Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Gießener Hells-angels-boss erschossen
Rocker-szene in Aufruhr: Rivalitäten zwischen zwei Gruppen sorgt seit Längerem für gewalttätige Auseinandersetzungen
Gießen. Der Boss der Gießener Hells Angels ist auf dem Gelände des Rocker-vereinsheims erschossen worden. Aygün Mucuk wurde nach ersten Erkenntnissen der Ermittler von mehreren Schüssen getroffen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen, Thomas Hauburger. Die Putzfrau, die in dem Clubheim arbeitet, hatte den 45Jährigen auf dem Grundstück im mittelhessischen Wettenberg gefunden und Polizei und Rettungsdienste alarmiert. Die Leiche soll nun rechtsmedizinisch untersucht werden. Von dem oder den Tätern fehlte zunächst jede Spur.
Das hessische Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen. Ein Großaufgebot der Polizei sicherte das Gelände des Vereinsheims, auf dem sich 30 bis 50 Rocker aufhielten. Zugleich lief die Fahndung nach den Tätern, die Beamten kontrollierten dabei mehrere Fahrzeuge. Die Polizei befragte auch Nachbarn und suchte Zeugen. Unklar war, ob es einen Schusswechsel gegeben hatte.
„Momentan gehen wir davon aus, dass das Tötungsdelikt sich entweder in der Nacht oder am frühen Morgen zugetragen haben müsste“, sagte Hauburger. Ob Mucuk bewaffnet war und es einen Streit gegeben hat, muss noch ermittelt werden. Rivalitäten zwischen den alteingesessenen Hells Angels aus Frankfurt und den türkisch geprägten Hells Angels aus Gießen – den sogenannten jungen Wilden – hatten in den vergangenen Jahren mehrfach für gewalttätige Auseinandersetzungen gesorgt. Dabei soll es vor allem um die Gründung der Ortsgruppe in Gießen gegangen sein. Dieser Streit hatte vor rund zwei Jahren zu Schüssen vor einem Frankfurter Club mit insgesamt fünf Verletzten geführt. Mucuk, der als Anführer der türkischen Strömung galt, erlitt dabei schwere Verletzungen.
Am Himmelfahrtstag 201 6 fielen mitten auf einem belebten Platz in Frankfurt ebenfalls Schüsse – zwei Männer wurden schwer verletzt. Hintergrund dieser blutigen Rocker-fehde war ein Streit zwischen Frankfurter Hells Angels und einem rausgeworfenen Mitglied.