Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Noch mehr Salzlauge soll in alte Gruben
Um den Bergbau an der Werra zu retten, könnte Abwasser in Nordthüringen gelagert werden. Kali-gipfel im November
Erfurt. Von Unterbreizbach nach Bischofferode: Demnächst könnte Salzlauge aus dem Kalirevier an der Werra ausgerechnet in stillgelegte Gruben in Nordthüringen fließen. Diese Möglichkeit wird nach Informationen der Thüringer Allgemeinen ernsthaft vom Land und dem Konzern K+S geprüft.
Der Plan ist brisant. Auch mehr als 20 Jahre nach der Schließung der Gruben im Südharz ist die Region davon traumatisiert. Der Vorwurf mangelnder Solidarität aus Westthüringen hallt bis heute nach.
Doch die Not an der Werra ist groß. Weil die Behörden das Versenken der Abwässer in tiefere Gesteinsschichten und das Einleiten in den Fluss immer stärker begrenzen, wurde die Produktion teilweise oder ganz ausgesetzt. Tausende Bergleute mussten in Kurzarbeit. Unternehmen und Gewerkschaften sehen die Existenz des Reviers bedroht.
Seit einigen Wochen werden deshalb mit Genehmigung des Bergamtes bis zu 200 000 Kubikmeter Abwasser in der stillgelegten Grube in Springen im Wartburgkreis zwischengelagert. Nur deshalb, heißt es vom Betriebsrat, könne noch der einzige Thüringer Kalistandort in Unterbreizbach produzieren.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, dass das Land alle Möglichkeiten prüfe, um die Arbeitsplätze zu sichern. Dabei werde das frühere Südharz-revier „eine entscheidende Rolle“spielen. Allerdings habe K+S in der Vergangenheit selbst zu wenig getan, um Salzlauge umweltfreundlich zu entsorgen und wiederzuverwerten.
Der Regierungschef bezeichnete die Lage an der Werra als „existenziell“. Er kündigte an, dass der seit Längerem geplante Kali-gipfel aller Beteiligten am 21. November stattfinden werde. „Wir können die Krise nur im Gespräch lösen,“sagte Ramelow. Schon die Ankündigung des Treffens habe dafür gesorgt, „dass die Blockaden sich langsam lockern“.