Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Neue Tarifrunde bei der Bahn
Gewerkschaften fordern Entlastung bei den Arbeitszeiten
Berlin. Er ist wieder da: Claus Weselsky, Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Viele Bahnfahrer erinnern sich an den streit- und streiklustigen Gewerkschaftschef, der vor gut 15 Monaten in der härtesten Tarifauseinandersetzung in der Geschichte der Deutschen Bahn nicht nur den Vorstand der Bahn viele Nerven kostete. Damals wurde Weselsky in den sozialen Medien zu einem beliebten Angriffsziel bis hin zu Morddrohungen.
Am Montag beginnen in Berlin erneut die Verhandlungen zwischen der streikerprobten Gewerkschaft und dem Staatsunternehmen. Weselsky fordert für seine Leute vier Prozent mehr Geld und eine Entlastung bei den Arbeitszeiten. Eine Woche nach der GDL kommt dann die konkurrierende Eisenbahnund Verkehrsgewerkschaft (EVG) an den Verhandlungstisch. Sie verlangt bis zu sieben Prozent mehr Geld – wobei die Beschäftigten es sich aussuchen können, ob sie 2,5 Prozent davon in Form von mehr Geld oder einer kürzeren Arbeitszeit wollen. Die Gewerkschaften stehen in Konkurrenz miteinander, Bahn-personalvorstand Ulrich Weber muss in getrennten Gesprächen vergleichbare Ergebnisse erzielen. Das macht die Verhandlungen so kompliziert.
Bei der letzten Tarifrunde legten die Lokführer neunmal die Arbeit nieder. Diesmal soll es vor einem Streik einen Schlichtungsversuch geben, damit sich das zähe Ringen auf dem Rücken der Verbraucher nicht wiederholt.
Die Deutsche Bahn kämpft mit roten Zahlen und ihrer Qualität. Nach wie vor ist Pünktlichkeit ein hehres Ziel, das oft verfehlt wird. Einfache Gespräche werden es jedenfalls nicht.