Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Lebenshilfe feiert 25. Geburtstag nach
Neuer und handlungsfähiger Vorstand soll vor allem die Wohnungssorgen geistig und mehrfach behinderter Erwachsener lösen helfen
Sömmerda. Den 25. Geburtstag haben sie bei der Sömmerdaer Lebenshilfe nicht groß gefeiert. dafür jetzt das 26-jährige Bestehen. Es machte sich wohl auch deshalb besser, weil zur unrunden Feier ein neu gewählter kompletter Vorstand vorgestellt werden konnte. Chefin Karin Kuhl, vom ersten Tag an Vorstandsmitglied, deutete gegenüber unserer Zeitung nur an, dass es gar nicht so leicht sei, immer wieder neue Mitstreiter zu finden. „Es hat nicht viel gefehlt, und die Lebenshilfe Sömmerda wäre kaputt gewesen“, sagte sie nur. Nun gelte es, wieder Stabilität in die Vorstands- und Vereinsarbeit zu bringen.
Was die Sömmerdaer Gliederung, eine der ersten, die sich nach der Wende im Freistaat Thüringen neu gründeten, sich und für die von ihr betreuten geistig und mehrfach Behinderten seit der Gründungsversammlung am 28. September 1990 aufgebaut hat, kann sich sehen lassen. Karin Kuhl wies darauf in ihrer Festrede hin.
Zur Gründung hatte die Lebenshilfe Sömmerda 72 Mitglieder, heute sind es 97, darunter 34 Betroffene. „Als andere noch darüber diskutierten, ob geistig Behinderte in einer Lebenshilfeorganisation Vorstandsmitglieder sein können, war das bei uns von Anfang an der Fall“, erinnert sich Kuhl an eine Vorreiterrolle der Sömmerdaer. Hauptanliegen war es, erwachsenen geistig behinderten Menschen angemessenen Wohnraum und Betreuung bieten zu können, sie „auf dem steinigen Weg in die gesellschaftliche Normalität zu begleiten“. Man wolle Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Heute firmiere das unter den Schlagworten Teilhabe und Inklusion, sagte Kuhl. Die anfangs (1991) von der Lebenshilfe aufgebaute Werkstatt für Behinderte ist seit 1994 in Trägerschaft der Stiftung Finneck. Kuhl nutzte das Jubiläum und die Anwesenheit von Stiftungs-vorstand Joachim Stopp dazu, die gute Zusammenarbeit zu betonen. „Das läuft prima“, sagte sie, um auch darzustellen, dass viele, mit dem Einsatz von Abm-kräften aufgebaute Angebote nunmehr ehrenamtlich nur schwer aufrecht zu erhalten seien.
Sie strich die Bedeutung der seit 1992 vorangetriebenen und 1997 eröffneten Wohnstätte der Lebenshilfe mit 36 Plätzen heraus. Und dass diese längst ausgelastet sei. Es gebe offene Anträge. Auch die entstandenen Außenwohnungen deckten den Bedarf nicht. „Das sind unsere Zukunftsaufgaben“, strich Kuhl heraus und bat dazu die Wohnungsunternehmen ins Boot.