Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Carl Zeiss macht fast eine Million Euro Minus
Bei der über fünf Stunden dauernden Mitgliederversammlung der Jenaer zeigt sich erneut, wie unrentabel die Regionalliga ist
Jena. Mehr als fünf Stunden hat die Mitgliederversammlung des FC Carl Zeiss getagt. Unterm Strich steht die Erkenntnis, dass die finanzielle Lage des Fußballregionalligisten äußerst angespannt ist. Ohne die Darlehen des Investors Roland Duchatelet wäre bereits in der vergangenen Saison kein Profifußball in Jena mehr möglich gewesen: Die Fußball Spielbetriebs Gmbh erwirtschaftete nämlich ein sattes Minus von 933 000 Euro.
Laut Geschäftsführer Chris Förster besteht ein strukturelles Defizit in der Regionalliga. Aus den Zuschauereinnahmen seien pro Saison abzüglich der Spieltagskosten 225 000 Euro zu erwirtschaften. Dazu kommen 1,2 Millionen Euro aus dem Sponsoring und 150 000 Euro aus Fanartikeln. Mit Spielerverkäufen und sonstigen Erlösen stehen maximal 1,7 Millionen Euro zur Verfügung.
Aber allein die Personalkosten liegen bei 1,8 Millionen Euro. Größter Brocken ist die erste Mannschaft mit 1,37 Millionen Euro. Dazu kommen noch die zweite Mannschaft (100 000 Euro), A-junioren (180 000 Euro) und Geschäftsstelle (200 000 Euro). Während andere Clubs ihre zweiten Mannschaften abmeldeten, sehen die Jenaer dies als Chance, Nachwuchsspielern eine Perspektive zu bieten.
Das Defizit lässt sich nur durch Sondereinnahmen wie den Dfb-pokal ausgleichen. Doch da blieb in der vorigen Saison weniger hängen als vermutet – laut Förster bei den Spielen gegen den Hamburger SV und den VFB Stuttgart in Summe 294 000 Euro. Offenbar haben die Kosten für die Zusatztribünen und das mobile Flutlicht sogar einen Teil der 420 000 Euro Tv-geld aufgefressen.
Allerdings waren die Erlöse letztlich doch etwas höher, da wegen der Kombitickets die Einnahmen in der Regionalliga stiegen. Das gleiche galt beim Bayern-spiel diese Saison, bei dem 561 000 Euro von den 1,2 Millionen Euro Einnahmen hängen geblieben sind. Die Bayern verzichteten auf ihren Anteil an den Einnahmen der Zusatztribünen.
Peinlich: Die Spielbetriebsgesellschaft und der Verein reklamierten beim FC Bayern das Geld jeweils für sich. Präsident Michael Russ begründet die Forderung damit, dass die Spielbetriebsgesellschaft ohne Gegenleistung Talente vom Verein erhält und beim Verein einige Spieler einen Nebenjob haben.
Nächste Saison wird der Dfbpokal die Bilanz wegen des Ausscheidens gegen Sondershausen nicht aufpolieren. Die Spieler saßen ihre Strafe für das Versagen über vier Stunden ab: Wären sie noch im Landespokal vertreten gewesen, hätten sie nicht so lange teilnehmen müssen.
Personalkosten liegen bei rund zwei Millionen