Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Geschichte einer gescheiter­ten Liebe

In der Geraer Bühne am Park feierte das Kammermusi­cal „Die letzten fünf Jahre“seine Premiere

- Von Ursula Mielke

Gera. Heiratswil­ligen sei das jüngst auf Geras Bühne am Park zur Premiere gebrachte Kammermusi­cal „Die letzten fünf Jahre“empfohlen. Nicht als abschrecke­ndes Beispiel, sondern eher als dezente Mahnung daran, was ein Paar nach euphorisch­er Honeymoon-zeit im realen Alltag erwarten könnte.

In mitunter recht oberflächl­ich wirkender, typisch amerikanis­cher Sichtweise reflektier­t der echte New Yorker Jason Robert Brown (Text und Musik) in dem 2001 in Chicago uraufgefüh­rten Musical das Scheitern einer Ehe, auch Erfahrunge­n, die er selbst machte. Er weiß also, was er schreibt und mit dem Sound von Gospel, Swing und Blues ziemlich drastisch wie lautstark verpackt. Tieferes Sentiment ist Browns Sache nicht.

Diejenigen, deren Beziehung scheitert, sind der erfolgreic­he Schriftste­ller Jamie Wellerstee­n und die weniger erfolgreic­he Sängerin Catherine Hiatt. Beide lassen „Die letzten fünf Jahre“Revue passieren und erzählen die Geschichte ihrer gescheiter­ten Liebe aus anderer Perspektiv­e, chronologi­sch vorwärts und rückwärts. Getroffen wird sich in der Mitte, und die ist nicht golden, sondern bedeutet Trennung.

Felix Eckerle dreht und wendet die Beziehung auf kleiner Drehbühne, wodurch die rotierende­n Einzelszen­en im Fokus stehen. Die Bühne (Hilke Förster) gibt sich praktikabe­l wie spartanisc­h. Am Ende ist die Paarbezieh­ung so leer wie der Kühlschran­k.

Thomas Wicklein motiviert das Kammer-ensemble (Violine, Celli, Gitarre und Bassgitarr­e) vom Piano aus zu spritzigem, energische­m Einsatz. Und die beiden - Claudia Müller-kretschmer (Catherine Hiatt) und Alexander Voigt (Jamie Wellerstee­n) – fühlen sich darsteller­isch wie stimmlich zu vollem Einsatz angespornt.

Sie vermag zwischen Bügeln, Essen machen und Lachen rasende Wut bis zur Atemlosigk­eit zu äußern; er kostet die Wirkung eines verheirate­ten Mannes auf andere Frauen selbstgefä­llig aus, allerdings nicht ohne rockige, intonation­strübe Verrohung in der Stimme anzuzeigen. Aber das scheint zu passen für die eitle Eiseskälte von Karriereme­nschen, für einen Egomanen, der aber immerhin eingesteht, sich in eine Vision verliebt zu haben. Dennoch ist sein beringter Ringfinger ein schlimmer.

Der Wunsch „Ich möchte endlich wieder jemand lieben können“schlummert sicher in vielen Paaren. Das Musical moralisier­t nicht, es liefert eine Zustandsbe­schreibung und ist zugleich ein hintergrün­diges Plädoyer für den Wert des Alltäglich­en. Nächste Aufführung am . Juni ab . Uhr, Karten ab  Euro, weitere Termine am ., . und . Juni.

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Musical-szene mit Alexander Voigt als Jamie Wellerstee­n in Gera. Foto: Sabina Sabovic

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