Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Umfrage: Großkreise sind schwer zu überblicken
Laut einer Studie über Sachsen steigt mit einer Gebietsreform die Belastung für Mandatsträger – bleibt aber erträglich
Erfurt. Die Arbeit in den Kommunalparlamenten wird in größeren Landkreisen anstrengender, ist aber zu schaffen: So lässt sich das Ergebnis einer Studie zur sächsischen Gebietsreform zusammenfassen. Immerhin 70 Prozent der befragten Kreisräte sprechen von einer höheren Arbeitsbelastung.
Zudem fällt es ihnen grundsätzlich schwerer, den Überblick über das größere Kreisgebiet zu behalten. Ein knappes Drittel beklagt auch zum Teil deutlich längere Fahrzeiten. Der Aufwand für Koordination und die Abstimmung untereinander steige. 38 Prozent der Befragten halten die Mitgliederzahl ihres Kreistags nach der Reform für zu hoch.
Die Online-umfrage von 138 Mandatsträgern war Teil einer Masterarbeit an der Universität Potsdam und wurde vom privaten „Institut für den öffentlichen Sektor“unterstützt. Für Autorin Svenja Ems sind aber die Schwierigkeiten überschaubar.
Die zusätzliche Belastung habe der Motivation der aktiven sächsischen Lokalpolitiker nicht geschadet. Auch sei die Zahl der Bewerber für die Mandate nicht zurückgegangen, genauso wenig wie die Zahl der berufstätigen Mandatsträger. Als positiv bewertet die Mehrheit der Kreisräte, dass es nach der Gebietsreform zu einer stärkeren fachlichen Spezialisierung innerhalb der Fraktionen und Ausschüsse kommt.
Die Bilanz: Von einer Gebietsreform gehe keine ernste Gefahr für das kommunalpolitische Ehrenamt aus. Sie könne aber die Arbeit der Mandatsträger erschweren. Eine bessere digitale Vernetzung und bessere Arbeitsteilung könne helfen.
2008 wurde mit der Gebietsreform in Sachsen die Zahl der Landkreise und kreisfreien Städte von 29 auf 13 verringert – bei rund vier Millionen Einwohnern. In Thüringen, wo nur 2,2 Millionen Menschen leben, ist von einer Reduzierung der 23 kreisfreien Städte und Landkreise auf etwa zehn die Rede.
Bilanz: Gebietsreform gefährdet Ehrenamt nicht