Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Rosberg fliegt im Silberpfeil in Richtung Titel
Nach dem Sieg beim Grand Prix von Japan ist dem Deutschen die Weltmeisterschaft kaum noch zu nehmen
Andernach. Der Erfurter Geher Karl Junghannß (Erfurter LAC) hat bei den deutschen Meisterschaften in Andernach ein fulminantes Debüt abgeliefert. Bei seinem ersten 50-kmwettkampf gewann er Silber und unterbot den – wahrscheinlichen – Richtwert für die WM im kommenden Jahr in London. Den Sieg sicherte sich der favorisierte WM- und Olympiateilnehmer Carl Dohmann (Baden-baden/3:47:57). Der 20-jährige Junghannß folgte dahinter mit 3:52:46 Stunden. Die Wm-norm ist zwar noch nicht offiziell veröffentlicht, wird aber nach Angaben von Bundestrainer Ronald Weigel im Bereich der Wm-norm von 2015 und damit im Bereich von 3:53 Stunden liegen. Das heißt: Junghannß gelang quasi eine Punktlandung, mit der er sich zurückmeldete in der nationalen Spitze. Denn in den vergangenen Monaten war der U18WMund U20-em-teilnehmer häufig disqualifiziert worden.
Quasi im Vorübergehen holte der gebürtige Schmöllner auch noch Silber in seiner Altersklasse, der U23, über 30 km. Den Sieg holte sich hier Jonathan Hilbert (21/LG Ohra Energie) in Bestzeit von 2:16:05 Stunden. „Durch die Ausbildung bei der Polizei fehlen Trainingskilometer, so dass ich mit dem Wettkampf sehr zufrieden bin“, meinte der Mühlhäuser. . Suzuka. Japan-sieger Nico Rosberg und Konstrukteurs-weltmeister Mercedes feierten im Konfettiregen von Suzuka, Lewis Hamilton stand bedröppelt daneben und versuchte ebenso verzweifelt wie vergeblich, seinen Frust zu verbergen. Für ihn war Platz drei hinter Rosberg und Red-bull-youngster Max Verstappen eine Niederlage – bei vier noch ausstehenden Rennen kann der überragende Formel-1-fahrer der letzten Jahre nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden.
Dass er dennoch das Herz eines Champions hat, bewies Hamilton bei der anschließenden, wenig weltmeisterlichen Aktion seines Arbeitgebers. Mercedes legte zunächst beim Automobil-weltverband FIA Protest gegen die Wertung des Rennens ein. Das Team bezog sich dabei auf die Aktion von Verstappen, der Hamilton bei dessen Überholversuch kurz vor dem Ende des Rennens regelwidrig behindert haben soll. Verstappen hatte Hamilton ausgebremst, während des Bremsvorgangs angeblich unerlaubterweise die Spur gewechselt und den Weltmeister von der Strecke gedrängt.
Da alle Beteiligten Suzuka am Sonntagabend bereits verlassen hatten, wollte die FIA erst im Rahmen des nächsten Rennens in Austin/texas (23. Oktober) über den Protest entscheiden. Bis dahin sollte das Ergebnis von Japan inoffiziell bleiben. Als Hamilton von dem Protest erfuhr, mischte er sich via Twitter ein. „Kein Protest von meiner Seite“, schrieb er: „Ich habe gehört, das Team hat Protest eingelegt, aber ich habe ihnen davon abgeraten. Max ist gut gefahren. Wir sind Champions und blicken nach vorne. Ende.“In einem ersten, wenig später gelöschten Tweet hatte er geschrieben: „Irgendein Idiot hat gesagt, wir hätten Protest eingelegt.“
Rosberg kann das alles egal sein, für ihn könnten die Zeichen nicht besser stehen: In den letzten vier Jahren wurde der Sieger von Suzuka am Ende auch Weltmeister – 2012 und 2013 Sebastian Vettel im Red Bull, 2014 und 2015 Lewis Hamilton im Mercedes. „Ein Spitzen-wochenende mit einem fantastischen Ausgang“, sagte Rosberg bei der Siegerehrung: „Der Wm-titel ist nach den Anstrengungen der vergangenen Wochen und Monate eine verdiente Auszeichnung für dieses fantastische Team.“
Lewis Hamilton muss stattdessen wohl erst einmal seinen Frust bewältigen. Wie ein Anfänger war er beim Start fast stehengeblieben und fand sich nach der ersten Runde auf Platz acht wieder. Seine Aufholjagd war zwar bravourös, er konnte damit aber nicht ausreichend Schadensbegrenzung betreiben. Der Zweite des Qualifyings kam nach dem Verlöschen der Ampeln einfach nicht vom Fleck, rechts und links flogen die Kontrahenten an ihm vorbei.
Danach kämpfte sich Hamilton nach vorne und profitierte am Ende auch von einer erneut missglückten Strategie von Ferrari, die den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel einen Platz auf dem Podium kostete. Vettel fuhr ein ordentliches Rennen, das er nach Rosbergs zweitem Boxenstopp zwischenzeitlich sogar anführte.
Dann aber blieb er auf dem Weg zu seinem zweiten, viel zu späten Boxenstopp beim Überrunden langsamer Autos im Verkehr stecken und verlor seinen sicher geglaubten Podiumsplatz „Die Entscheidung, so lange draußen zu bleiben, haben wir gemeinsam getroffen, das Team am Kommandostand und ich im Auto“, sagte Vettel. sid
Hamilton bleibt beim Start einfach stehen