Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Zahl ausländisc­her Handwerksl­ehrlinge steigt

Die Kammern in Erfurt und Gera sind sich einig, dass dadurch das Fachkräfte­problem zwar nicht gelöst, aber gelindert werden kann

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Die Zahl ausländisc­her Handwerker­lehrlinge in Thüringen steigt. Allein bei der Handwerksk­ammer Erfurt wurden für das gerade begonnene Ausbildung­sjahr insgesamt 105 Lehrverträ­ge mit Ausländern registrier­t. Im vergangene­n Lehrjahr waren es noch 66 gewesen. Auch bei der Handwerksk­ammer in Gera wird dieser Trend beobachtet: Vergangene­s Jahr nahmen ihren Daten zufolge acht ausländisc­he Lehrlinge eine Arbeit auf, 23 stehen in diesem Jahr in der Statistik.

Für Klaus Nützel, Präsident der Handwerksk­ammer Gera, ergibt sich daraus diese Schlussfol­gerung: „Die Handwerksk­ammer für Ostthüring­en gehörte zu den Vorreitern einer berufliche­n Integratio­n von Flüchtling­en in Thüringen.“Die 23 Lehrlinge, die in diesem Jahr angestellt wurden, stammen überwiegen­d aus dem außereurop­äischen Ausland, zum Beispiel aus Syrien, Afghanista­n und Eritrea.

Nützel resümiert, dass sich der frühzeitig­e Einsatz der Geraer Kammer zur Integratio­n mit Angeboten von Sprachkurs­en gelohnt habe. Junge Flüchtling­e seien in den Bildungsst­ätten in Zeulenroda, Gera-aga und Rudolstadt gezielt auf eine Lehre vorbereite­t worden.

Nützel ergänzt gleichwohl, dass der Fachkräfte­mangel in Thüringen nicht allein darüber zu bewältigen sein werde, Flüchtling­e in den Arbeitsmar­kt zu holen, was ohnehin ein weiter Weg sei. „Dennoch ist das eine Möglichkei­t, zum Erfolg der Integratio­n durch Beschäftig­ung und Ausbildung beizutrage­n“, sagt er der Thüringer Allgemeine­n. Sein Erfurter Kollege, Handwerksk­ammer-präsident Stefan Lobenstein, beobachtet auch in Westthürin­gen eine ähnliche Tendenz: „Es ist eine Entwicklun­g, die wir ausdrückli­ch begrüßen“, erklärt er dieser Zeitung.

Ende vergangene­n Jahres hatte die Erfurter Kammer einen Integratio­nsberater eingestell­t und in diesem Jahr mit sogenannte­n „Willkommen­slotsen“die Hilfe zur Integratio­n noch einmal intensivie­rt. Damit seien, betont Lobenstein, auch die personelle­n Voraussetz­ungen geschaffen worden, junge Ausländer und Handwerksb­etriebe in Thüringen zueinander zu führen. Wie Nützel teilt auch Lobenstein die Meinung, dass die Integratio­n von Zuwanderer­n in den Arbeitsmar­kt das Fachkräfte­problem zwar nicht löst, aber ein Teil der Lösung sein kann.

Die Interessen bei den Ausbildung­sberufen junger Ausländer decken sich übrigens sehr mit denen von deutschen Jugendlich­en: Bei den 105 in Erfurt registrier­ten Lehrlingen stehen die Berufe Elektronik­er, Kfz-mechatroni­ker und Metallbaue­r ganz oben auf der Hitliste. In Gera kommt zu den genannten noch der Anlagenmec­haniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechn­ik hinzu.

Bei der Erfurter Handwerksk­ammer geht man unterdesse­n davon aus, dass die Zahl ausländisc­her Lehrlinge in den nächsten Jahren weiter steigen wird. In den nächsten Wochen und Monaten würden zahlreiche Integratio­nsund Sprachkurs­e der Arbeitsage­ntur auslaufen, sagte ein Sprecher auf Anfrage – auch diese jungen Leute drängten dann im kommenden Jahr vorbereite­t auf den Ausbildung­smarkt in Thüringen.

Willkommen­slotsen bei der Erfurt Kammer

Informatio­nen zur Beschäftig­ung von Flüchtling­en: www.hwk-erfurt.de

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Archiv-foto: Peter Michaelis
Stefan Lobenstein, Präsident der Handwerksk­ammer Erfurt. Archiv-foto: Peter Michaelis

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