Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Frodeno krönt deutschen Dreifachsieg auf Hawaii
Der Olympiasieger von 2008 wiederholt beim Ironman seinen Vorjahreserfolg. Sebastian Kienle und Patrick Lange auf den Plätzen
Kailua Kona. Nach über acht Stunden Leiden im Paradies wurde Jan Frodeno von zwei Triathlon-legenden im Ziel des Ironman auf Hawaii empfangen. Die Rekordsieger Dave Scott und Mark Allen hielten das Band auf dem Alii Drive in Kailua Kona, als Frodeno mehr taumelnd als laufend seine 225 Kilometer lange Höllen-tour mit seinem zweiten Sieg beim legendären Langstrecken-rennen beendete.
Er habe noch nie bei einem Rennen so gelitten. „Es war die Hölle“, sagte der 35-Jährige nach dem 8:06:30 Stunden langen Kampf mit den Wellen im Pazifik, gegen den Wind auf dem Rad, der unmenschlichen Hitze beim Laufen – und gegen sich selbst. „Heute hat mir mein Körper nichts geschenkt.“
Nach 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und einem Marathon-lauf lag Frodeno etwas mehr als dreieinhalb Minuten vor seinem Kumpel und schärfsten Konkurrenten Sebastian Kienle. Dritter wurde bei der 40. Auflage des Rennens der überraschend starke Hawaiidebütant Patrick Lange aus Darmstadt. Damit war das zweite deutsche Podium beim legendärsten Triathlon seit 1997 perfekt. Vor 19 Jahren hattethomas Helllriegel vor Jürgen Zäck und Lothar Leder gewonnen.
Wie stark die Deutschen in diesem Jahr auf Hawaii waren, zeigten auch der fünfte Platz von Andreas Böcherer und der siebte Rang von Boris Stein. Da ging fast unter, dass Anja Beranek als Vierte bei den Frauen ebenfalls ein überragendes Ergebnis erzielte. An die Schweizerin Daniela Ryf reichte die Fürtherin aber nicht heran. Die Vorjahressiegerin gewann mit Streckenrekord in 8:46:46 Stunden.
Der alles überragende Mann aber war wieder einmal Jan Frodeno. Er ist nach seinem zweiten Triumph auf dem besten Weg, eine Legende wie die jeweils sechsfachen Hawaii-sieger Scott und Allen zu werden.
Im vergangenen Jahr schrieb der Kölner bereits Geschichte, als er als erster Olympiasieger in Kona auch den Wm-titel der „Eisenmänner“holte. Zudem gewann er 2015 den Em-titel und die Weltmeisterschaft über die 70.3-Strecke. Und im Juli erst knackte er in Roth in 7:35:39 Stunden den Weltrekord.
Nun gelang ihm erneut Historisches: Als erster Deutscher schaffte er auf Hawaii die Titelverteidigung. Zugleich ist er der zweite deutsche Triathlet nach Normann Stadler (2004/2006), der sich zweimal den Siegerkranz aufsetzen lassen durfte.
Vor dem diesjährigen Rennen wurde allein dem 2014-Weltmeister Kienle zugetraut, ihn zu gefährden. „Ich war heute wieder ganz klar der Erste – der erste Verfolger von Jan“, meinte der 32-Jährige aus Mühlacker mit einem Lächeln. „Ich hoffe, ich habe dem Jan es heute so schwer gemacht wie möglich.“
Zumindest gelang ihm das bis etwa Lauf-kilometer 15. Bis dahin waren die beiden Freunde Schulter und Schulter unterwegs. Zuvor hatte Kienle auf der Radstrecke auf Big Island seinen Rückstand von über vier Minuten nach dem Schwimmen wettgemacht. Auch weil Frodeno mit Problemen zu kämpfen hatte: „Ich hatte echt beschissene Beine auf dem Rad und habe schon das Schlimmste für das Laufen vermutet“, sagte er. Am Anfang der Hitzeschlacht auf der Laufstrecke plauderten und lachten Frodeno und Kienle noch miteinander. Doch nach 15 Kilometern setzte sich der Titelverteidiger ab. Während Frodeno ungefährdet zum Sieg eilte, rauschte Rookie Patrick Lange von hinten heran.
Nach dem Radkurs noch auf Rang 23, überholte er beim Laufen einen Konkurrenten nach dem anderen und feierte seinen dritten Platz im Ziel ausgelassen. „Das ist ein unfassbarer Cocktail von Gefühlen“, sagte der 30-Jährige. „Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut.“
Der Schützling des einstigen Hawaii-siegers Faris Al-sultan aus München knackte den 27 Jahre alten Streckenrekord für den Marathon von Mark Allen. In 2:39:45 Minuten war der 30Jährige 19 Sekunden schneller als der Amerikaner 1989. dpa
Frodeno schafft wieder Historisches