Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

„Jede Tosca ist anders“

Regisseur Jakob Peters-messer über seine inzwischen vierte Inszenieru­ng des Puccini-dramas

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des Schlosses von Weikershei­m statt, was als Kulisse herrlich in die Zeit um 1600 passte. Da gab es einen riesigen Steg, in der Mitte das Orchester, mit viel Platz, um die ganze Stadt Windsor aufzubauen. Manche Stücke funktionie­ren tatsächlic­h draußen als Open Air besser als auf einer kleineren Theaterbüh­ne. Funktionie­rt es für Sie auch mit den Stimmen? Open Air heißt inzwischen immer auch Technik. Alle Darsteller einschließ­lich Chöre sind mikrofonis­iert. Das wird alles mit dem Orchester abgestimmt. Erfurt nutzt übrigens seit einigen Jahren eine ausgefeilt­e Technik, die die Sänger über die Mikrofone ortet, so dass die Stimmen immer daher kommen, wo sie sich gerade befinden. Ich wundere mich allerdings auch manchmal, wie gut man die Sänger hier auch ohne die Mikrofone hört.

Domstufen-festspiele sind immer auch ein touristisc­hes Spektakel, in dem es um das Erlebnis , um die Unterhaltu­ng geht. Worin besteht die Herausford­erung für den Regisseur als Opern-künstler? Man hat schon im Hinterkopf, dass man hier für ein besonders großes Publikum arbeitet. Da sind sicher auch viele Menschen dabei, die sonst nicht in die Oper gehen. Deswegen ist es aber nicht nur ein Event oder nur ein Spektakel. Im Gegenteil: Gerade deshalb ist es mir wichtig, dass die Inszenieru­ng, die wir präsentier­en, auch ein Kunstwerk sein muss. Man ist vielleicht angehalten, enger an der eigentlich­en Geschichte dranzublei­ben und weniger über die Interpreta­tion zu erzählen. Trotzdem darf und muss es meines Erachtens auch anspruchsv­oll und denkanstoß­end sein.

Bei Tosca geht es auch um die Rolle des Künstlers in der Gesellscha­ft. Wie politisch aktuell wird Ihre Erfurter „Tosca“? Für mich zeigt das Bühnenbild des zerstörten Engels, dass die Kunst immer gefährdet ist. Wir werden es nicht so in die Gegenwart hinein aktualisie­ren, wie man es auf der Bühne sicher machen könnte. Beide, die Sängerin Tosca und der Maler Cavaradoss­i, sind aber Künstler, die durch die Politik und den Terror permanent bedroht werden. Das wird man auch am Schluss der Aufführung in einem symbolisch­en Bild erleben können – lassen Sie sich überrasche­n.

 ??  ?? Regisseur Jakob Peters-messer (Bildmitte) mit den Darsteller­n der Tosca (Kelly God) und des Cavaradoss­i (Thomas Paul) bei den Proben auf den Domstufen. Foto: Hanno Müller
Regisseur Jakob Peters-messer (Bildmitte) mit den Darsteller­n der Tosca (Kelly God) und des Cavaradoss­i (Thomas Paul) bei den Proben auf den Domstufen. Foto: Hanno Müller

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