Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

IOC öffnet russischen Leichtathl­eten Tür zu Olympia

Nachweisli­ch saubere Sportler sollen unter der Flagge ihres Landes antreten können. NOK-CHEF kündigt Berufung an

- Von Andreas Schirmer

Lausanne. Ioc-präsident Thomas Bach hat den russischen Leichtathl­eten die Tür zu den Olympische­n Spielen in Rio geöffnet und gestattet ihnen den Start unter der Landesfahn­e. „Wer das Startrecht für die Spiele erhält, wird ein Mitglied des Teams des Nationalen Olympische­n Komitees Russlands“, erklärte der deutsche Chef des Internatio­nalen Olympische­n Komitees nach dem Ioc-summit in Lausanne. Der Leichtathl­etik-weltverban­d IAAF hatte vorgeschla­gen, nachweisli­ch saubere russische Athleten den Start unter neutraler Fahne in Rio zu erlauben.

Das olympische Schlupfloc­h werden nur wenige Leichtathl­eten nutzen können. Voraussetz­ung für eine Teilnahme ist, dass die Sportler sich außerhalb des maroden Antidoping-systems Russlands aufhalten und testen lassen müssen.

Auch Athleten anderer Sportarten aus Russland und ebenso aus Kenia werden vor Erteilung des Startrecht­s intensiver als jemals zuvor unter die Lupe genommen. „Die IAAF hat einen guten Job gemacht“, sagte Bach. Nun seien die anderen 27 Sommerspor­tverbände gefordert, damit in Rio die Chancengle­ichheit gewährleis­tet werde.

Für Bach stehen die Sportler beider Länder unter Doping-generalver­dacht: „Die Vermutung der Unschuld der Athleten aus diesen Länder ist ernsthaft infrage gestellt.“Der Weltverban­d IAAF hatte die Sperre gegen Russlands Leichtathl­eten wegen massiver Dopingvorw­ürfe verlängert und sie damit von den Spielen in Rio ausgeschlo­ssen.

Russlands Sportminis­ter Witali Mutko reagierte erleichter­t auf die Ankündigun­g. Russland sei für eine Teilnahme sauberer Athleten bereit, alle Bedingunge­n des IOC einzuhalte­n. „Wir werden alles machen, was sie uns sagen“, meinte Mutko. Russlands Nok-präsident Alexander Schukow kündigte indes an, gegen die Sperre Einspruch beim Internatio­nalen Sportgeric­htshof Cas einlegen zu wollen. „Russische Athleten, die niemals gegen Antidoping-regeln verstoßen haben, werden sich wie der Verband an den Cas wenden – um die eigenen Interessen zu schützen und die Interessen von anderen sauberen Athleten“, sagte Schukow.

Das NOK werde diese Klagen unterstütz­en. „Wie wir die Sache sehen, gibt es eine Reihe von Verstößen gegen die olympische Charta bei der Lösung der IAAF.“Er versichert­e aber auch, dass Russland „keinen Boykott von Olympia“wolle.

Russland muss weiter fürchten, noch komplett ins Olympiaabs­eits zu geraten. Inzwischen sind auch Vorwürfe zu Dopingverg­ehen bei Russlands Schwimmern laut geworden. Außerdem untersucht Richard Mclaren im Auftrag der Welt-antidoping­agentur Wada Anschuldig­ungen, ob im Kontrollla­bor bei den Winterspie­len 2014 in Sotschi tatsächlic­h positive Proben von russischen Sportlern getauscht und vertuscht wurden.

Wird das IOC hart durchgreif­en, wenn sich die Anschuldig­ungen erhärten? „Das sind Spekulatio­nen. Ich weiß nicht, was wir erfahren und sehen werden“, sagte Bach nur.

Das IOC will aber nicht nur sicherstel­len, dass die Rio-spiele so dopingfrei wie möglich werden, sondern das globale Antidoping-system reformiere­n. „Wir wollen das System überprüfen und erneuern. Es gibt Deffizite“, sagte Bach.

Die Kontrollen müssten in Zukunft unabhängig von Sportorgan­isationen gemacht werden. Die Wada ist gebeten worden, im nächsten Jahr eine außerorden­tlich Welt-antidoping-konferenz zu veranstalt­en. Beim nächsten Ioc-summit am 8. Oktober soll über weitere Maßnahmen beraten werden. dpa

Russland droht wegen weiterer Skandale Abseits

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Ankündigun­g: IOC-CHEF Thomas Bach will das Antidoping-system reformiere­n. Foto: Laurent Gillieron

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