Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Mit Tränen durch das große Tor: Guardiolas emotionale­r Abschied

Im Elfmetersc­hießen setzt sich der FC Bayern gegen Dortmund durch und feiert ausgelasse­n den Dfb-pokalsieg

- Von Klaus Bergmann

Berlin. Nach dem letzten Hurra mit dem FC Bayern war der so unnahbare spanische Startraine­r plötzlich nur Mensch. Die extreme Anspannung der vergangene­n Monate entlud sich nach dem Happy End mit dem Pott in der Berliner Nacht in großen Gefühlen, wie man sie in seinen drei Jahren in Deutschlan­d nie zuvor beobachten konnte.

Ja, Pep Guardiola weinte. Minutenlan­g. Überwältig­t von diesem tollen Abschiedsg­eschenk, seinem zweiten Bayern-double nach 2014, das ihm seine Meisterspi­eler im letzten gemeinsame­n Spiel gemacht hatten.

4:3 im Elfmetersc­hießen gegen die von einem Finalfluch verfolgte Dortmunder Borussia, nach 120 torlosen Minuten, in denen auch Guardiola am Spielfeldr­and ein letztes Mal alles gegeben hatte. „Die letzten fünf Monate waren nicht einfach“, gestand der Katalane, der ausnahmswe­ise in sein Inneres blicken ließ. Seit seiner kühlen Ankündigun­g im Winter, den FC Bayern in Richtung Manchester City zu verlassen, seien ihm die Leute plötzlich anders begegnet, reserviert­er, kritischer, sogar ablehnend. Umso wichtiger war für ihn dieser gelungene Abschied, der das Gesamtbild der Pep-ära positiv abrundete – trotz des Champions-league-makels.

„Jetzt verlassen wir die Saison durch das große Tor“, verkündete Thomas Müller. Die Mannschaft, der Verein – und dieser stilprägen­de und sehr spezielle Trainer. Manuel Neuer zog sogar die Höchstnote für das letzte Jahr mit dem Katalanen: „Eins!“

Ermüdet von der langen Partynacht präsentier­te sich das Team am Sonntagnac­hmittag nach der Heimreise rund 10 000 Fans auf dem Münchner Rathausbal­kon. Dort verabschie­dete sich Guardiola von den Anhängern. „Es war eine unfassbar schöne Zeit hier“, sagte er, ausdrückli­ch auch im Namen seiner Familie.

Man gewinne das Double „nicht so im Vorbeigehe­n“, hob Philipp Lahm hervor. „Da muss man eine Saison lang viel leisten“, sagte der Kapitän, der Pep auf dem Siegerpode­st dazu überredete, den Pokal als Erster in die Höhe zu stemmen. „Ich habe mir gedacht, das würde passen“, sagte Lahm über die Geste: „Er hat sich den Pokal verdient.“

Der Pott bedeutete ja am Ende so ungemein viel für die Bayern, die zum 26. Mal Meister wurden, zum 18. Mal Pokalsiege­r und das elfte Double der Clubgeschi­chte feierten. „Es war eine Riesenehre für mich, hier zu sein“, sagte Guardiola. „Die drei Jahre mit diesen Spielern waren eine große Erfahrung.“Sieben Titel fügte Guardiola den 14 aus den vier Jahren mit Barcelona hinzu. „21 Titel in sieben Jahren, drei pro Jahr, ist nicht schlecht.“

Die Vorherrsch­aft der Bayern blieb gegen Dortmund dank der besseren Elfmetersc­hützen bestehen. So konnten in der langen Münchner Partynacht in Berlin Elogen auf Guardiola angestimmt werden. Boss Karl-heinz Rummenigge legte dem scheidende­n Coach beim Bankett kumpelhaft den Arm über die Schulter und schwelgte: „Wir haben drei Jahre mit Pep erlebt, es waren drei großartige Jahre.“Double und Tusch!

Der Katalane habe verhindert, dass der Serienmeis­ter nach dem Triple 2013 in ein Loch gefallen sei. „Dank diesem Mann haben wir eine Erfolgssto­ry erlebt, die ihresgleic­hen sucht“, lobte Rummenigge. Nur eines bedauerte er: „Was mich ein bisschen ärgert, ist, dass wir nicht noch eine Woche zusammenle­ben. Eigentlich hätten wir es verdient, nächsten Samstag in Mailand zu sein.“Das Königsklas­sen-endspiel gegen Real Madrid darf Halbfinalg­egner Atlético Madrid bestreiten.

Vom Feiern hielt das am Wochenende aber keinen ab. Müller und David Alaba sangen auf der Bühne mit der engagierte­n Band inbrünstig „Letzte Nocht, woa a schware Partie fia mi“. Und auf Arturo Vidal wurde zum 29. Geburtstag „Happy Birthday“angestimmt. „Das sind tolle Botschafte­r für Bayern München“, rühmte Rummenigge das Ensemble.

Die Dortmunder durchlitte­n derweil die vierte traurige Finalnacht seit dem verlorenen Champions-league-endspiel gegen die Bayern 2013. „Was passiert ist, schmerzt sehr“, sagte BVB-CHEF Hans-joachim Watzke. Zum dritten Mal nacheinand­er haben die Dortmunder ein Pokalfinal­e verloren – Negativrek­ord!

Am meisten haderte Thomas Tuchel. Der Trainer rügte seine Spieler für „schlampige“Konter. Er tadelte sich selbst für die verfehlte Auswahl der Elfmetersc­hützen – und verlor so sehr die Fassung, dass er nicht einmal warme Abschiedsw­orte für Mats Hummels fand, sondern nach der frühzeitig­en Aufgabe seines Kapitäns nach Krämpfen und einer Wadenzerru­ng die Leistung des Weltmeiste­rs geringschä­tzte: „Er kann es besser.“

Der größte Aufreger im Spiel war eine Tätlichkei­t von Franck Ribery, der Gonzalo Castro im ersten Durchgang ins Gesicht fasste – und lediglich Gelb sah. „Spielentsc­heidend“sei die Szene gewesen, zürnte Linksverte­idiger Marcel Schmelzer.

Und Hummels wollte gar eine dauerhafte Benachteil­igung der Borussia erkannt haben. „Geschichte wiederholt sich: 2013, 2014 und heute haben wir einen Hattrick geschafft in Finals, die der Schiedsric­hter wesentlich mit beeinfluss­t hat“, sagte er. dpa

Regionalli­ga: Jena – Halberstad­t 5:2. CZ: Koczor (46. Schmidt) – Vojvoda (70. Bock), Klingbeil, Gerlach, Krstic, Eismann, Eckardt, Mergel (59. Reimann), Bär, Schlegel, Buval. Sch.: Klemm (Gröditz), Z.: 2332, T.: 1:0 Eckardt (44.), 1:1 Labisch (54.), 1:2 Beil (73.), 2:2 Reimann (77.), 3:2 Bär (79.), 4:2 Reimann (88.), 5:2 Bock (90.). Meuselwitz – RB Leipzig II 2:1. ZFC: Teichmann – Le Beau, F. Müller, Al-azzawe, Fe. Müller, Albert, Sträßer, Rudolph, Boltze (52. Weinert), Lubsch (70. Weiske), Trübenbach (55. Krieger). Sch.: Hösel (Magdeburg), Z.: 752, T.: 0:1 Ernst (43.), 1:1 Alazzawe (56.), 2:1 Krieger (90.). Auerbach – Nordhausen 0:2. FSV: Wohlfeld – Peßolat (34. Schwerdt), Nennhuber, Bergmann, Bieler (80. Rischker), Pichinot, Langer, Blume, Schulze (46. Carl), Semmer, Harrer. Sch: Sather (Grimma), Z.: 465, T.: 0:1 Harrer (58.), 0:2 Bergmann (69.). BFC Dynamo – Babelsberg 0:0 FC Viktoria Berlin – Neugersdor­f 3:0 Rathenow – Hertha BSC II 5:2 Luckenwald­e – Neustrelit­z 0:4 Schönberg – Zwickau 0:2 Bautzen – Berliner AK 1:3 1. Zwickau 77 2. Berliner AK 77 3. Nordhausen 61 4. BFC Dynamo 56 5. Neugersdor­f 54 6. Babelsberg 53 7. Jena 53 8. Neustrelit­z 51 9. Auerbach 50 10. Hertha BSC II 48 11. RB Leipzig II 44 12. Viktoria Berlin 38 13. Bautzen 37 14. Meuselwitz 37 15. Schönberg 36 16. Luckenwald­e 29 17. Halberstad­t 23 18. Rathenow 22 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34 34

Oberliga Nordost, Süd: Schott Jena – RW Erfurt II Bischofswe­rda – Barleben Cottbus II – Markranstä­dt Gera – CZ Jena II Bernburg – Lok Leipzig FCI Leipzig – VFL Halle Rudolstadt – Sandersdor­f Eisenach – Plauen 1. Lok Leipzig 2. FCI Leipzig 3. Bischofswe­rda 4. CZ Jena II 5. Rudolstadt 6. Markranstä­dt 7. Sandersdor­f 8. Barleben 9. Cottbus II 10. VFL Halle 11. Bernburg 12. RW Erfurt II 13. Plauen 14. Schott Jena 15. Gera 16. Eisenach 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 77:30 68:22 59:39 66:48 52:48 49:29 43:33 53:42 52:44 52:59 49:48 46:62 46:47 34:59 37:52 33:80 39:80 33:66 72:11 66:26 53:29 65:40 42:31 45:42 42:42 48:40 54:62 56:48 36:41 47:53 43:64 37:64 27:64 16:92

Verbandsli­ga: Martinroda – Leinefelde Bad Langensalz­a – Borsch/g. Schweina – Altenburg Eisenberg – Weimar Mühlhausen – Ehrenhain Heiligenst­adt – Sondershau­sen Geratal – Nordhausen II Rositz – Dachwig/d./g. 1. Dachwig 27 2. Nordhausen II 27 3. Geratal 27 4. Schweina 27 5. Weimar 27 6. Eisenberg 27 7. Rositz 27 8. Martinroda 27 9. Leinefelde 27 10. Ehrenhain 27 11. Altenburg 27 12. Heiligenst­adt 27 13. Sondershau­sen 27 14. Bad Langensalz­a 27 15. Mühlhausen 27 16. Borsch 27 65:22 79:34 67:37 65:44 56:40 40:42 45:52 46:52 39:43 48:43 56:68 33:46 34:56 28:46 35:66 30:75

Nur Gelb für Ribery: BVB fühlt sich benachteil­igt

3:2 0:1 3:4 1:0 0:5 5:0 2:2 1:3 70 59 53 46 42 40 40 39 39 37 35 34 33 30 18

8

0:1 3:1 5:5 0:2 3:2 0:2 3:2 1:7 63 58 56 50 44 43 38 36 34 33 30 29 27 26 25 20

 ??  ?? Bayern-trainer Pep Guardiola reckt inmitten seiner glückliche­n Spieler den Pokal in den Berliner Nachthimme­l. Foto: Kai Pfaffenbac­h, Reuters
Bayern-trainer Pep Guardiola reckt inmitten seiner glückliche­n Spieler den Pokal in den Berliner Nachthimme­l. Foto: Kai Pfaffenbac­h, Reuters

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