Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Meine Nichte „wohnt“auf dem Friedhof

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Kurt Herzberg, vom Landtag gewählter Bürgerbeau­ftragter

beliebten Wahlkampft­hema. Die anderen Parteien im Land, sollten endlich aufwachen.“

Kurt Herzberg kennt solche Fälle wie kaum ein anderer Thüringer. Er ist seit drei Jahren der vom Landtag eingesetzt­e Bürgerbeau­ftragte des Freistaats. Die Zahl der ihm vorgetrage­nen, sogenannte­n Anliegen wächst Jahr um Jahr. Zuletzt waren es 723 Fälle. Herzberg sagt: „Das Wichtigste ist, das Anliegen respektvol­l wahrzunehm­en, zuzuhören, das Vertrauen des Bürgers zu rechtferti­gen.“

Dann freilich geht es ans Prüfen. Herzberg sieht Akten ein, fordert Stellungna­hmen bei Behörden an. Sein größter Vorteil ist per Gesetz geregelt. Für Behörden gilt: „Den Ersuchen des Wie wiehert der Amtsschimm­el? Unser Leser Günter Witschel aus Erfurt schildert seinen Fall: Vom Nachlassge­richt Erfurt wurde ich angeschrie­ben mit der Bitte, die Anschrift der Tochter meines verstorben­en Bruders mitzuteile­n. Ich habe schriftlic­h mitgeteilt, dass die Tochter meines Bruders ebenfalls verstorben ist und habe eine Kopie der Sterbeurku­nde beigefügt.

Einige Tage später erhielt ich erneut Post vom Nachlassge­richt. Ich möchte doch Bürgerbeau­ftragten ist unverzügli­ch nachzukomm­en.“

In jedem sechsten Fall konnte der Beauftragt­e im letzten Jahr dem Anliegen wirklich abhelfen. Bei den meisten Fällen ging es freilich darum, die Rechtslage einer zuvor nicht verstanden­en Entscheidu­ng verständli­ch zu erklären.

Er mache die Erfahrung, sagt er, „dass es den Bürgern eine große Hilfe ist, wenn eine Verwaltung­sentscheid­ung unabhängig geprüft wird und ich ihnen erkläre, warum eine Behörde im konkreten Einzelfall nicht anders handeln konnte.“

Dennoch wird der Bürgerbeau­ftragte in jedem sechsten Fall nicht tätig. Nicht helfen darf er zum Beispiel, wenn es um zivilrecht­liche die aktuelle Anschrift der Tochter meines verstorben­en Bruders mitteilen. Also schickte ich erneut eine Kopie der Sterbeurku­nde meiner Nichte.

Wiederum nach ein paar Tagen erhielt ich erneut ein Schreiben des Gerichtes...

Ich habe dann einer Mitarbeite­rin des Gerichts telefonisc­h den derzeitige­n Aufenthalt­sort meiner Nichte mitgeteilt. Hauptfried­hof Erfurt, Grabfeld 3, Reihe B, Grab 6.

So viel zur Bürokratie.

„Mein Selbstvers­tändnis lässt sich in drei Worte fassen. Ich bin Dolmetsche­r, Moderator, Lotse.“

Fragen geht oder wenn der Vorgang bereits vor Gericht ist oder war.

Zurück zu den Anliegen unserer Leser. „Natürlich ist es gut, wenn Sie als Zeitung eine Recherche beginnen, bei der Sie Bürger und Bürgerinne­n fragen, wie ihre Erfahrunge­n mit Behörden sind“, schreibt Rica Braune aus Weimar. „Ungeschick­t fand ich den Zeitpunkt Ihres Aufrufes.“Die zeitliche Nähe zum Fall Lauinger lasse eine Kampagne gegen den Minister vermuten.

Aber, so betont Rica Braune: „Natürlich müssen Sie darüber berichten und aufklären.“

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Kontakt zum Bürgerbeau­ftragten per Telefon: ()   

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