Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Trump laufen Unterstützer in Scharen davon
Ein Skandalvideo erschüttert in der republikanischen Partei das Vertrauen selbst jener, die bislang noch zu ihm hielten
Washington. Plötzlich war es nicht mehr der schwere Sturm „Matthew“, der die Schlagzeilen in den USA beherrschte. Es war Hurrikan „Trump“.
Wohl selten zuvor hat es vier Wochen vor einer Us-wahl einen derartigen Aufruhr um einen Präsidentschaftskandidaten gegeben wie jetzt um den Republikaner. Geschweige denn eine Revolte innerhalb der eigenen Partei gegen den eigenen Spitzenmann am Vorabend eines möglicherweise wahlentscheidenden Tv-duells.
Die Lawine rollt am Freitagabend los. Da veröffentlicht die „Washington Post“ein ihr zugespieltes Video von 2005 mit vulgären Äußerungen des einstigen Entertainment-stars über Frauen. „Eine Bombenexplosion“für Trumps Wahlkampf, „er ist erledigt“, „davon erholt er sich nicht mehr“, kommentierten die Usmedien.
Der Sturm der Empörung über Trumps Verhalten brach prompt und heftig los – und er kam nicht in erster Linie aus der demokratischen Ecke. Dort hatte man rasch erkannt, dass man einfach genüsslich zusehen kann, wie sich die Dinge entfalten – sprich, wie sich dieser Kandidat und seine Partei weiter selbst demontieren.
Die Breitseiten kamen hauptsächlich von führenden Politikern der Republikaner, zu deren wichtigster Ziel- und Wählergruppe strenggläubige Christen zählen. Zuerst war es überwiegend Kritik an Trumps Wortwahl: „unangemessen“, „beleidigend“, „unentschuldbar“. Aber dann mehrten sich über das Wochenende die Rufe nach einem Rückzug Trumps aus dem Rennen.
Bis Samstagabend war dieser Chor schon massiv angeschwollen, mit Prominenten wie Exaußenministerin Condoleezza Rice oder Trumps Vorwahlgegnern Carly Fiorina. Aber auch Washingtoner Abgeordnete aus dem Partei-establishment sind dabei – offenbar aus Sorge, dass Trump sie bei der ebenfalls am 8. November anstehenden Kongresswahl mit in den Abgrund zieht.
Eine ähnliche Palastrevolte hatte es schon vor Trumps Nominierung gegeben – und sie war im Sande verlaufen. Diesmal, so kurz vor der Wahl, räumte den Revoluzzern erst Recht kaum jemand eine Chance ein, Trump noch durch seinen Vize Mike Pence ersetzen zu können. Trump selbst machte gleich in mehreren Interviews und per Twitterbotschaft klar, dass er nicht im Entferntesten an einen Rückzug denke: „Null Chance, dass ich aufgebe.“Zuvor hatte er sich in einer nächtlichen Videobotschaft für die Äußerungen von 2005 entschuldigt – nur um im gleichen Atemzug wieder anzugreifen. Bill Clinton mit seinen Frauenaffären und Hillary, die dessen „Opfer“angegriffen, beleidigt und eingeschüchtert habe, seien viel schlimmer.
Clinton hatte Trump in der ersten Fernsehdebatte Ende September schwer zugesetzt, unter anderem mit einem Beispiel für frauenverachtendes Verhalten ihres Gegners. Sonntagabend (Ortszeit) fand nun das zweite Tv-duell der beiden Kontrahenten statt – und es stand für Donald Trump auch dieses Mal unter keinem guten Stern. dpa Die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle schreibt zum Terroralarm in Chemnitz: „Es wird nicht zu verhindern sein, dass sich auch unter Flüchtlinge Terroristen mischen. Gäbe es gerade keine Flüchtlinge, würden sie andere Wege finden, um ins Land zu kommen oder Anhänger im Land zu rekrutieren. Es gilt, nüchtern zu bleiben, bei aller Bestürzung.“