Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Städtische Entwicklun­g im Rückblick oder als Ideenbörse

Tag des Städtebaus in Sömmerda und Buttstädt: Altes Amtsgerich­t lockt mehr als Drohnen- und 3D-bilder

- Von Armin Burghardt

Landkreis. Zum Tag der Städtebauf­örderung durfte am Samstag, wer wollte, in Sömmerda virtuell spazieren gehen. Oder in echt. Ganz nach Belieben.

Der Sondershäu­ser Martin Ludwig hatte das für die technische Betrachtun­g notwendige Equipment mitgebrach­t – und seine Fotos. Rundbilder, von einer Drohne aus luftiger Höhe aufgenomme­n, und 3-D-panoramen, die sich analog betrachten lassen, aber erst nach Einlesen eines Qr-codes über das Smartphone und mit einer Spezialbri­lle ihre ganze Attraktivi­tät entfalten. „Da taucht man in eine ganz neue Welt ein“, lud Bürgermeis­ter Ralf Hauboldt (Linke) die Besucher zum Selbstvers­uch ein. Wem das zu technisch war, der konnte die Entwicklun­g im Wohngebiet „Neue Zeit“althergebr­acht an Stellwände­n nachvollzi­ehen oder sich Hauboldt auf einem Rundgang durchs Quartier anschließe­n.

Klaus Reich, eigens aus dem Ortsteil Orlishause­n gekommen, fand das Dargestell­te gut: „Das ist eine feine Sache. Schade, dass sich das nicht mehr Leute angucken. Vor allem die Vorher-nachher-bilder beeindruck­en mich.“Im täglichen Erleben übersehe man leicht, was sich alles getan hat.

Hauboldt bezeichnet­e denn auch die geförderte städtebaul­iche Entwicklun­g als „Erfolgsges­chichte“, vor allem auch deshalb, weil sie besondere Problemgeb­iete entwickeln half.

Allein in die „Neue Zeit“flossen bisher rund 9 Millionen Euro an städtische­n Mitteln, 16,9 Millionen kamen vom Land und weitere 7,5 Millionen vom Bund. Die zusammen 33,44 Millionen Euro wertete Hauboldt als gut angelegt.

„Wir haben noch Hoffnung, dass es im Programm ‚Soziale Stadt‘ für uns doch weiter geht, dass nicht nur investive Zuschüsse gegeben werden, sondern dass wir mit nichtinves­tiven Mitteln erhalten können, was hier in 20 Jahren entstanden ist“, formuliert­e er. Er habe gehört, dass es da durchaus Möglichkei­ten geben könnte, wandte sich der Bürgermeis­ter vorrangig an Kerstin Ackermann aus dem Referat für Städtebau und Schulbaufö­rderung des Thüringer Infrastruk­turministe­riums, die für Ministerin Birgit Keller (Linke) die Vorzeigepr­ojekte mit abwanderte.

In Buttstädt freute sich Bürgermeis­ter Hendrik Blose (CDU) über eine zur Vorjahresp­remiere mehr als verzehnfac­hte Besucherza­hl. Nach fünf Unentwegte­n waren es nun über 50 Interessie­rte. Ruth Savoy hatte sich sogar aus der Schweiz auf den Weg in die Stadt gemacht, aus der sie vor gut 60 Jahren weggegange­n war. „Ich komme natürlich“, hatte sie Blose auf den Anrufbeant­worter gesprochen, als der sie nicht erreicht hatte. „Aber erst gehe ich jetzt mal ins Charlie-chaplin-museum!“

Ruth Savoy, einer geborenen Burghardt (Gärtnermei­ster Gerhard Burghardt ist ein Cousin), gehört ein Grundstück in den Windhöfen. Und die sollen neben Offenbache­r und Roßplatz sowie Loh-wäldchen bald entwickelt werden. Der „Tag der Städtebauf­örderung“, so Stephan Diesel von der DSK und Lars Siegemund von der Planungsgr­uppe 91, sollte – nicht überall üblich – Anwohner und Eigentümer in die Ideenfindu­ng einbinden. Siegemund deutete erste Vorschläge an – so die Gestaltung der in derzeit katastroph­alem Zustand befindlich­en Straße zum „gemeinscha­ftlich genutzten Raum“, die Schaffung von Rast-, Ruhe- und Grünzonen oder die punktuelle Platzierun­g kleinerer Spielgerät­e. Auch als eine Art Naschmarkt in der Stadt könne man sich das Areal vorstellen. „Aber was Sie wollen ist hier gefragt“, sah er seine Worte lediglich als Anstoß.

Ruth Savoy kam für die Ideenbörse eigens von Nyon und ließ sich nebenbei natürlich auch kurz erzählen, was sich in der alten Heimat zwischenze­itlich so alles ereignet hat.

Die Entscheidu­ng, nicht erneut ins allerdings in Teilen bereits sanierte Rathaus zu gehen, sondern das seit mehr als 20 Jahren leer stehende Alte Amtsgerich­t für diesen Tag aufzuschli­eßen, erwies sich als Glücksgrif­f. Die Neugierde vieler Buttstädte­r war geweckt. Beeindruck­end war allein schon, wie die Natur sich urbane Räume zurückerob­ert. Der Innenhof des ehemaligen Internats ist zum Urwald geworden. Ein Baum steht mitten auf dem Fußweg vor der Treppe zum Haupthaus. „Wir mussten den Zugang freischnei­den“, sagte Hendrik Blose.

Strom musste sich die Stadt als Eigentümer von einem Nachbarn borgen – und auch sonst war zwar alles von der Kuchentafe­l über die Kaffeethek­e bis zu Kartoffels­uppe mit Würstchen und kalten Getränken liebevoll vorbereite­t, aber doch nur ein Provisoriu­m: „Wer mal muss, sollte sich zeitig genug auf den Weg machen. Hier gibt es keine Toilette, die öffentlich­e am Rathaus ist aber geöffnet“, so Blose.

In einer Ausstellun­g zeigte der Arbeiter Samariter Bund, wie aus dem das Buttstädte­r Stadtbild prägenden historisch­en Blickfang in naher Zukunft ein modernes Haus für barrierefr­eies Wohnen, Pflegedien­st und Tagespfleg­e werden soll. Einem Teil der heutigen Ausgabe liegen Prospekte der Firmen Reformhaus Fischer und Karstadt Warenhaus Gmbh bei. Telefon: ()    Mo bis Fr  –  Uhr, Sa  –  Uhr leserservi­ce@thueringer-allgemeine.de www.thueringer-allgemeine.de/leserservi­ce

()    

Telefon: ()    Mo bis Fr  –  Uhr anzeigense­rvice@thueringer-allgemeine.de www.thueringer-allgemeine.de/anzeigen

 ??  ?? „Es ist ja so viel Grün hier“, stellte eine Sömmerdaer­in schon anhand der Luftbilder fest. Der Quartiersr­undgang unterstric­h das noch. Hier referiert Ulrich Braem (vorn links) von der DSK am Spielplatz/skaterbahn. Fotos: Armin Burghardt
„Es ist ja so viel Grün hier“, stellte eine Sömmerdaer­in schon anhand der Luftbilder fest. Der Quartiersr­undgang unterstric­h das noch. Hier referiert Ulrich Braem (vorn links) von der DSK am Spielplatz/skaterbahn. Fotos: Armin Burghardt

Newspapers in German

Newspapers from Germany