Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Zahl ausländischer Handwerkslehrlinge steigt
Die Kammern in Erfurt und Gera sind sich einig, dass dadurch das Fachkräfteproblem zwar nicht gelöst, aber gelindert werden kann
Erfurt. Die Zahl ausländischer Handwerkerlehrlinge in Thüringen steigt. Allein bei der Handwerkskammer Erfurt wurden für das gerade begonnene Ausbildungsjahr insgesamt 105 Lehrverträge mit Ausländern registriert. Im vergangenen Lehrjahr waren es noch 66 gewesen. Auch bei der Handwerkskammer in Gera wird dieser Trend beobachtet: Vergangenes Jahr nahmen ihren Daten zufolge acht ausländische Lehrlinge eine Arbeit auf, 23 stehen in diesem Jahr in der Statistik.
Für Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer Gera, ergibt sich daraus diese Schlussfolgerung: „Die Handwerkskammer für Ostthüringen gehörte zu den Vorreitern einer beruflichen Integration von Flüchtlingen in Thüringen.“Die 23 Lehrlinge, die in diesem Jahr angestellt wurden, stammen überwiegend aus dem außereuropäischen Ausland, zum Beispiel aus Syrien, Afghanistan und Eritrea.
Nützel resümiert, dass sich der frühzeitige Einsatz der Geraer Kammer zur Integration mit Angeboten von Sprachkursen gelohnt habe. Junge Flüchtlinge seien in den Bildungsstätten in Zeulenroda, Gera-aga und Rudolstadt gezielt auf eine Lehre vorbereitet worden.
Nützel ergänzt gleichwohl, dass der Fachkräftemangel in Thüringen nicht allein darüber zu bewältigen sein werde, Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu holen, was ohnehin ein weiter Weg sei. „Dennoch ist das eine Möglichkeit, zum Erfolg der Integration durch Beschäftigung und Ausbildung beizutragen“, sagt er der Thüringer Allgemeinen. Sein Erfurter Kollege, Handwerkskammer-präsident Stefan Lobenstein, beobachtet auch in Westthüringen eine ähnliche Tendenz: „Es ist eine Entwicklung, die wir ausdrücklich begrüßen“, erklärt er dieser Zeitung.
Ende vergangenen Jahres hatte die Erfurter Kammer einen Integrationsberater eingestellt und in diesem Jahr mit sogenannten „Willkommenslotsen“die Hilfe zur Integration noch einmal intensiviert. Damit seien, betont Lobenstein, auch die personellen Voraussetzungen geschaffen worden, junge Ausländer und Handwerksbetriebe in Thüringen zueinander zu führen. Wie Nützel teilt auch Lobenstein die Meinung, dass die Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt das Fachkräfteproblem zwar nicht löst, aber ein Teil der Lösung sein kann.
Die Interessen bei den Ausbildungsberufen junger Ausländer decken sich übrigens sehr mit denen von deutschen Jugendlichen: Bei den 105 in Erfurt registrierten Lehrlingen stehen die Berufe Elektroniker, Kfz-mechatroniker und Metallbauer ganz oben auf der Hitliste. In Gera kommt zu den genannten noch der Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik hinzu.
Bei der Erfurter Handwerkskammer geht man unterdessen davon aus, dass die Zahl ausländischer Lehrlinge in den nächsten Jahren weiter steigen wird. In den nächsten Wochen und Monaten würden zahlreiche Integrationsund Sprachkurse der Arbeitsagentur auslaufen, sagte ein Sprecher auf Anfrage – auch diese jungen Leute drängten dann im kommenden Jahr vorbereitet auf den Ausbildungsmarkt in Thüringen.
Willkommenslotsen bei der Erfurt Kammer
Informationen zur Beschäftigung von Flüchtlingen: www.hwk-erfurt.de