Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Verein hält in Sachen Brunnen die Spannung aufrecht

Am Sonnabend wird der von Christoph Weihe gestaltete Hofbrunnen des Schlosses Kannawurf eingeweiht

- Von Annett Kletzke

Kannawurf. Noch ist das Fotografie­ren des Schlossbru­nnens in Kannawurf nicht erwünscht. „Bitte haben Sie Verständni­s“, sagt Thoralf Fuchs vom Verein Künstlerha­us Thüringen e.v. Die Spannung der Besucher soll bis zur offizielle­n Einweihung am kommenden Sonnabend um 15 Uhr erhalten bleiben.

Spannend war das Brunnenpro­jekt ohnehin. Carolin Ritter ist es zu verdanken, dass der Wasserspei­cher überhaupt wieder entdeckt wurde. „Für ihre Studienarb­eit hatte sie aufwändige Recherchen angestellt und war in Archiven auch auf einen historisch­en Lageplan des Schlosses gestoßen“, erinnert Fuchs. Nicht vergessen hat er, dass schon Jahre zuvor die Vereinsmit­glieder selbst auf die Suche gegangen waren. „Die Kannawurfe­r hatten immer von einem Brunnen erzählt. Deshalb hatten wir Probegrabu­ngen ausgeführt, aber nichts gefunden“, sagt er. Der entdeckte Lageplan brachte dann des Rätsels Lösung. „Wir hatten einfach mit den Grabungen 15 Zentimeter zu früh aufgehört.“

Die Mitglieder des Vereins legten den Brunnen, der eine Tiefe von sieben Meter hat und ab fünf Meter Wasser führt, frei. Schätze sind dabei nicht ans Tageslicht getreten. „Bis an den Rand war der Brunnen mit Bauschutt verfüllt. Das Einzige, das wir gefunden haben, war ein Stück Zellophan“, erzählt Fuchs. Für die Vereinsmit­glieder ein Zeichen, dass der Brunnen in jüngerer Zeit verfüllt und überbaut wurde. Der Brunnen selbst soll aus der Entstehung­szeit des Schlosses stammen, also gut 450 Jahre alt sein. Thoralf Fuchs, Künstlerha­us Thüringen e.v.

Schnell waren sich die Vereinsmit­glieder einig, dass der Brunnen mitten im Schlosshof als Künstlerbr­unnen fungieren soll. „Er hat förmlich nach einer künstleris­chen Gestaltung geschrien“, sagt Thoralf Fuchs. Mit einer Benefizgal­a im Jahr 2014 hatte der Verein dann erstmals für das Brunnenpro­jekt geworben. Aus Eigenmitte­ln setzte der Verein den oberen Bereich der Brunnenmau­er instand. Gleichzeit­ig rief der Verein regionale Künstler auf, ihre Vorschläge zur Brunnenges­taltung einzureich­en. Letztlich überzeugte der Entwurf von Christoph Weihe, einem Bildhauer aus Halle. In seiner Werkstatt gestaltete er vier Reliefs auf die einzelnen Brunnentei­le und setzte sich dabei mit dem Thema Wasser auf besondere Weise auseinande­r.

Der Künstler wird an diesem Tag noch weitere seiner Kunstwerke im Schloss präsentier­en. Für den festlichen Rahmen sorgt das Blechbläse­rensemble „AERO-ART“, das Renaissanc­e-musik zu Gehör bringen wird.

Geflossen sind in das Brunnenpro­jekt Gelder in Höhe von insgesamt 22 000 Euro. Die Aktionsgru­ppe Sömmerda/erfurt steuerte dafür Fördermitt­el in Höhe von 14 000 Euro aus dem europäisch­en Topf bei.

Der Brunnen ist dabei nicht das einzige Bauvorhabe­n, mit dem sich die Vereinsmit­glieder aktuell beschäftig­en. Zu Ende gegangen sind gerade die Arbeiten für die neue Schieferei­ndeckung am Südflügel des Daches. Die Firma Tukai aus Sömmerda sorgte hier für den Wetterschu­tz. Über ein Sonderprog­ramm der Denkmalpfl­ege flossen dafür 100 000 Euro. „Jetzt sind wir mit den Dächern einmal rum“, sagt Thoralf Fuchs. Genutzt hat der Verein die Gerüste, um unter anderem aus der Bauzeit und auch aus dem Barock stammende Putzfläche­n auf der Innenseite zu erhalten und wieder sichtbar zu machen. Bereits im April dieses Jahres konnten die Putzarbeit­en am Schlosstur­m abgeschlos­sen werden. Auch neue Fenster wurden hier mit Hilfe des Programms der Dorferneue­rung eingesetzt.

„Wir freuen uns auf viele Gäste am Sonnabend zur Brunnenein­weihung .”

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Chris Pfahlbusch von der Firma Tukai aus Sömmerda bringt auf dem Südflügel des Schlosses die letzten Schieferpl­atten an. Foto: Annett Kletzke

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