Thüringer Allgemeine (Sömmerda)

Winzer im Stress – Tempo und Gelassenhe­it bei der Weinlese

Erst fehlte der Regen, nun setzt Feuchtigke­it den Reben zu. Bis 20. Oktober wird noch geerntet

- Von Petra Buch

Freyburg. Stress im Weinberg: Im Anbaugebie­t Saale-unstrut in Sachsen-anhalt und in Thüringen haben die Erntehelfe­r derzeit alle Hände voll zu tun, um die Trauben des Jahrgangs 2016 vom Stock zu holen. „Die Feuchtigke­it und Kühle in der Nacht verlangt danach, dass wir den Trauben je nach Lage nicht ganz so viel Zeit lassen können“, sagte der Geschäftsf­ührer und Kellermeis­ter der Winzervere­inigung Freyburg (Burgenland­kreis), Hans Albrecht Zieger. Etwa 60 Prozent der diesjährig­en Ernte sei im Keller. Etwa bis 20. Oktober werde gelesen.

„Wir sind gut beieinande­r, die Trauben sind schön zuckersüß und müssen allesamt runter“, sagte der Präsident des Weinbauver­bandes Saale-unstrut, Siegfried Boy. „Der Weißburgun­der hat dicke über 90 Oechsle in diesem Jahr“, ergänzte er mit Blick auf die Qualität. Die Hauptlese sei in vollem Gange.

Nach einer langen Trockenper­iode mit viel Sonne im Sommer bekamen die Reben den Angaben zufolge Anfang September noch rechtzeiti­g eine gesunde Portion Regen.

Nach frühreifen Sorten wie Müller-thurgau ernten die Weinbauern derzeit vor allem die Trauben für Burgunderw­eine. Mitten in der Ernte sind auch die Helfer in den Weinbergen des Landeswein­gutes Kloster Pforta um Bad Kösen (Burgenland­kreis).

Kellermeis­ter Christoph Lindner rechnet wie auch der Weinbauver­band mit einer sehr guten Qualität der Weine. Es gelte trotz der Feuchtigke­it den Trauben auch noch genügend Zeit zur Reife zu geben, um mit den letzten Sonnenstra­hlen vor der Ernte das Maximale aus ihnen heraushole­n zu können. Der Riesling – gern auch König der Weißweine genannt – gehöre zu den Sorten, die in der Regel erst spät gelesen werden.

Im privaten Weingut „Rollsdorfe­r Mühle“an der Weinstraße Mansfelder Seen nahe Höhnstedt (Saalekreis) sieht Winzer René Schwalbe dem Ende der Ernte gelassen entgegen. „Wir sind sowieso etwas anders als andere“, sagte er zum Credo seines Betriebes, der insgesamt acht Hektar Fläche bewirtscha­ftet. „Wir lesen bis an den November ran“, sagte er. Die Weinlese hatte im 770 Hektar großen Anbaugebie­t um den 13. September begonnen. Die Ernte dauert laut Weinbauver­band in der Regel sechs Wochen. Danach bleiben noch ausgewählt­e Trauben für Eiswein am Stock.

Der Weinanbau an Saale und Unstrut hat eine mehr als 1000jährig­e Geschichte. 2015 wurden nach Verbandsan­gaben rund 5,3 Millionen Liter Wein im Anbaugebie­t produziert, davon 2,8 Millionen Liter von der Winzervere­inigung. Die Region gehört zu den kleinen unter den 13 Anbaugebie­ten von Qualitätsw­ein in Deutschlan­d. (dpa)

 ??  ?? Auch in Bad Sulza hatte man in den vergangene­n Wochen alle Hände voll zu tun, die Ernte einzubring­en. Foto: Sascha Fromm
Auch in Bad Sulza hatte man in den vergangene­n Wochen alle Hände voll zu tun, die Ernte einzubring­en. Foto: Sascha Fromm

Newspapers in German

Newspapers from Germany