Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Der Vormarsch der Amerikaner durch Thüringen im April 1945
Vor einem Jahr gingen in den Dörfern rund um Erfurt Briefe ein. Die Bundeswehr-historikerin und gebürtige Erfurterin Anja Buresch bat um Unterstützung für ihre Forschungen zu den letzten Kriegstagen im April 1945. Gesucht wurden Zeitzeugenberichte, Tagebucheinträge, Fotos, Briefe und Dokumente.
Nach nur einem Jahr liegt nun das Ergebnis vor. In ihrem Buch über die amerikanische Besetzung Erfurts im April 1945“zeichnet die Wissenschaftlerin den Vormarsch der verschiedenen Us-truppen nach.
Nicht alles, was Buresch bei ihrer Spurensuche gefunden hat, ist neu. So wurden die Kämpfe um Creuzburg beim Übergang über die Werra oder die grausigen Entdeckungen im Konzentrationslager Ohrdruf wiederholt dargestellt.
So detailiert wie bei der Offizierin der Bundeswehr hat man die Geschichte bisher aber selten gelesen. Dorf für Dorf verfolgt die Autorin den Verlauf der Kampfhandlungen. Viele bisher unbekannte Fotos und Karten fügen sich zusammen mit Zeitungsberichten und Bekanntmachungen zu einem dichten und spannenden Erinnungsbild.
Auch die an die Überlebenden gerichtete Bitte um deren Zeitzeugenschaft blieb nicht ungehört. So schildern zwei Egstedter Bürger den vergeblichen Versuch, ihr Dorf durch das Hissen einer weißen Fahne auf dem Kirchturm vor dem amerikanischen Beschuss zu bewahren.
Auf Geheiß der Wehrmacht musste die Fahne eingeholt werden, bei den Gefechten wurden mehr als ein Dutzend deutscher Soldaten getötet. Besonders heftig war der Widerstand auch in Marbach und Gispersleben.
Auch Erfurt wurde noch einmal Schauplatz sinnloser Kämpfe und Opfer. Weil der äußerste Widerstand ausblieb, kam die Stadt letztlich glimpflich davon.
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Anja Buresch: „Kampf um Erfurt“, Sutton-verlag, , Euro