Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Förster rechnen mit gutem Pilzjahr
Der feuchte Frühsommer und die Niederschläge der vergangenen Tage könnten im Herbst die Sammler glücklich machen
Erfurt. Jedes Übel hat auch sein Gutes, sagt der Volksmund. Sogar ein verregneter Sommer. Der sorgt wenigstens für ein gutes Pilzjahr, ließ gestern der Thüringenforst mitteilen. Als Anzeiger für die frohe Botschaft führen die Förster das üppige Vorkommen von Heidelbeeren und Himbeeren in Thüringens Wäldern an. Wenn die gedeihen, ist der Boden auch feucht und warm genug für Pilze. Neben den ausgiebigen Regenfällen der vergangenen Tage war es vor allem der feuchte Juni, der den Optimismus nährt. Denn im Frühling, sagt Horst Sproßmann von der Förster-vereinigung, wird das Pilzjahr gemacht, dann entwickelt sich das Myzel im Boden, das feine Geflecht, dass den eigentlichen Pilz ausmacht. Wenn jetzt der August warm bleibt, nicht zu heiß, dürfte dem Glück des Pilzsuchers im Herbst nichts im Wege stehen.
Jochen Girwert, Pilzberater und Vorstandsvorsitzender der Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie, dämpft die Vorfreude. Im Thüringer Becken, wo der Erfurter vorzugsweise unterwegs ist, sei von einer Pilzflut bislang nichts zu bemerken. Man dürfe sich, bemerkt der Experte, nicht täuschen lassen, die Niederschläge seien punktuell sehr unterschiedlich gefallen. Hinzu kommt, dass sich Pilze nicht allein nach dem Wetter richten. Es gibt, bemerkt Jochen Girwert, Faktoren die wir nicht genau kennen, die das Wachstum beeinflussen. Der Pilz, bleibt festzustellen, ist ein rätselhaftes und launisches Gewächs.
Etwa 4000 Arten wachsen in Thüringen. Es könnten in den nächsten Jahren noch einige mehr werden, prophezeit Horst Sproßmann und verweist auf den Waldumbau in den oberen Lagen des Thüringer Waldes mit einer vielfältigeren Vermischung. Pilzexperte Girwert zumindest hat den Eindruck: Der Pfifferling, der in Thüringen immer seltener wurde, ist offensichtlich dabei sich zu erholen.
Von den 300 essbaren Arten in Thüringen landen nur 25 bis 40 in den Körben der Pilzsammler, rechnet Horst Sproßmann vor. Und wiederholt die alljährliche Warnung: Finger weg vor unbekannten Exemplaren.
Im Zweifelsfall gibt es Pilzberater. Auch Jochen Girwert hat schon tödlich giftige Knollenblätterpilze aus der Beute unwissender Sammler gefischt. Die meisten Verwechslungen, so seine Erfahrung, betreffen den Giftchampignon, auch der Kahle Krempling landet häufiger im Korb. Als echter Mykomane geht er ohnehin nicht vordergründig aus Appetit auf Pilzsuche. Im vergangenen Jahr zum Beispiel ist er zum ersten Mal auf einen Tintenfischpilz gestoßen. „Da freut man sich einfach, so etwas Exotisches zu sehen.“
4000 Pilzarten wachsen in Thüringen