Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
„Solch ein Glück wie Herr Lauinger hatte ich leider nicht“
Über ihr Schicksal hat unsere Zeitung zuletzt im Mai 2016 berichtet. Jetzt hat sich Martina Bräutigam erneut bei uns gemeldet. Noch immer, so schreibt sie, warte sie auf Antworten hochrangiger Landespolitiker, vom Thüringer Innenministerium, von der Staatskanzlei. Ihnen allen habe sie teils schon vor Jahren geschrieben, sie um Hilfe gebeten und darum, dass man „Arko“aus ihrem Großbreitenbacher Wohnumfeld entferne.
„Nun müssten Sie nur noch meine Geschichte nicht veröffentlichen, dann wäre mir noch mein Recht auf Meinungsfreiheit genommen“, schreibt Martina Bräutigam. Sie fügt hinzu: „Solch ein Glück wie Herr Lauinger hatte ich als Privatperson leider nicht, obwohl ich diese Hilfe dringend gebraucht hätte.“
Der Fall des Thüringer Justizministers Dieter Lauinger beschäftigt nicht nur einen Untersuchungsausschuss des Landtags. Er beschäftigt nicht minder die Bürger.
Worum geht es? Als der Minister ein Problem mit einer Prüfungsbefreiung für seinen Sohn hatte, schalteten sich alsbald andere hochrangige Politiker ein. Der Fall wurde schnurstracks in Lauingers Interesse entschieden.
„Für mich ist das definitiv Amtsmissbrauch, da Otto-normalbürger keine Sonderregelung bekommt“, meint Ta-leser Torsten Meng aus Erfurt. Er berichtet ebenfalls von einem Schulproblem. „Unser Sohn hatte in der ersten Klasse die Schule verweigert. Das hat niemand vorhersehen können. Wir wollten ihn ein Jahr später erneut einschulen, doch da führte kein Weg rein. Es hieß, es gäbe eine Schulpflicht!“
Hat es eventuell überhaupt keinen Sinn, sich an höherer Stelle zu beschweren?
„Natürlich kann sich jeder an Ministerien und die Staatskanzlei in persönlichen Angelegenheiten wenden. Nur ob es sich für den normalen Bürger lohnt, diesen Aufwand zu treiben?“, fragt unser Leser Hartmut Trier aus Wandersleben (bei Gotha).
Er berichtet von einem ihm zu hoch erscheinenden Entgelt in einem Pflegeheim. Um die Sache zu klären, hatte er sich an das Landesverwaltungsamt gewandt, später ans Sozialministerium, dann an den Ministerpräsidenten. Allerlei Schriftsätze wechselten hin und her. Alles in allem, so meint der Leser, sei er „kalt abgekanzelt worden“.
Mittlerweile hat er Anzeige erstattet. Noch, so resümiert Hartmut Trier, habe er Hoffnung.