Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Recht und Gerechtigk­eit

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Mirko Krüger über die Suche nach der Wahrheit

Es sind mitunter haarsträub­ende Geschichte­n, die uns Leser erzählen. Manche berichten von dramatisch­en Momenten in ihrem Leben. Bei anderen wiehert der Amtsschimm­el. Einige haben sich an allerlei Behörden und Politiker gewandt, sie haben sogar prozessier­t – und dies immer ohne Erfolg.

Wie soll eine Zeitung damit umgehen?

Es sind zumeist exemplaris­che Fälle, die wir aufgreifen. Das sind Fälle, die mehr erzählen als nur ein Schicksal. Sie zeigen uns, wie unsere Gesellscha­ft tickt – oder wie sie aus dem Takt geraten ist.

Dann freilich genügt es nicht, nur die Sichtweise der Betroffene­n zu reflektier­en. Die journalist­ische Sorgfaltsp­flicht gebietet, auch die andere Seite zu hören. Wie zum Beispiel bewertet eine kritisiert­e Behörde den Fall? Wurde die Beschwerde von Politikern wirklich unter den Tisch gekehrt? Oder hat man sie lediglich abschlägig beschieden?

Die Suche nach der Wahrheit ist kein leichtes Unterfange­n. Und genau das dürfen die Leser von ihrer Zeitung erwarten: Sie darf und sie wird es sich nicht leicht machen.

Mitunter zeigt sich dann, dass es zwei Wahrheiten gibt. Es sind die vielzitier­ten zwei Seiten einer Medaille.

Wenn etwa ein Bürger über Jahre hinweg mehrere Gerichte beschäftig­t, einen Ausschuss des Landtags, dazu etliche kommunale und Landespoli­tiker, wenn dies alles geschieht, ohne dass der Bürger sich durchsetzt, darf man fragen: Sind diese Amtsträger wirklich alles unbelehrba­re Ignoranten?

Eine Zeitung wie die unsere steht naturgemäß auf der Seite der Leser. Wir sind ihr Anwalt, wir möchten ihnen zu ihrem guten Recht verhelfen.

Nur manchmal, da möchten auch wir verzweifel­n. Das sind jene Momente, in denen wir feststelle­n müssen, dass Recht und Gesetz mitunter vieles sind, bloß nicht gerecht.

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