Kudlacz-gloc (11 Tore) und Katja Kramarczyk, die das Duell zweier klasse Nationaltorhüterinnen mit Clara Woltering um einen Hauch für sich entschied, holte sich Leipzig nach der verpassten Meisterschaft und dem EHF-CUP zumindest den DHBPokal. Das Team von Trainer Norman Rentsch setzte vor 4568 Zuschauern die Serie der Gastgebersiege fort.
Wie 2014 und wie Vorjahresgewinner Buxtehude triumphierte mit dem HCL der Ausrichter. Doch gab der Bundesliga-dritte beim 29:28 (13:13) im Finale gegen Dortmund fast einen Fünftore-vorsprung aus der Hand.
Nadja Nadgornaja, die per Doppelpack innerhalb von 20 Sekunden den Endstand herstellte, schwankte zwischen Stolz und Enttäuschung. Wie Trainerin Ildico Barna fand die frühere Thcspielerin es ärgerlich, mit einem Tor zu verlieren. „Das zeigt aber auch, wie groß wir gekämpft haben“, lobte die Rückraumschützin ihre Aufsteiger-mannschaft. Der fehlte am Schluss auch das Glück bei Schiri-entscheidungen, als Sechster kann sie indes auf eine starke Saison zurückblicken. So wie der THC nach dem Gewinn des Supercups und der sechsten Meisterschaft infolge.
Besonders Nadja Nadgornaja hätte Svenja Huber gewünscht, den Pott zu bejubeln. Gerade für die beste Thc-werferin, die am Freitag mit sechs Toren am häufigsten traf und nach Dortmund geht, muss die Tour nach Leipzig eine ungekrönte gewesen sein; und für Maik Schenk auch eine unvollkommene. Das Essen am späten Abend im Hotel gab es für die Mannschaft noch. Die Übernachtung fiel ins Wasser.
Nicht das, was Schenk wollte. Der Inhaber eines Sportgeschäftes steht für eine Rundum-organisation, ist ein verlässlicher Partner. Für Trainer Herbert Müller ist er mehr. „Er ist der eigentliche THC. Jeder kann kommen und gehen. Aber Maik Schenk wird bleiben“, sagt er und widmete den schwer erkämpften Titel gerade auch dem 42-Jährigen.
Beim Bad Langensalzaer laufen viele Fäden der ersten Mannschaft zusammen. Zig Stunden bringt er dafür zu, mitunter Tage, ist stets unterwegs mit der Truppe und war „selbstverständlich“auch gestern mittendrin, als sich die Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt Bad Langensalza eintrug. Der letzte Akt für das Meisterteam, deren Gros sich gestern auf den Weg zu Nationalmannschaftslehrgängen machte. Bei vier Abschieden und bald ebenso vielen Willkommensgrüßen wird es kommende Saison ein anderes Gesicht haben.
Offiziell beginnt die Bundesliga-serie am 10. September gegen Bad Wildungen. Da der DHB am Supercup festhält, ist der finale Meistergipfel zuvor der AuftaktKracher.meister gegen Pokalsieger. Leipzig lockt. Und das Sofa für Maik Schenk ruft, das heimische.
Schwer vorstellbar nur, dass er lange darauf Platz nimmt.