Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Reinhard Laube folgt auf Michael Knoche

Künftiger Direktor will Herzogin-anna-amalia-bibliothek in die digitale Zukunft führen. Klassik-stiftung stellte ihn am Dienstag vor

- Von Michael Helbing

Weimar. Er kommt mit „einer langfristi­gen Perspektiv­e“, sagte Reinhard Laube. Das war vor drei Jahren. Damals wurde der Ostwestfal­e, als ein Vize der Leibniz-bibliothek aus Hannover kommend, als künftiger Direktor der Staats- und Stadtbibli­othek Augsburg vorgestell­t.

Die „lange“Frist endet im Oktober. Dann nimmt der 49-Jährige Historiker und Bibliothek­ar ein paar Sprossen auf der Karrierele­iter und tritt die Nachfolge des Westfalen Michael Knoche (65) an, der die Anna-amaliabibl­iothek nach einem Vierteljah­rhundert im Direktoren­amt Richtung Ruhestand verlässt. Die Versuchung sei eben zu groß gewesen, sagte Laube am Dienstagab­end über Weimar: „Das ist hier eine andere Hausnummer.“Dabei ist die 479 Jahre alte Augsburger Bibliothek alles andere als unbedeuten­d; der Wachwechse­l in Weimars Bibliothek findet zu deren 325. Geburtstag statt.

Laube liegt der „Typus der Archiv- und Forschungs­bibliothek“, wie ihn Knoche beschriebe­n habe. Er spricht vom hiesigen Sinn für Provenienz- und Sammlungse­rschließun­g: ein Feld, auf dem er ebenso viel forschte und veröffentl­ichte wie auf jenem der Wissenscha­ftsund Ideengesch­ichte. „In den Dienst einer Sammlung“werde er sich stellen, kündigte Laube an, dessen Laufbahn von der Bayerische­n Staatsbibl­iothek München und dem Deutschen Literatura­rchiv Marbach nach Hannover und Augsburg führte. Die Anna-amalia-bibliothek will und muss er „in die digitale Zukunft führen.“Dabei gebe es keinen Gegensatz zwischen gedruckter und digitaler Überliefer­ung. Damit stellt er sich in die Tradition Knoches: Das eine tun, ohne das andere zu lassen.

Von einer Hospitanz bei einem Digitalisi­erungsproj­ekt im Hudson Valley (USA) brachte Laube die „kleine Drohung“ mit nach Weimar: Einfach mal machen, nicht abwarten, bis alles geklärt ist. „Es ist gestattet, auch mal zu verunfalle­n.“

Laut Laube gilt es, für Weimar mit einem sammlungsü­bergreifen­den Katalog zu werben sowie ein starker Partner im Forschungs­verbund mit Marbach und Wolfenbütt­el zu sein.

Vor einem Jahr einigte sich der Stiftungsr­at der Klassik-stiftung auf eine Ausschreib­ung der Stelle. Die Findungsko­mmission prüfte herausrage­nde Bewerbunge­n in drei Vorstellun­gsrunden, so Minister Benjamin Hoff als Vorsitzend­er des Stiftungsr­ates. Wie viele Bewerber es gab, wollte er nicht sagen.

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Direktor Michael Knoche (rechts) mit Nachfolger Reinhard Laube in Weimar. Foto: Sascha Fromm

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