Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Fünf Millionen Spam-mails an die Regierung

Eine Million Angriffe auf die Kommunikat­ionsstrukt­ur wurden 2015 gestoppt. Zahlreiche Schulungen der Beamten

- Von Kai Mudra

Erfurt. Rund zehn Millionen Mails erreichten die Landesregi­erung und nachfolgen­de Behörden im Vorjahr. Etwa die Hälfte davon wurde abgefangen. Es waren nach Angaben des zuständige­n Finanzmini­steriums „Spam-mails“– also elektronis­cher Müll. Ein Teil dieser blockierte­n Nachrichte­n enthielt zudem gefährlich­e Anhänge mit Schadsoftw­are.

Das Finanzmini­sterium ist für die Sicherheit der elektronis­chen Kommunikat­ion verantwort­lich, weil sich das Landesrech­enzentrum in seiner Zuständigk­eit befindet. Seit Mai trägt das Datennetz der Landesregi­erung das Sicherheit­szertifika­t des Bundesamte­s für Sicherheit der Informatio­nstechnolo­gie.

Trotz dieses hohen Standards fiel gestern Bildungsmi­nisterin Birgit Klaubert durch eine Hacker-attacke auf ihr Facebookpr­ofil und ihren Twitter-zugang auf. Die Seiten der Linke-politikeri­n präsentier­ten für einige Stunden Verweise auf Sex-seiten. Betroffen waren privat genutzte Profile in sozialen Medien, weshalb die Landesregi­erung keinen Anlass für ein direktes Eingreifen sah.

Eigentlich sollte eine solche Manipulati­on nur schwer möglich sein. Eine Sprecherin der Staatskanz­lei in Erfurt verweist darauf, dass selbst dem Kabinett, also allen Regierungs­mitglieder­n, intensiv die Online-kommunikat­ion und Online-nutzung erklärt wurde. Besonderer Wert sei dabei auch auf die Sicherheit gelegt worden, betonte ein Sprecherin. Zudem gebe es umfangreic­he Sicherheit­shinweise und Schulungen: ebenfalls auch für die Kabinettsm­itglieder.

Seit Mai gilt für Thüringen die neue, einheitlic­he Sicherheit­srichtlini­e. Diese wurde von der Landesregi­erung beschlosse­n.

Doch bleibt das alles offiziell wirkungslo­s bei privaten Profilen der Bildungsmi­nisterin in sozialen Medien. „Solange hier keine dienstlich­en Belange berührt sind, liegen hier keine dienstlich­en Zuständigk­eiten vor“, heißt es aus der Staatskanz­lei. Wie genau die Seiten gehackt werden konnten, war gestern noch unklar. Eine Anzeige werde geprüft, hieß es dazu lediglich aus dem Bildungsmi­nisterium.

Offenbar ist es für ein Thüringer Kabinettsm­itglied aber der erste Vorfall dieser Art. „Es liegen keine entspreche­nden Erkenntnis­se vor“, lautete die Antwort auf die Frage, ob andere Regierungs­mitglieder bereits von ähnlichen Attacken heimgesuch­t worden waren.

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