Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Den Domstufen-festspielen agieren Schauspieler und S
Die Domstufen-festspiele sind als sommerlicher Theater-höhepunkt aus dem Thüringer Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken. Mit Giacomo Puccinis „Tosca“erlebt das Bühnenspektakel vor der imposanten, 700 Jahre alte Kulisse von Mariendom und St. Severi Kirche in diesem Jahr seine 23. Auflage. Im Mittelpunkt von Puccinis fünfter Oper stehen die tragische Liebesbeziehung zwischen der Sängerin Floria Tosca und ihrem Geliebten, dem Maler Mario Cavaradossi, sowie ihr Konflikt mit dem Geheimpolizisten, Baron Scarpia. Bevor das Stück in der Regie von Jakob Petersmesser am kommenden Donnerstag seine Premiere erleben kann, haben Schauspieler und Theaterwerkstätten noch viel zu tun.
Die Laufwege stimmen noch nicht. Behende eilt Regisseur Jakob Peters-messer von seinem Platz unter dem Baldachin auf der Zuschauertribüne hinüber zu den Sängern auf den Domstufen, um ihnen seine Vorstellungen zu erklären.
Geprobt wird ein Duett zwischen Tosca und Cavaradossi. Hand in Hand schreiten die Liebenden singend über den Engelsflügel. Peters-messer möchte es langsamer, pathetischer.
Seit einigen Tagen erst laufen die Proben auf den Stufen. Was bislang „nur“im kleineren Probenraum durchgespielt wurde, muss nun auch auf der riesigen Bühne der Domtreppe funktionieren. „Entfernungen und Wege sind viel länger. Wir brauchen mehr Vorlauf und müssen uns zum Beispiel auch überlegen, wie wir am besten auf den Flügel rauf und wieder runter kommen“, sagt der Regisseur.
Da hatte es Bühnenbildner Hank Irwin Kittel diesmal etwas leichter. Das Bühnenbild aus Teilen eines überdimensionalen, zerborstenen, römischen Engels ist auch deshalb schon nahezu fertig, weil Kittel sich bei seinem Arrangement vom Computer helfen lassen konnte.
Diese besondere Geschichte muss allerdings von ihrem Anfang erzählt werden: Für den Erfurter Kittel sind es nämlich nicht die ersten Domstufen. Er war schon bei „Friedenstag“, „Der Mond“, „Cavalleria rusticana“und „Jedermann“dabei.
Die Herausforderung auf dem Domstufen bestehe immer auch darin, dass, was klein entworfen wird, auch im Großen stimmen muss. Zudem hat man nur einen Ort. Größeren Umbauten zwischen den Akten wie sonst bei Opern sind Grenzen gesetzt.
Nun also der zerborstene Engel. Das Vorbild gibt es wirklich. Als eindrucksvolles Kunstwerk steht es auf der Engelsburg in Rom, dem historischen Schauplatz der „Tosca“. Während Engel eigentlich als Hoffnungsträger zu sehen seien, symbolisiere diese zerstörte Bühnenversion in Erfurt das Scheitern dieser Hoffnungen und die Gefahren, denen Kunst nicht nur in den Zeiten von Puccinis Oper ausgesetzt war und ist.