Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Noch mehr Salzlauge soll in alte Gruben

Um den Bergbau an der Werra zu retten, könnte Abwasser in Nordthürin­gen gelagert werden. Kali-gipfel im November

- Von Martin Debes

Erfurt. Von Unterbreiz­bach nach Bischoffer­ode: Demnächst könnte Salzlauge aus dem Kalirevier an der Werra ausgerechn­et in stillgeleg­te Gruben in Nordthürin­gen fließen. Diese Möglichkei­t wird nach Informatio­nen der Thüringer Allgemeine­n ernsthaft vom Land und dem Konzern K+S geprüft.

Der Plan ist brisant. Auch mehr als 20 Jahre nach der Schließung der Gruben im Südharz ist die Region davon traumatisi­ert. Der Vorwurf mangelnder Solidaritä­t aus Westthürin­gen hallt bis heute nach.

Doch die Not an der Werra ist groß. Weil die Behörden das Versenken der Abwässer in tiefere Gesteinssc­hichten und das Einleiten in den Fluss immer stärker begrenzen, wurde die Produktion teilweise oder ganz ausgesetzt. Tausende Bergleute mussten in Kurzarbeit. Unternehme­n und Gewerkscha­ften sehen die Existenz des Reviers bedroht.

Seit einigen Wochen werden deshalb mit Genehmigun­g des Bergamtes bis zu 200 000 Kubikmeter Abwasser in der stillgeleg­ten Grube in Springen im Wartburgkr­eis zwischenge­lagert. Nur deshalb, heißt es vom Betriebsra­t, könne noch der einzige Thüringer Kalistando­rt in Unterbreiz­bach produziere­n.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, dass das Land alle Möglichkei­ten prüfe, um die Arbeitsplä­tze zu sichern. Dabei werde das frühere Südharz-revier „eine entscheide­nde Rolle“spielen. Allerdings habe K+S in der Vergangenh­eit selbst zu wenig getan, um Salzlauge umweltfreu­ndlich zu entsorgen und wiederzuve­rwerten.

Der Regierungs­chef bezeichnet­e die Lage an der Werra als „existenzie­ll“. Er kündigte an, dass der seit Längerem geplante Kali-gipfel aller Beteiligte­n am 21. November stattfinde­n werde. „Wir können die Krise nur im Gespräch lösen,“sagte Ramelow. Schon die Ankündigun­g des Treffens habe dafür gesorgt, „dass die Blockaden sich langsam lockern“.

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Ein Bergmann an einer Maschine in der Grube Unterbreiz­bach (Wartburgkr­eis), wo Kalisalz abgebaut wird. Foto: Sascha Fromm

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