Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Eine Zeit für Liebschaft­en

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Michael Helbing über alle möglichen Beziehunge­n

Ganz neu ist das nicht, aber wohl doch aktuell: „Monogamie ist von der Natur nicht vorgesehen.“So haben es der Psychologe Christophe­r Ryan und die Psychiater­in Cacilda Jethá, die eine Ehe in Barcelona führen, jüngst aufgeschri­eben. Die deutsche Fassung ihres Buches bringt Klettcotta in zwei Monaten heraus: „Sex – die wahre Geschichte“.

Damit greifen sie, so der Verlag, die Wurzeln unseres Verständni­sses von Ehe, Partnersch­aft und Gesellscha­ft an.

Dabei ist die Frage, „wie man 50 Jahre lang eine glückliche Ehe mit Affäre führen kann, ohne die Beziehung zu gefährden“, schon mal exemplaris­ch geklärt worden, als Benoîte Groult vor 30 Jahren ihren Roman „Salz auf unserer Haut“veröffentl­ichte. Die Autorin, die am Montag mit 96 Jahren starb, hatte selbst erklärterm­aßen nie ein Gelöbnis der Monogamie abgelegt.

Friedrich Schiller wohl auch nicht. Er schwor zwar Caroline von Lengefeld die Ehe, fand Lust und Liebe aber auch bei der Schwägerin Charlotte.

Dominik Graf hat das in „Die geliebten Schwestern“erzählt. Sein Film, natürlich unter anderem in Rudolstadt und Weimar gedreht, lief vor zwei Jahren im Kino, heute zeigt der Sender Arte eine 160-Minuten-fassung, in Konkurrenz zum Fußball.

„Wir leben in einer Zeit“, hatte Graf damals erklärt. „in der scheinbar alles möglich ist, wenn es um Beziehunge­n geht.“Und in einer Zeit, ließe sich ergänzen, in der Beziehung immer noch möglich ist, obwohl Leidenscha­ft auch Leiden schafft.

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