Thüringer Allgemeine (Sömmerda)
Lehrer und Polizisten demonstrieren in Erfurt
Forderung nach sechs Prozent Lohnplus lautstark bekräftigt. Finanzministerin spricht sich für moderaten Abschluss aus
Erfurt. Die Straßenbahnen blieben stehen und aus den Geschäften kamen die Verkäuferinnen, um nachzusehen, wer sich lärmend durch die Erfurter Innenstadt bewegt. Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Kettensägen machten die Demonstranten auf sich und ihr Anliegen aufmerksam,
Lehrer- und Erzieherinnen, Polizisten, Beschäftigte von Universitäten und vom Landesforst zogen gestern gemeinsam vom Erfurter Fischmarkt zur Staatskanzlei.
„Wir sind hier zusammengekommen, um unsere Forderungen in der laufenden Tarifauseinandersetzung für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in den Ländern zu bekräftigen“, erklärte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Thüringen, Kathrin Vitzthum. Die Gewerkschaft hatte Thüringens Lehrer zum Warnstreik aufgerufen. Lehrer und Erzieher aus allen Landesteilen waren mit Bussen zur Demonstration nach Erfurt gekommen.
Nach Schätzungen der Polizei zogen etwa 800 bis 1000 Demonstranten durch die Erfurter Innenstadt.
Es gehe um die Wertschätzung der Arbeit der Beschäftigten, erklärte Thüringens DGBCHEF Sandro Witt. „Sechs Prozent müssen drin sein“, unterstützte Witt die Forderung der Gewerkschaften.
Und auf die Frage, wer diese Lohnerhöhung bezahlen solle, habe er auch eine Antwort, versicherte Sandro Witt und forderte erneut eine Vermögenssteuer. „Wir brauchen mehr Polizisten und mehr Lehrer, denn Sicherheit und Bildung stehen ganz oben auf der Tagesordnung“, erklärte der Gewerkschafter.
Die Behauptung, dass kein Geld da sei, stimme nicht, angesichts der besten Steuereinnahmen von Bund und Ländern seit Jahren, so der Chef des Beamtenbundes in Thüringen, Helmut Liebermann.
Sie werbe für einen moderaten Tarifabschluss, sagte Thüringens Finanzministerin Heike Taubert (SPD) und erntete Pfiffe und Buhrufe. „Wir müssen eine Balance wahren zwischen Personalausgaben und Investitionen etwa in Straßen und Hochschulen“, sagte Taubert. Er habe keinen Grund, sich für die Rede der Ministerin zu bedanken, entgegnete der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Kai Christ. Schon die vorangegangene Lohnrunde sei eine Nullrunde gewesen.