Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Schmierlappen als Kandidat
Dirk Hautkapp über die Skandale des Donald Trump
Als der Kandidat Donald Trump einer breiten Öffentlichkeit in Amerika und darüber hinaus noch nicht als der Schmierlappen bekannt war, der er definitiv ist, verstieg sich der Bauunternehmer zu einer ebenso bizarren wie viel über ihn sagenden These: Er könne auf der Fifth Avenue in New York einen Menschen erschießen – trotzdem würden seine Anhänger ihm loyal folgen.
Jetzt, wo die Welt weiß, wo Donald Trump in seiner widerwärtigen Hybris glaubt, Frauen anfassen zu dürfen, wird sich zeigen, ob der Mann, der Amerikas Präsidentschaftswahlkampf zu einer geistlosen und hässlichen Veranstaltung deformiert hat, wirklich unzerstörbar ist.
Trumps Prahlhans-video ist der Super-gau. Der Mann, der die größte Macht der Erde führen will, entpuppt sich als Wegbereiter für sexuellen Missbrauch. Das Frauenbild, das hier durchschimmert, löst nicht nur Brechreiz aus. Man kann den Groß-schauspieler Robert de Niro verstehen, der öffentlich seinem Verlangen Ausdruck verliehen hat, Trump „ins Gesicht zu schlagen“.
An dieser Stelle muss ein letztes Mal an die Verantwortung der republikanischen Partei für das Desaster erinnert werden. Sie war es, die Trump eine Bühne geboten und ihn erst möglich gemacht hat. Trump muss, wenn er es denn nicht selber tut, sofort aus dem Rennen genommen werden. Auch wenn Millionen Wutbürger der Partei dann für immer von der Fahne gehen, die Trump mit inhaltsleeren, gleichwohl wirkungsvollen Parolen aus der Apathie gerissen hat. Besser dezent untergehen am 8. November als weiter Mittäter sein bei einer politischen Farce, die schon jetzt das Ansehen der Vereinigten Staaten in der Welt stark beschädigt.