Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Richtige Wettkampfvorbereitung will gelernt sein
Der Erfurter Sportmediziner Gerald Lutz liefert Tipps zur Olympia-anreise, dem Aufenthalt und der idealen Anpassung
Erfurt. Tausende Athletinnen und Athleten verlangen ihrem Körper während der olympischen Spiele von Rio de Janeiro alles ab. Doch wie bereiten sich die Spitzensportler auf derartige Belastungen in einer fremden Umgebung und anderen Klimazone vor? Unsere Zeitung sprach mit dem renommierten Erfurter Sportmediziner und Olympiaarzt Dr. Gerald Lutz über die lange Anreise, Akklimatisierung und die Vorbereitung auf die Wettkämpfe.
Herr Dr. Lutz, Sie selbst betreuen einige aussichtsreiche Olympioniken von Rio. Was haben Sie ihnen für Tipps für die lange Anreise gegeben? Bei der Anreise nach Übersee sind zwei Aspekte zu beachten. Zum einen der Jetlag und zum anderen die Infektprophylaxe bei Langstreckenflügen. Bei Anreise in Richtung Westen sollte in Vorbereitung auf die Zeitzonenverschiebung 2 bis 3 Tage vorher begonnen werden länger zu schlafen, um den Tag „nach hinten zu verschieben“. Außerdem sollten pro Stunde ca. 100 bis 200 ml Wasser getrunken werden. Hinsichtlich der trockenen Luft durch die Klimatisierung ist es sinnvoll mit Mikroinhalatoren die Schleimhäute zu befeuchten. Das beugt Atemwegsinfekten gut vor.
Diskuswerfer Robert Harting wird nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen. Er begründet das mit der Unterbrechung in der Vorbereitung. Eine nachvollziehbare Entscheidung? Viele Athleten entscheiden sich im Sinne des Wettkampfes gegen eine Teilnahme an der Eröffnungsfeier. Die „Opening Ceremony“ist für die Athleten schon eine Belastung. Meist müssen sie kurze Zeit nach ihrer Ankunft bis zu 2 bis 3 Stunden stehen und auf den Einmarsch warten. Somit ist die Entscheidung gut nachvollziehbar.
Sie selbst waren bei zwei Olympischen Winterspielen als Teamarzt dabei. Wie kann man das Gefühl beim Einlaufen während der Eröffnungsfeier beschreiben? In Vancouver 2010 und Sotschi 2014 hatte ich die Gelegenheit mit dem deutschen Olympiateam einzumarschieren. Dies war ein absolut bewegender Moment für jeden Teilnehmer, es ist der Zeitpunkt an dem man die ideelle Bedeutung und die Größe der Spiele verinnerlicht.
Das Klima in Rio de Janeiro und Deutschland unterscheidet sich stark. Wie lange braucht ein Athlet um sich daran anzupassen? Rio de Janeiro liegt in der tropischen Klimazone unterhalb des Äquators. Somit ist im Monat August dort ja Winter. Das bedeutet durchschnittliche Höchsttemperaturen um 25 Grad Celsius, teilweise natürlich auch mehr. Grundsätzlich muss die Wärme und die hohe Luftfeuchtigkeit beachtet werden. Die Anpassung ist dabei sehr individuell. In der Regel sollte aber eine Anpassung innerhalb von wenigen Tagen möglich sein. Grundsätzlich ist in diesem Klima auf ausreichende Flüssigkeitsund Elektrolytzufuhr zu achten.
Was haben Sie für Erfahrung mit der Qualität der Versorgung während der Spiele gemacht? Gibt es alles, was die Akteure brauchen? Die Verpflegung bei den Olympischen Spielen ist standardisiert. Meist wird ein sogenanntes großes Essenszelt aufgebaut. Die Angebote sind vielfältig: einheimische Spezialitäten, mediterrane Küche, asiatische Küche, vegetarische Küche, teilweise arabische Küche mit Helal. Auch der obligatorische Mcdonald‘s fehlt nicht. Die Speisesäle sind rund um die Uhr geöffnet. Nichtalkoholische Getränke sind in den verschiedensten Varianten unbegrenzt erhältlich. Somit ist eine sehr ausgewogene Ernährung für die Sportler gut möglich.
Wann beginnt man mit der Wettkampfvorbereitung im Idealfall und auf was achten die Sportler am meisten? Dies hängt vor allem auch von der Sportart, der Entfernung der Sportstätte zum olympischen Dorf und von der Tageszeit ab. In Sotschi waren ideale Bedingungen für die von mir betreuten Eisschnellläufer vorhanden. Das Deutsche Haus war nur acht Gehminuten von der Eishalle entfernt, so dass man 60 bis 120 Minuten vorm Wettkampf die Unterkunft in Richtung Wettkampfstätte verlassen konnte. Jeder hat sein eigenes System der Vorbereitung. Diese Prozesse sind hundertfach durchgespielt und die Athleten beherrschen die Abläufe nahezu automatisiert. Montag, . August
Schwimmen . m Schmetterling (F) . m Brust (M) . m Freistil (F) . x m Freistil (M)
F = Frauen, M = Männer alle Zeiten MESZ