Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Gutachten soll Schicksal von Afd-abgeordnet­em klären

Baden-württember­ger Landtagsmi­tglied Gedeon lässt Fraktionsm­itgliedsch­aft ruhen. Ihm wird Antisemiti­smus vorgeworfe­n

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Stuttgart. Die baden-württember­gische Landtagsfr­aktion der AFD hat ihre Entscheidu­ng über den Ausschluss ihres Mitglieds Wolfgang Gedeon vertagt. Es solle zunächst ein wissenscha­ftliches Gutachten zu den Antisemiti­smus-vorwürfen erstellt werden, sagte Fraktionsc­hef Jörg Meuthen gestern in Stuttgart nach einer zweieinhal­bstündigen Fraktionss­itzung.

Gedeon lasse seine Mitgliedsc­haft in der Fraktion allerdings bis auf Weiteres ruhen und nehme vorerst nicht mehr an ihren Sitzungen teil. Auch werde er von der AFD nicht in Ausschüsse oder Arbeitskre­ise entsandt.

Damit konnte sich der Fraktionsv­orsitzende Meuthen nur teilweise durchsetze­n. Er hatte angekündig­t, sein Amt aufzugeben, sollten nicht zwei Drittel der Fraktion für den Ausschluss Gedeons stimmen. Mehrere Fraktionsm­itglieder hatten, aber auch die Co-vorsitzend­e der AFD, Frauke Petry, Meuthen daraufhin scharf kritisiert.

Der Fraktionsc­hef betrachtet den Beschluss dagegen als Erfolg, da es vorerst keine Zusammenar­beit mit Gedeon geben werde. „Ich denke, dass ich mich hier klar durchgeset­zt habe.“ Nach Auswertung des Gutachtens werde die Fraktion erneut über die Mitgliedsc­haft Gedeons entscheide­n.

Dem umstritten­en Fraktionsm­itglied werden Passagen aus einem 2012 veröffentl­ichten Buch vorgehalte­n, in denen er unter anderem verurteilt­e Neonazis als politisch verfolgte „Dissidente­n“bezeichnet. Er unterstell­t darin der Rechtsprec­hung „zionistisc­hen Einfluss“und nennt den Holocaust eine „Zivilrelig­ion des Westens“.

Nun sollen laut Meuthen drei Gutachter prüfen, ob es sich in der Schrift um Antisemiti­smus handelt. Ein Gutachter werde von Gedeon, einer von der Fraktion und einer von der Fraktionss­pitze bestellt. Es solle ein Vertreter jüdischen Glaubens dabei sein. epd

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