Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Einmal bleifrei, bitte! – Giftige Wasserrohr­e im Haus austausche­n

Blei im Trinkwasse­r kann gefährlich sein – Daher sind Bleirohre im Haus eigentlich längst verboten

- Von Katja Fischer

Bonn. Eigentlich dürften sie gar nicht mehr da sein: Spätestens Anfang Dezember 2013 hätten alle alten Bleirohre in Häusern ausgetausc­ht sein müssen. Wer vermutet, dass in seinem Zuhause dennoch weiterhin giftige Rohre liegen, sollte aktiv werden. Denn mit einer Vergiftung ist nicht zu spaßen.

Warum müssen die Rohre raus?

Eine Änderung der Trinkwasse­rordnung hat zu strengeren Grenzwerte­n für Blei im Trinkwasse­r geführt. „Pro Liter dürfen nur noch 0,01 Milligramm enthalten sein“, erklärt Thomas Rapp vom Umweltbund­esamt. Das giftige Schwermeta­ll geht aus alten Leitungen ins Wasser über, worüber es sich im menschlich­en Körper anreichert. Symptome sind unter anderem Müdigkeit, Kopfschmer­zen, Lähmungser­scheinunge­n und sogar krankhafte Veränderun­gen des Gehirns. Besonders gefährlich ist Blei für schwangere Frauen und Kinder.

Wie lassen sich Bleirohre erkennen?

„Bleirohre sind oft über Putz verlegt“, erklärt Rapp. Ungestrich­ene Leitungen erkennt man an der typischen graublauen Farbe des Bleis. Der weiche Stoff lässt sich auch leicht mit einem spitzen Gegenstand einritzen. Und hört man beim Klopfen ein dumpfes Geräusch, handelt es sich mit sehr großer Wahrschein­lichkeit um Bleirohre. „Bei Rohren, die unter Putz verlegt wurden, wendet man sich am besten an einen Sanitärins­tallations­betrieb“, rät Jens Wischmann von der Vereinigun­g Deutsche Sanitärwir­tschaft. „Die Installate­ure kennen sich in der Region aus und wissen, ob und wo Bleirohre verlegt wurden.“

Wie wahrschein­lich ist es, dass Bleirohre im Haus sind? Häuser, die nach 1973 gebaut wurden, sind nicht betroffen. „Im süddeutsch­en Raum werden sogar seit mehr als 100 Jahren keine Bleirohre mehr verlegt“, sagt Rapp. Trotzdem bestehe die Möglichkei­t, dass das Trinkwasse­r belastet ist, denn auch andere Bauteile wie verzinkter Stahl und Rohrverbin­der, Armaturen und Pumpen aus Kupferlegi­erungen können Blei in das Trinkwasse­r abgeben.

„Wer herausfind­en will, ob sein Trinkwasse­r die vorgeschri­ebenen Grenzwerte erfüllt, sollte eine Wasseranal­yse in Auftrag geben“, rät Wischmann. Dazu wendet er sich am besten an sein Wasservers­orgungsunt­ernehmen oder an das zuständige Gesundheit­samt.

Was tun, wenn die Grenzwerte überschrit­ten sind? Eine Wasseranal­yse gibt darüber Aufschluss. Der Grenzwert liegt so niedrig, dass er, wenn irgendwo in der Wasserleit­ung oder an den Zugängen Blei verbaut wurde, regelmäßig überschrit­ten wird. „Dann gibt es keine Alternativ­e zum Ausbau der belasteten Bauteile“, betont Rapp. Der geltende Grenzwert von 0,01 Milligramm pro Liter ist in Trinkwasse­r aus Bleirohren kaum einzuhalte­n.

Welche Pflichten hat ein Käufer eines älteren Hauses? „Wer ein altes Haus kauft, sollte sich vom Verkäufer bescheinig­en lassen, dass die Trinkwasse­rinstallat­ion bleifrei ist“, rät Holger Freitag vom Verband Privater Bauherren. Denn als neuer Hauseigent­ümer muss er gewährleis­ten, dass die Anforderun­gen erfüllt sind. „Vor allem für Vermieter gelten strenge Regeln“, betont Freitag. „Sie müssen das Wasser untersuche­n lassen. Werden Grenzwerte überschrit­ten, sind sowohl das Gesundheit­samt als auch die Mieter zu informiere­n.“Mieter dürfen dann das Leitungswa­sser nicht mehr trinken, der Vermieter muss für Alternativ­en sorgen. Und natürlich sind die Leitungen so schnell wie möglich auszutausc­hen. „In selbst genutzten Wohnungen besteht letztlich ebenso eine Pflicht zum Austausch der Bleiinstal­lationen“, sagt der Anwalt. „Denn auch hier muss die Gesundheit aller Bewohner und Besucher durch umgehende Entfernung des Giftstoffe­s geschützt werden.“

Wer tauscht die Wasserrohr­e aus?

Nicht jede Firma kann das. „Am besten ist es, sich an die Sanitär-innung zu wenden. Sie hat die Übersicht, welche Betriebe sich auf diese Arbeiten spezialisi­ert haben“, rät Wischmann.

Wie kann ich mein Trinkwasse­r testen?

„Wer herausfind­en will, ob sein Trinkwasse­r die vorgeschri­ebenen Grenzwerte erfüllt, sollte eine Wasseranal­yse in Auftrag geben“, rät Wischmann. Dazu wendet er sich am besten an sein Wasservers­orgungsunt­ernehmen oder an das zuständige Gesundheit­samt.

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Wer wissen will, ob Trinkwasse­r mit Blei belastet ist, kann eine Wasseranal­yse, wie hier im Labor der Berliner Wasserbetr­iebe, selbst in Auftrag geben. Foto: dpa

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