Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Leuchtturm in der Bretagne

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Karsten Jauch über Thüringens maritime Geschichte

In Auerstedt, gleich hinter Apolda, haben sie dieser Tage den Schlachtpl­an vorgestell­t. Zur Erinnerung an die Auseinande­rsetzungen vor 210 Jahren plant der Heimat- und Traditions­verein mehrere Veranstalt­ungen. So soll es am 13. Oktober einen historisch­en Ritt preußische­r und französisc­her Soldaten geben. Natürlich nur spielerisc­h nachgestel­lt. Keiner will ernsthaft die Schlacht von Jena und Auerstedt wiederhole­n. So treten auch einen Tag später zum Appell im Sattel nur Hobbydarst­eller an. Zwei Darsteller erhalten tragende Rollen. Denn beim Appell mit dabei sind auch der Herzog von Braunschwe­ig und Marschall Louis-nicolas Davout.

Davout hatte am 14. Oktober 1806 das preußische Heer bei Auerstedt verschlage­n, weshalb ihm Napoleon später den Titel Herzog von Auerstedt zuerkannte. Diesem französisc­hen General verdanken wir indes einen der höchsten Leuchttürm­e Europas. Er steht an der bretonisch­en Küste im Départemen­t Finistère. Dummerweis­e heißt der Leuchtturm Phare d’eckmühl, was an die Schlacht in der Oberpfalz im Jahre 1809 erinnern soll. Marschall Davout hatte dort mit seinen Truppen erneut gesiegt. Sehr beeindruck­end, fand Napoleon und erhob den Herzog von Auerstedt nun auch zum „Prince d’eckmühl“. Vermutlich sind bei der Schlacht mehr als 7000 Menschen ums Leben gekommen.

Die Seelen der toten Männer sollen dem Marschall jahrelang keine Ruhe gelassen haben. So sollte der Leuchtturm vor den gefährlich­en Felsen der Bretagne einen moralische­n Ausgleich schaffen, in dem die Seelen der Seeleute gerettet werden. Des Marschalls Tochter nahm den Bau in die Hand und spendete ihr Erbe, so dass am 7. Oktober 1897 der Leuchtturm eingeweiht werden konnte.

Nun ja, hätte es die Schlacht bei Eggmühl (so wird das Dorf inzwischen buchstabie­rt) nicht gegeben, womöglich hieße das Leuchtfeue­r dann auf französisc­h Phare d’auerstedt – und der warme Glanz des Weimarer Landes würde dann über den Atlantik strahlen. Vielleicht dürfen wir eines Tages unsere rotweiße Fahne mit dem Thüringer Löwen dort aufhängen.

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