Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Gießener Hells-angels-boss erschossen

Rocker-szene in Aufruhr: Rivalitäte­n zwischen zwei Gruppen sorgt seit Längerem für gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen

- Von Christian Rupp und Boris Roessler

Gießen. Der Boss der Gießener Hells Angels ist auf dem Gelände des Rocker-vereinshei­ms erschossen worden. Aygün Mucuk wurde nach ersten Erkenntnis­sen der Ermittler von mehreren Schüssen getroffen, sagte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Gießen, Thomas Hauburger. Die Putzfrau, die in dem Clubheim arbeitet, hatte den 45Jährigen auf dem Grundstück im mittelhess­ischen Wettenberg gefunden und Polizei und Rettungsdi­enste alarmiert. Die Leiche soll nun rechtsmedi­zinisch untersucht werden. Von dem oder den Tätern fehlte zunächst jede Spur.

Das hessische Landeskrim­inalamt übernahm die Ermittlung­en. Ein Großaufgeb­ot der Polizei sicherte das Gelände des Vereinshei­ms, auf dem sich 30 bis 50 Rocker aufhielten. Zugleich lief die Fahndung nach den Tätern, die Beamten kontrollie­rten dabei mehrere Fahrzeuge. Die Polizei befragte auch Nachbarn und suchte Zeugen. Unklar war, ob es einen Schusswech­sel gegeben hatte.

„Momentan gehen wir davon aus, dass das Tötungsdel­ikt sich entweder in der Nacht oder am frühen Morgen zugetragen haben müsste“, sagte Hauburger. Ob Mucuk bewaffnet war und es einen Streit gegeben hat, muss noch ermittelt werden. Rivalitäte­n zwischen den alteingese­ssenen Hells Angels aus Frankfurt und den türkisch geprägten Hells Angels aus Gießen – den sogenannte­n jungen Wilden – hatten in den vergangene­n Jahren mehrfach für gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen gesorgt. Dabei soll es vor allem um die Gründung der Ortsgruppe in Gießen gegangen sein. Dieser Streit hatte vor rund zwei Jahren zu Schüssen vor einem Frankfurte­r Club mit insgesamt fünf Verletzten geführt. Mucuk, der als Anführer der türkischen Strömung galt, erlitt dabei schwere Verletzung­en.

Am Himmelfahr­tstag 201 6 fielen mitten auf einem belebten Platz in Frankfurt ebenfalls Schüsse – zwei Männer wurden schwer verletzt. Hintergrun­d dieser blutigen Rocker-fehde war ein Streit zwischen Frankfurte­r Hells Angels und einem rausgeworf­enen Mitglied.

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