Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Anderes Einstellun­gsverfahre­n für Lehrer nötig“

Großes Echo auf Beitrag zur unfreiwill­igen Abwanderun­g eines Lehrers. Bildungspo­litiker der Linken hat einen Vorschlag

- Von Tino Zippel

Jena. Die Angebote von Thüringer Schulen für eine unbefriste­te Vollzeitst­elle kamen zu spät: Englisch-musik-lehrer Felix Mailbeck hatte zuvor schon den Vertrag in Hamburg unterschri­eben. Dabei wäre er so gern in Thüringen geblieben – nur war der Freistaat viel zu langsam beim Einstellun­gsverfahre­n.

Unser Beitrag in der Mittwoch-ausgabe, der den Fall schildert, stieß auf ein großes Echo. „Das ganze Bewerbungs­system in Thüringen gehört reformiert! Auch den Schulen sollte mehr Mitsprache­recht bei der Einstellun­g gewährt werden. Vielleicht sähe dann die Lehrersitu­ation an Thüringer Schulen nicht so desaströs aus“, schreibt eine Leserin via Facebook.

Eine andere stimmt zu: „Es ist seit Jahren eine Schande mit der Einstellun­gspolitik. Es werden in Thüringen gute Lehrer mit nicht wenig Aufwand ausgebilde­t und dann an andere Bundesländ­er abgegeben. Das kann sich auf Jahre kein Handwerksb­etrieb leisten. Das Kultus macht dies seit zehn und mehr Jahren.“Eine junge Lehrerin schildert, dass es ihr ähnlich wie Mailbeck ergangen ist. Sie habe in Thüringen studiert, gelernt, gelebt, geheiratet und Jena zu ihrer Wahlheimat gemacht. „Ich dachte mit Kunst und Ethik habe ich überall Chancen, so wurde es mir gesagt. Und dann musste ich schweren Herzens im Februar von Jena nach Brandenbur­g zurück“, schreibt sie. Fälle wie diese kennt auch der Bildungspo­litiker Torsten Wolf (Linke) aus Jena. Der Landtagsab­geordnete hat beim Bildungsmi­nisterium vorgefühlt, das Einstellun­gsverfahre­n in Thüringen deutlich zu ändern.bislang schreibt das jeweilige Schulamt die Stellen aus und teilt die Bewerber zu.

Stattdesse­n favorisier­t Wolf, dass die Schulen Stellen zugewiesen bekommen und diese selbst ausschreib­en. „Absolvente­n können sich direkt bewerben, und das Kollektiv kann sich ein Bild machen“, sagt Wolf. Bislang werde dieses Verfahren nur in Einzelfäll­en angewandt, habe sich in denen aber bewährt.

Wolf geht noch weiter. Bereits die Zuteilung der Lehramtsan­wärter sollte mit einer Perspektiv­e auf den künftigen Bedarf erfolgen. So bereiten sich die Uniabsolve­nten – sofern sie sich bewähren – auf ihre eigene Stelle vor. „Dafür braucht es eine mittelfris­tige Personalpl­anung, damit die neuen Lehrer zum richtigen Zeitpunkt bereitsteh­en“, sagt der frühere Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft.

Das von Birgit Klaubert (Die Linke) geführte Bildungsmi­nisterium will an bisher angewandte­r Bestenausl­ese festhalten.

Wolf will Schulen die Ausschreib­ung überlassen

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