Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Am wichtigsten ist Beherrschung der Sprache
Thüringer Wirtschaftskammern bringen Flüchtlinge in Berufe. Junger Afghane wird in Erfurt zum Verkäufer ausgebildet
Erfurt. Mit ihrem gemeinsamen Projekt „Fif“bringen die Industrieund Handelskammern und die Handwerkskammern in Thüringen hier lebende Flüchtlinge ins Berufsleben. „Fif“steht für Förderung der beruflichen Integration von Flüchtlingen, erläutert der Erfurter Ihk-abteilungsleiter Thomas Fahlbusch. Immerhin 177 Teilnehmer haben sich bislang am Projekt beteiligt, 72 konnten inzwischen erfolgreich vermittelt werden. Dabei geht es um Praktika in Unternehmen, um Ausbildungen, berufliche Qualifizierungen oder Weiterbildungen. „Die wichtigste Voraussetzung für die Aufnahme einer Lehre, ist das Beherrschen der deutschen Sprache“, sagt der Geschäftsleiter des Erfurter Selgros-großmarktes, Andreas Reinhardt. In seinem Unternehmen hat vor wenigen Wochen ein junger Afghane eine Ausbildung zum Verkäufer im Großhandel aufgenommen. „Ich bin sehr dankbar über die Unterstützung durch die IHK und Frau Wolf“, sagt Nemat Kurbahni. Der 24-jährige lebt bereits seit sechs Jahren in Deutschland. Nach seiner Flucht vor dem Krieg im Heimatland kam er zunächst in Hamburg an, wurde dann nach Thüringen geschickt. Über die Stationen Eisenberg und Mühlhausen kam Nemat Kurbahni schließlich nach Erfurt, wo er inzwischen eine eigene Wohnung hat. Zur Ausbildung im Betrieb und zur Berufsschule kommt er mit Straßenbahn und Bus, berichtet der junge Mann. Er habe seit seiner Ankunft in Deutschland die Sprache erlernt.
„Über eine Betriebsbesichtigung, die wir bei Selgros regelmäßig mit Flüchtlingsgruppen durchführen, kam der Kontakt zwischen Unternehmen und Herrn Kurbahni zustande“, sagte Anja Wolf, die bei der Erfurter Kammer das Projekt betreut. Er wolle Verkäufer werden, weil man dann viel und regelmäßig Kontakt mit anderen Menschen hat, schildert Nemat Kurbahni seine Motivation.
Vor den anstehenden Prüfungen am Ende des Lehrjahres hat der Lehrling schon ein wenig Bammel. Er bereitet sich aber gewissenhaft darauf vor und wird von den Kollegen unterstützt. Ob der junge Mann nach seiner zweijährigen Ausbildung in einer Anstellung übernommen werden kann, hänge letztlich auch von seinen Leistungen in der Lehre ab, so der Chef. Motiviert sei der junge Mann auf jeden Fall und das sei nicht die schlechteste Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung.