Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Kleine Trixi, großes Herz

Wie sich die Wahl-erfurterin Trixi Worrack nach einem schweren Sturz ihren olympische­n Traum erfüllte

- Von Axel Eger

Rio de Janeiro. Trixi Worrack steht da und staunt. Sie ist tatsächlic­h hier in Rio, hier bei Olympia. Dabei ist das ja eigentlich nichts Ungewöhnli­ches für die kleine große Radsportle­rin. Sie erlebt bereits ihre vierten Spiele. Doch in diesem dramatisch­en Jahr 2016 ist nichts normal. Nicht für Trixi Worrack.

Nach einem schweren Sturz am 20. März bei einem Eintagesre­nnen in Italien müssen ihr die Ärzte die linke Niere entfernen. In den Tagen danach hängt alles am seidenen Faden: die Gesundheit, die sportliche Karriere, natürlich der Start bei Olympia. „Bis Mitte Mai wusste ich nicht, wann ich wieder ein Rennen würde bestreiten können“, sagt sie. Anfangs kann sie nur zehn Minuten auf dem Rad sitzen, dann geht es Stück für Stück voran. Am 11. Juni gibt sie ihr Comeback, keine acht Wochen vor Rio. „Ein kleines Wunder“, gibt sie zu.

Sie ist also dabei, als die deutschen Starterinn­en in den vergangene­n Tagen den Kurs des morgigen Straßenren­nens mit Start und Ziel am Flamengopa­rk Stück für Stück getestet haben. Vier Anstiege müssen sie dort bewältigen, den giftigsten mit bis zu 13 Prozent Steigung, den längsten über fast neun Kilometer, gefolgt von einer kniffligen Abfahrt. „Keine Frage, das ist das schwerste Eintagesre­nnen, das ich je in Angriff genommen habe“, ist sich die Wahl-erfurterin sicher.

Seit einem Jahr lebt das radsportli­che Multitalen­t, das auf Straße, Bahn und Querfeldei­n gleicherma­ßen zu Hause ist, im Thüringisc­hen. Aus privaten Gründen. Bisher hat sie es nicht bereut. Auch sportlich kann sie der neuen Heimat einiges abgewinnen. „Ich brauchte einfach mal ein paar andere Trainingsr­eize“, sagt die gebürtige Cottbusser­in, die zuvor auch einige Zeit an der Ostsee lebte. Sie ist überzeugt, dass ihr die profiliert­en, kraftraube­nden Strecken im Thüringer Wald noch einmal einen Schub gegeben haben. Vielleicht gar zum olympische­n Glück? Zu einer Medaille?

Darüber will die kleine Frau mit dem großen Kämpferher­zen nicht orakeln. Taktisch sei zwar vieles möglich, die reinen Bergspezia­listinnen dürften es in Rio dennoch leichter haben. Auch Tagesform und Technik spielen immer eine Rolle. Und überhaupt: „Wenn man so will“, lächelt sie und blinzelt in die brasiliani­sche Sonne, „habe ich mein kleines Ziel ja schon erreicht.“

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Staunend in Rio: Trixi Worrack hat mit ihrem Olympia-start ein Wunder geschafft. Foto: Sascha Fromm

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