Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Einblick in die Farbenlehre der Huckemäntel
Kleidungsstück war in der Straußfurter Region Kinderwagenersatz und Vorläufer der heute wieder aktuellen Tragetücher
Straußfurt. In der Dienstagsausgabe haben wir Ihnen ein Rätsel aufgegeben. Fee und Angelie vom Hort der Straußfurter Grundschule präsentierten sich in einem Umhang. Wir fragten, was es mit dem sogenannten Huckemantel auf sich hat.
Hans Jürgen Hendig, Vorstandmitglied im Straußfurter Heimatverein, kann das Rätsel auflösen. „Der Huckemantel ist etwas in der Straußfurter Region Einmaliges“, erklärt er und verweist auf das 19. Jahrhundert.
„Kinderwagen waren seinerzeit rar, die Frauen suchten nach einer Möglichkeit, wie sie dennoch ihre Kindern sicher transportieren konnten.“Der Huckemantel bot Hilfe. Der Mantel verfügt über eine Einlage, in der sich das Kind gut auf den Arm legen lässt. Darüber fällt der Umhang, so dass das Kind nah am Körper der Mutter liegt und zudem vom Stoff gewärmt werden kann.
In der Ausstellung des Heimatvereins können Besucher eine Ausführung in Rosa und eine in Blau besichtigen. „Damit konnten die Frauen zeigen, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen zur Welt gebracht hatten“, erklärt Hendig. Wie er erklärte, gab es die Huckemäntel auch in gedeckten Farbtönen. Diese waren den Großmüttern zugedacht. „Selbst für Puppenmütter wurden Huckemäntel geschaffen“, weiß auch Heike Schulze, die Chefin des Heimatvereins, zu berichten. Sie hat viele Exponate der Ausstellung zusammen getragen. Manches, wie eine Babypuppe, stammt dabei von ihr selbst. Auch die Puppe ist Teil der Schlafkammer, in die Besucher im Museum einen Blick werfen können.
Fee und Angelie jedenfalls hatten ihren Spaß daran, sich in einen Huckemantel zu hüllen. Dass sie dabei ziemlich ins Schwitzen kamen, weil die Mäntel viel Stoff haben, war noch eine weitere Erfahrung.
Besichtigt werden kann der Museumsbereich wie der Traditionsbauernhof des Straußfurter Heimatvereins auf Anfrage. Kontakt zur Vereinsvorsitzenden ist unter & (036376)52 861 möglich. Nächster Höhepunkt ist der Kaffeeklatsch am 10. August. Treff ist um 15 Uhr.