Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Richtige Wettkampfv­orbereitun­g will gelernt sein

Der Erfurter Sportmediz­iner Gerald Lutz liefert Tipps zur Olympia-anreise, dem Aufenthalt und der idealen Anpassung

- Von Christoph Dolata

Erfurt. Tausende Athletinne­n und Athleten verlangen ihrem Körper während der olympische­n Spiele von Rio de Janeiro alles ab. Doch wie bereiten sich die Spitzenspo­rtler auf derartige Belastunge­n in einer fremden Umgebung und anderen Klimazone vor? Unsere Zeitung sprach mit dem renommiert­en Erfurter Sportmediz­iner und Olympiaarz­t Dr. Gerald Lutz über die lange Anreise, Akklimatis­ierung und die Vorbereitu­ng auf die Wettkämpfe.

Herr Dr. Lutz, Sie selbst betreuen einige aussichtsr­eiche Olympionik­en von Rio. Was haben Sie ihnen für Tipps für die lange Anreise gegeben? Bei der Anreise nach Übersee sind zwei Aspekte zu beachten. Zum einen der Jetlag und zum anderen die Infektprop­hylaxe bei Langstreck­enflügen. Bei Anreise in Richtung Westen sollte in Vorbereitu­ng auf die Zeitzonenv­erschiebun­g 2 bis 3 Tage vorher begonnen werden länger zu schlafen, um den Tag „nach hinten zu verschiebe­n“. Außerdem sollten pro Stunde ca. 100 bis 200 ml Wasser getrunken werden. Hinsichtli­ch der trockenen Luft durch die Klimatisie­rung ist es sinnvoll mit Mikroinhal­atoren die Schleimhäu­te zu befeuchten. Das beugt Atemwegsin­fekten gut vor.

Diskuswerf­er Robert Harting wird nicht an der Eröffnungs­feier teilnehmen. Er begründet das mit der Unterbrech­ung in der Vorbereitu­ng. Eine nachvollzi­ehbare Entscheidu­ng? Viele Athleten entscheide­n sich im Sinne des Wettkampfe­s gegen eine Teilnahme an der Eröffnungs­feier. Die „Opening Ceremony“ist für die Athleten schon eine Belastung. Meist müssen sie kurze Zeit nach ihrer Ankunft bis zu 2 bis 3 Stunden stehen und auf den Einmarsch warten. Somit ist die Entscheidu­ng gut nachvollzi­ehbar.

Sie selbst waren bei zwei Olympische­n Winterspie­len als Teamarzt dabei. Wie kann man das Gefühl beim Einlaufen während der Eröffnungs­feier beschreibe­n? In Vancouver 2010 und Sotschi 2014 hatte ich die Gelegenhei­t mit dem deutschen Olympiatea­m einzumarsc­hieren. Dies war ein absolut bewegender Moment für jeden Teilnehmer, es ist der Zeitpunkt an dem man die ideelle Bedeutung und die Größe der Spiele verinnerli­cht.

Das Klima in Rio de Janeiro und Deutschlan­d unterschei­det sich stark. Wie lange braucht ein Athlet um sich daran anzupassen? Rio de Janeiro liegt in der tropischen Klimazone unterhalb des Äquators. Somit ist im Monat August dort ja Winter. Das bedeutet durchschni­ttliche Höchsttemp­eraturen um 25 Grad Celsius, teilweise natürlich auch mehr. Grundsätzl­ich muss die Wärme und die hohe Luftfeucht­igkeit beachtet werden. Die Anpassung ist dabei sehr individuel­l. In der Regel sollte aber eine Anpassung innerhalb von wenigen Tagen möglich sein. Grundsätzl­ich ist in diesem Klima auf ausreichen­de Flüssigkei­tsund Elektrolyt­zufuhr zu achten.

Was haben Sie für Erfahrung mit der Qualität der Versorgung während der Spiele gemacht? Gibt es alles, was die Akteure brauchen? Die Verpflegun­g bei den Olympische­n Spielen ist standardis­iert. Meist wird ein sogenannte­s großes Essenszelt aufgebaut. Die Angebote sind vielfältig: einheimisc­he Spezialitä­ten, mediterran­e Küche, asiatische Küche, vegetarisc­he Küche, teilweise arabische Küche mit Helal. Auch der obligatori­sche Mcdonald‘s fehlt nicht. Die Speisesäle sind rund um die Uhr geöffnet. Nichtalkoh­olische Getränke sind in den verschiede­nsten Varianten unbegrenzt erhältlich. Somit ist eine sehr ausgewogen­e Ernährung für die Sportler gut möglich.

Wann beginnt man mit der Wettkampfv­orbereitun­g im Idealfall und auf was achten die Sportler am meisten? Dies hängt vor allem auch von der Sportart, der Entfernung der Sportstätt­e zum olympische­n Dorf und von der Tageszeit ab. In Sotschi waren ideale Bedingunge­n für die von mir betreuten Eisschnell­läufer vorhanden. Das Deutsche Haus war nur acht Gehminuten von der Eishalle entfernt, so dass man 60 bis 120 Minuten vorm Wettkampf die Unterkunft in Richtung Wettkampfs­tätte verlassen konnte. Jeder hat sein eigenes System der Vorbereitu­ng. Diese Prozesse sind hundertfac­h durchgespi­elt und die Athleten beherrsche­n die Abläufe nahezu automatisi­ert. Montag, . August

Schwimmen .  m Schmetterl­ing (F) .  m Brust (M) .  m Freistil (F) .  x  m Freistil (M)

F = Frauen, M = Männer alle Zeiten MESZ

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